Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Sandra Högl, Alexander Hoffelner © Katharina Wocelka

Klassische Begleitmusik zum Mord: Es war nicht die Fünfte, es war die Neunte

Alexander Hoffelner, Ronny Hein © Katharina Wocelka

Ein Leckerbissen für Freunde schwarzer Komödien

Welcher Mann wünscht sich das nicht: An einem einsamen Badestrand eine bildhübsche Frau kennen zu lernen. Wenn sie aber damit herausrückt, dass sie sein an der Straße geparktes Auto schwer beschädigt hat, wem vergeht da nicht jede Lust auf ein erotisches Abenteuer?! Wenn sie dann auf dem Heimweg zwar die Chauffeurin gibt, aber einen Unfall mit zwei Toten baut und die Schuld auf ihren Beifahrer schiebt, indem sie bei der Polizei ihn als Lenker angibt und ihm damit einen Gefängnisaufenthalt verschafft, dann sollte man meinen, dass von zarten Gefühlen seinerseits keine Rede mehr sein kann. Dieser Bruno ist aber aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt. Er ärgert sich zwar mächtig, kann dem zudringlichen Charme von Eva aber nicht widerstehen, auch dann nicht, als sie ihn ins Irrenhaushaus bringt, und das alles nur, um ihn vor der mehrjährigen Haft für fahrlässige Tötung zu bewahren. Sie meint es überhaupt gut mit ihren Männern, denn auch ihr Ehegatte muss einfach sterben, weil er sie nicht mehr liebt: Es ist einfach das Beste für ihn.

Alexander Hoffelner, Sandra Högl © Katharina Wocelka

Der italienische Dramatiker Aldo Nicolaj hat mit dem Stück ES WAR NICHT DIE FÜNFTE, ES WAR DIE NEUNTE einer solchen bis zum Mord überaus betulichen Frauengestalt Leben verliehen. Sie kauft nur einfärbige Socken, obwohl er gemusterte liebt, sucht seine Krawatten nach ihrem Geschmack aus, seift ihm in der Badewanne den Rücken ein und weicht den ganzen Tag keine Minute von seiner Seite. Er liebt klassische Musik, sie kann solche Klänge nicht ausstehen.

Sandra Högl, Ronny Hein © Katharina Wocelka

Er liest gerne Bücher, sie findet derlei Zeitvertreib unnnötig, schließlich hat er doch sie zum lieben. Aber wehe dem Mann, wenn er eigene Entscheidungen trifft. Wenn dann noch zwei dieser von ihr betreuten männlichen Exemplare aufeinandertreffen, was dann passiert, ist ein Stoff, der überaus witzige Situationen und vor allem einen überraschenden Ausgang nimmt. Mit einzelnen Szenen wird Spannung aufgebaut, die sich aufgrund der Gags und sprachlichen Pointen im Lachen  der Zuschauer löst.

Angelica Schütz von ANGELITERA hat diese Dreiecksbeziehung im Theater Center Forum inszeniert und damit einen Leckerbissen für Freunde schwarzer Komödien nach Wien gebracht. Erwin Bail, ein alter Profi in Sachen Bühne, hat mit sparsamsten Mitteln für jede Situation den passenden Hintergrund geschaffen. Es genügen ein paar drehbare Wände, einige Tafeln und ein Sofa mit und ohne Überwurf, schon ist man auf einem Badestrand, im Spital, hinter Gittern, im Irrenhaus, in einer Junggesellenbleibe oder in einem eleganten Wohnzimmer.

Im jeweiligen Ambiente treibt Sandra Högl als Eva ihr in jeder Beziehung verführerisches Unwesen. Alexander Hoffelner ist das eine ihrer Opfer, das von ihr angefeuert wird: „Bruno, du wirst ein großartiger Mörder sein!“ Der andere Leitragende, ihr Mann Mario, ist Ronny Hein, ein sympathischer Ehekrüppel, der seine Freiheit im Lesen astronomischer Bücher sucht und erschlagen werden soll. Ob die Begleitmusik zum alles erlösenden Mord nun die Fünfte ist oder nicht doch die Neunte, das wird nicht verraten, das muss man selbst erleben. Jedenfalls, es ist ein Mordsspaß.

Sandra Högl (Eva) © Katharina Wocelka
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