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Foto © HGM/Litscher/Stimmungsaufnahmen der neuen Ersten Weltkriegsausstellung im HGM

Neugestaltung der permanenten Ausstellung „Der Erste Weltkrieg“

Foto © HGM/Litscher/Stimmungsaufnahmen der neuen Ersten Weltkriegsausstellung im HGM

Die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts wird mehr als ausführlich ins Gedächtnis gerufen

„Kriege gehören ins Museum“ verkündet das Heeresgeschichtliche Museum (HGM) und begründet damit das Recht auf seine Existenz als Musenstätte. Dass dieses Motto leider nur ein frommer Wunsch ist, müssen wir tagtäglich aus den Nachrichten erfahren. Trotzdem ist vielleicht ein eingehender Blick auf vergangenes Blutvergießen ein heilsamer Schritt, um Nationalismus und Völkerhass zu überdenken. Der Erste Weltkrieg, dessen Ausbruch sich heuer zum 100. Mal jährt, ist eine solche Gelegenheit. Er ist uns noch nahe genug, um nicht als historisches Ereignis abgetan zu werden. Vor allem sind es seine Auswirkungen, die bis heute zu spüren sind. Europas Landkarte wurde neu gezeichnet und damit ein Prozess eingeleitet, der noch lange nicht abgeschlossen sein wird. Außerdem war es der erste „moderne“ Krieg, in dem Methoden der Vernichtung eingesetzt wurden, die sich lediglich in ihren Auswirkungen in schrecklicher Weise weiterentwickelt haben.

Foto © HGM/Litscher/Stimmungsaufnahmen der neuen Ersten Weltkriegsausstellung im HGM

Dem Anlass entsprechend wurde vom HGM deshalb die permanente Ausstellung „Der Erste Weltkrieg“ neu konzipiert. Man erkennt das Neue jedoch nicht auf den ersten Blick. Es ist einfach die Fülle an Objekten, der die Gestalter offenbar erlegen sind. Weniger, viel weniger wäre mehr. Anstelle unzähliger Uniformen, Waffen und Druckwerken brächte eine gezielte Auswahl erstens mehr Übersichtlichkeit, zweitens einen wesentlich leichteren Zugang zur tatsächlich gut gemeinten Intention, den „Ersten Weltkrieg“ als „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ spürbar zu machen.

Foto © HGM/Litscher/Stimmungsaufnahmen der neuen Ersten Weltkriegsausstellung im HGM

Man muss schon sehr genau hinschauen, um die räumlichen, zeitlichen und thematischen Schwerpunkte zu entdecken, die der Neugestaltung zugrunde liegen. Es wurden „Querschnitts“-Bereiche eingebaut, in denen beispielsweise die erstaunliche Kriegsbegeisterung dieser Tage aufgegriffen wird, oder „Verwundung und Tod“ deutlich gemacht werden. Dazu kommen die Themen „Pflege und Trauer“, „Frau im Krieg“ oder „Kriegserinnerung“.

Selbstverständlich steht ganz am Anfang das Automobil, in dem das Thronfolgerpaar in Sarajevo erschossen wurde. Von dort sind es nur ein paar Schritte zur Panzerkuppel der Festung Przemysl mit den Einschussspuren, der riesigen 38 cm Haubitze und einem bedrohlich über den Köpfen schwebenden Flugzeug. Der Besucher wird durch einen Schützengraben geführt, um ihm das Gefühl zu vermitteln, wie es einem Soldaten an der jahrelang festgefressenen Front ergangen sein mag. An dieser Stelle wird erstmals begreiflich, wie sinnlos das Warten auf den Tod sein musste. Die feschen Uniformen und eleganten Marschallstäbe der Generäle in der Vitrine genau über seinem Kopf mögen ihn wenig getröstet haben.

Am wenigsten begreiflich erscheint uns Nachgeborenen jedoch der Fanatismus, mit dem Künstler, große Künstler Propaganda für diesen Krieg gemacht haben. Sogar Egon Schiele ließ sich angeblich dafür einspannen. Als Beweis wird eine Skizze des Künstlers gezeigt. An der Wand gegenüber hängt das Kolossalgemälde von Albin Egger-Lienz „Die Namenlosen 1914“. Auch Egger-Lienz war anfangs ein Befürworter des Krieges.

Foto © HGM/Litscher/Stimmungsaufnahmen der neuen Ersten Weltkriegsausstellung im HGM

In diesem Werk macht er aber mehr als deutlich, dass er bereits umgedacht hatte. Die gebückt ihrem Untergang entgegen ziehenden grauen Gestalten sind ein beredtes Manifest nicht nur gegen den Ersten Weltkrieg, sondern gegen jedes Völkerschlachten dieser Welt.

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