Kultur und Wein

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Richard III Ensmeble © Brinski & Grünberg

RICHARD III Die Krone auf dem Haupt eines Monsters

Richard III Keyfoto © Bronski & Gründberg

Bösartig, blutrünstig, gezeichnet und trotzdem unsterblich

„Ein Pferd, ein Pferd, mein Königreich geb´ ich euch für ein Pferd“, lässt William Shakespeare in seinem Drama „Richard III“ den König über das Schlachtfeld rufen. Aber auch eine Reitgelegenheit hätte ihn wohl kaum den Kampf gewinnen lassen. Richard hatte keine Getreuen mehr, ganz im Gegensatz zu Richmond, der ihm mit einer eingeschworenen Streitmacht gegenüber stand. Die kurze Regierungszeit dieses nur mit Mord und Tücke auf den Thron gekommenen Sprösslings derer von York war damit beendet. Bis es aber zu diesem blutigen Happy End kommt, darf seit über 400 Jahren das Publikum mit wohligem Gruseln die Machenschaften dieses Monsters aus königlichem Geblüt im sicheren Dunkel des Zuschauerraumes verfolgen. Richard lässt mit einer Seelenruhe ohnegleichen den Bruder George umbringen, reibt sich fröhlich die Hände, als der regierende Bruder Edward IV früh stirbt und freit schamlos um die ihn von Grund auf hassende Anne. Sie ist Witwe des Prinzen Edward und Tochter König Henry VI aus dem Hause Lancaster, die beide von Richard beseitigt worden waren. Er treibt die Grausamkeit auf die Spitze, als er seine Neffen Edward und Richard ermorden lässt und die Stirn hat, bei der trauernden Mutter Elisabeth um die Hand seiner Nichte anzuhalten, nachdem er Anne ins Jenseits befördert hat. Eine solche Gestalt ist selbstredend würdig, dass ihr vom größten Dramatiker der Literaturgeschichte ein Stück gewidmet wurde. Sie gibt einfach für das Theater unendlich viel her, nicht nur für die Zuschauer, sondern auch für den Hauptdarsteller.

 

Im Bronski und Grünberg ist Josef Ellers Richard. Er wird zum Buckligen mit der verkrüppelten Linken, der mit teuflischem Grinsen die von ihm verursachten Todesfälle damit quittiert, dass er deren Namen auf der Kulisse mit roter Farbe ausstreicht. Es muss dazu gesagt werden, dass die Ausstattung faszinierend schlicht ist, nichts als eine weiße Wand, auf der stilisiert die Genealogie der von York und derer von Lancaster aufgezeichnet ist. Dazwischen stehen die Namen der Lords und Bürger, die in diesem Stück zu Wort kommen. Damit auch das Publikum weiß, wer von den drei anderen Schauspielern (Sophie Aujesky, David Jakob, Johanna Rahm) grad wen spielt, sind bei den Namen Requisiten, zum Beispiel beim Bürgermeister ein Weinglas mit Henkel – was natürlich Lacher im Publikum gebracht hat, oder Papierkronen bei den beiden Prinzen, die von ihrer Mörderin nur angezündet zu werden brauchen, damit klar ist, dass sie nicht mehr am Leben sind (Bühne und Kostüm: Daniel Sommergruber).

 

Helena Scheuba hat für ihre Inszenierung den Shakespeare selbst übersetzt und damit für das Ensemble ideal zurecht geschneidert. Ermüdende Wortkaskaden werden vermieden und damit Monologe und Dialoge wunderbar verständlich. Augenzwinkern und der lockere Umgang mit den Geschlechtern gehören zum Konzept. So lässt sie die beiden Mörder, in ihrem Fall die Mörderinnen Aujesky und Rahm, mit erfrischender Komik an ihrem Auftrag zweifeln und den sehr männlichen David Jakob als verbitterte Witwe Margaret den verhassten Richard schrecklich verfluchen. Wer bisher vor den Königsdramen nicht zu Unrecht einen Bammel hatte, im Bronsky und Grünberg kann er einen solchen bei „Richard III“ getrost vergessen. „Maybe I´m Foolish“ tönt es nach dem Schlachtenlärm am Anfang aus den Lautsprechern und damit ist das Programm für diesen reizvoll ungewöhnlichen Abend mit einer der düstersten Figuren von William Shakespeare fixiert.

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