Kultur und Wein

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Familie und Weingut Hellmer in Fels am Wagram

Löss ist eine Leidenschaft

Aufmerksamen Weinfreunden sind „Steinagrund“ und „Mitterweg“ bestimmt ein Begriff. In beiden Fällen handelt es sich um Grünen Veltliner vom Wagram. Der Name des Winzers mag im ersten Moment noch kurzes Nachdenken hervorrufen, wird aber bald abgelöst von einem „Ah ja! Freilich, der Hellmer!“ Das sympathische Familienweingut aus Fels am Wagram schafft es immer wieder, bei Verkostungen oder Prämierungen auch im Kreise ganz großer Wagramer mit der hervorragenden Qualität vor allem seiner Grünen Veltliner hervorzustechen. Reinhard Hellmer ist der Weinmacher, seine Frau Doris Managerin und charmante Vermittlerin zum Kunden. Im Einsatz stehen auch der Rest der Familie, wie Opa Rudolf und Oma Anna und sogar der kleine Julian. Aus Freude über seine Geburt wurde der Jungwein „Lauser“ kreiert.

„leicht.sinnig“ ist die erste Lese in der Riede Steinagrund, die so heißt wie die Kellergasse, eine von sieben, die sich nördlich des Ortes Fels malerisch durch die sanften Hügel ziehen. Die Hälfte der Trauben bleibt dann noch eine gute Weile am Stock, mit dem Ergebnis eines großen Prädikatsweins, einer Grand Reserve, eben dem „Steinagrund“. Ausgebaut wird er im Holz und zeichnet sich mit feinen Röstnoten und langer Haltbarkeit aus.

Reinhard Hellmer gerät ins Schwärmen, wenn er über die Steinagrund spricht: „Eine Toplage! Acht Meter tiefer Löss speichert genügend Feuchtigkeit.“ Der Beweis ist eine imposante Laubwand noch Ende des Sommers und Trauben wie aus dem Bilderbuch. „Da ist Kraft, da ist Power dahinter. Ende August haben sie schon 15 Grad Zucker. Bis November können sie noch Gas geben und haben dann nicht selten 20 Grad. 25 Jahre sind die Stöcke alt und werden auch in zehn Jahren noch eine schöne Ernte bringen.“

Der zweite Lagenwein ist der „Mitterweg“. Die Stöcke sind an die 40 Jahre alt, der Ertrag wird somit natürlich reduziert, was wiederum die Qualität konzentriert. Der Boden ist gleichfalls tiefgründiger Löss, der speziell dem Wagramer Grünen Veltliner seine so besonders ansprechende und charakteristische mineralische Note verleiht.

Einen nicht unwesentlichen Anteil daran, davon ist Reinhard Hellmer überzeugt, hat auch die sanfte Pressung der Trauben im Ganzen, also mit den Stielen. Beide, sowohl der „Steinagrund“ als auch der „Mitterweg“ waren bereits bei ihrer ersten Einreichung bei der IWC London erfolgreich. Doris Hellmer, die auch auf eine Reihe heimischer Auszeichnungen wie SALON, AWC Gold, Ö1 Wein usw. verweisen kann: „Auf so einen internationalen Preis ist man trotzdem besonders stolz.“

Die Verarbeitung der Trauben erfolgt längst im modernen Betrieb drinnen im Ort. Draußen in der Kellergasse Steinagrund darf nur mehr der Rotwein in den wunderschönen alten Fässern reifen. Betreut wird er dabei von Rudolf Hellmer, der seinerzeit in den gewölbten Schläuchen dieses Kellers seinen gesamten Wein hergestellt hat. Im Bauernhaus in der Ortschaft wurde noch Vieh gehalten und von dort aus die weiten Felder um den Ort herum bewirtschaftet.

Sein jüngster Sohn Reinhard hat sich auf Wein spezialisiert, was bei sieben Hektar und zugekauften Trauben von weiteren drei Hektar genügend Arbeit schafft, und überlässt seinem Vater gerne den alten Keller. Wenn dessen Tür offen steht, ist auch Rudolf Hellmer nicht weit und einer Plauderei, verbunden mit einem Kostschluckerl, nicht abgeneigt.

 

„Früher hat das Weingut Wagner geheißen“, erzählt Rudolf Hellmer. Er hat die Tochter des Weinbauern geheiratet und damit einen neuen Namen gebracht. Auf einer Tafel am Kellerhaus findet sich die Jahreszahl 1845. Seine Geschichte beginnt jedoch bereits im 16. Jahrhundert mit der urkundlichen Erwähnung eines Kasper Wagner 1580. Anno Domini 1780 wurde von Josef II. an Sebastian Wagner ein Familienwappen verliehen, mit einer Weintraube, gehalten von zwei stilisierten Löwen, und den Buchstaben S. und W. Guter Wein vom Wagram fand also schon damals von allerhöchster Stelle entsprechende Wertschätzung

Wenn sich seither auch die Voraussetzungen in der Herstellung gewandelt haben mögen, so ist dennoch jeder Schluck Hellmer-Wein eine unwiderstehliche Einladung, die Romantik einer Kellergasse in einer der tiefen Lössschluchten zu genießen.

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