Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Study Lounge © KHM-Museumsverband

Study Lounge © KHM-Museumsverband

RENAISSANCE IN NORDEN & die Meister Holbein, Burgkmair, Dürer

Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband

Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband

Eine Zeitenwende in der Kunst anhand einer überwältigenden Fülle an Werken erzählt

Kunst braucht Geld. Zu finden war es im frühen 16. Jahrhundert in Augsburg, einer Stadt, die bis heute selbstbewusst auf ihre römischen Wurzeln verweist und damals von ihrer idealen geographischen Lage aus den Handel in Mitteleuropa dirigierte. Kaufmannsfamilien wie die Fugger und Welser waren zu sagenhaftem Reichtum gekommen und genossen eine unvergleichlich dichte Vernetzung bis ganz nach oben. Die Herrschenden waren aus verschiedensten Gründen stets in Geldnöten, das ihnen bereitwillig von den in den Adelsstand strebenden Bürgern vorgestreckt wurde. Kaiser Maximilian I. war Stammgast in Augsburg, zumal er dort nicht nur finanzielle Unterstützung erwarten durfte, sondern auch die entsprechenden Künstler für seine persönliche PR vorfand. So ließ er seine Gunst vor allem Hans Burgkmair d. Ä. zukommen. Als Vermittler trat ein hochgeachteter Humanist und Sammler italienischer Artefakte auf. Konrad Peutinger gilt in Sachen Kunst als der wichtigste Berater des Monarchen. Dazu kamen Großereignisse wie die dort ausgetragenen Reichstage, die das Geschehen mit internationalen Impulsen und kulturellem Austausch befeuerten und nicht zuletzt die südlich der Alpen entstandene Renaissance in den Norden brachten.

Albrecht Dürer (1471–1528) Das Rhinozeros 1515 © Public Domain

o: Albrecht Dürer (1471–1528) Das Rhinozeros 1515 © Public Domain

r.: Hans Burgkmair d.Ä. (1473–1531) Die mystische Vermählung der hl. Katharina 1520 © Landesmuseum Hannover – ARTOTHEK

Hans Burgkmair d.Ä. (1473–1531) Die mystische Vermählung der hl. Katharina 1520 © Landesmuseum Hanno

In diesem für die Kunstwelt äußerst fruchtbaren Umfeld ist auch die große Frühjahrsausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien angesiedelt. Guido Messling, Kurator für Deutsche Malerei, hat für „HOLBEIN. BURGKMAIR. DÜRER. RENAISSANCE IM NORDEN“ (bis 30. Juni 2024) gemeinsam aus den Beständen des Hauses und geliehenen Objekten unter Mithilfe des Städel Museums Frankfurt einen faszinierenden Rundgang durch das Schaffen in dieser blühenden Epoche gestaltet. 170 hochkarätige Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, Druckgrafiken, Goldschmiede- und Plattnerarbeiten lassen darüber staunen, was sich damals in Augsburg an künstlerischer und handwerklicher Innovation in den jeweiligen Werkstätten zugetragen hat.

Die im Titel erwähnten Namen richten sich in erster Linie an das Werk von Hans Holbein d. Ä.. (um 1464-1524), Hans Burgkmair d. Ä. (1473-1531) und Albrecht Dürer (1571.1428). Ein Prunkharnisch aus der Werkstatt von Kolman Helmschmid empfängt die Besucher, um auf die Auseinandersetzung dieser Tage zwischen dem „letzten Ritter“ und dem Aufbruch in die Neuzeit hinzuweisen. Im stimmungsvollen Licht der Säle und Kabinette begegnet man auf zahllosen Porträts damals bedeutender Menschen wie dem Ehepaar Jacob und Dorothea Meyer zum Hasen (auf Lindenholz gemalt von Hans Holbein d. Ä.), Kaiser Friedrich III. (auf Fichtenholz festgehalten von Hans Burgkmair d. Ä.) oder Jakob Fugger (immer wieder gezeichnet und gemalt von Albrecht Dürer). Bibelszenen und Heilige kommen nicht zu kurz, sie waren unerlässliche Beweise für die Frömmigkeit der Auftraggeber. Und dennoch hat ein eher kleines Bild das Zeug in sich, zum Star dieser Schau zu werden. Es handelt sich um „Das Rhinozeros“ von Albrecht Dürer, der dieses exotische Tier 1515 erstaunlich lebensecht in einem Holzschnitt dargestellt hat.

Hans Burgkmair d.Ä. (1473–1531) Bildnis des Hans Schellenberger 1505 © Rheinisches Bildarchiv, Köln

Hans Burgkmair d.Ä. (1473–1531) Bildnis des Hans Schellenberger 1505 © Rheinisches Bildarchiv, Köln

Erschienen ist dazu eine umfangreiche Publikation, die den Schaugenuss zuhause nacherleben lässt und mit einer Menge nützlicher Informationen einen Anreiz für den weiteren Besuch des KHM bietet. Ein umfassendes Rahmenprogramm begleitet die Ausstellung mit Führungen, Vorträgen, Workshops und dem interdisziplinären Symposium „Das Heute der Renaissance“, das heuer im Kunsthistorischen Museum, auf der Schallaburg und in Schloss Ambras anlässlich „2024 – Jahr der Renaissance“ stattfinden wird.

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