Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


 

Mittlerweile ohne Aufregung: die neue Schau der Körperwelten

Ethik und Sensation in wohltuender Balance

Der Spitzentänzer © Gunther von Hagens,Heidelberg / Deutschland

Eines darf man nicht vergessen: Jedes der in „Körperwelten“ gezeigten Präparate ist ein Mensch, oder stammt von einem Menschen. Er hat von sich aus seinen Körper dafür zur Verfügung gestellt. Sein Name und sein Schicksal bleiben dem Besucher unbekannt. Im Schutz dieser Anonymität hat ihm Gunther von Hagens mit der von ihm entwickelten Methode des Plastinierens das Weiterbestehen ermöglicht. Diese Menschen sind irgendwann gestorben, aber sie sind nicht tot. Sie erfüllen die bedeutende Aufgabe, uns Lebenden einen neuen Blickwinkel auf unseren eigenen Körper zu vermitteln.

KÖRPERWELTEN & Der Zyklus des Lebens (bis 11. August 2013 im Naturhistorischen Museum Wien) ist genau aus diesem Grund eine aufregende Ausstellung. Durch das Vergrößerungsglas erkennt man an einem wenige Wochen alten Embryo bereits deutlich Formen des menschlichen Körpers. Föten in mehreren Altersstufen, eine präparierte Plazenta und eine geöffnete Gebärmutter stehen am Beginn dieser unmittelbaren Dokumentation unserer Lebensreise. Sie führt entlang von lebensnahen Situationen, dargestellt durch sensationelle Ganzkörper-Präparate, und mahnt mit Details wie schwarzer Raucherlunge und einem Herzen mit verheiltem Infarkt eindringlich vor einem zu frühen Ende.

 

Kuratorin der Ausstellung ist Dr. Angelina Whalley. Sie ist promovierte Ärztin und hat ihren späteren Mann, Gunther von Hagens, bei einem von ihm geleiteten Sezierkurs kennengelernt. 1995 übernahm sie die Rolle der kreativen und konzeptionellen Gestalterin der KÖRPERWELTEN. Ihr erklärtes Ziel: Präparate, Organe und Plastinate so zu präsentieren, dass sich die Besucher direkt angesprochen fühlen. Die – nicht zu übersehende – Mission der mittlerweile weltweiten Gesundheitsaufklärung soll auf „dramatische, eingängige und attraktive Weise“ (Dr. Whalley) dargestellt werden, mit dem Körper als beinahe selbständigen Organismus, für den allerdings der ihm zugewiesene Mensch entsprechende Verantwortung aufbringen sollte.

l.g.o., l.o. u.r. u. Titelseite: Ausstellungsansicht NHM @ Kurt Kracher

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