Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Frau Franzi als König Lear © Bettina Frenzel

FRAU FRANZI präsentiert ihre wahrhaft illustre Gästeliste

Frau Franzi als Richard III. © Ilse Teix

Othello ist ein schwarzer Handschuh und der Tod nichts anderes als ein Wischmop

An Frau Franzi könnten sich Regisseure ein Beispiel nehmen. Sie kämen mit einem Zehntel der üblichen Kosten für eine neue Produktion aus. Für Requisiten und Kostüme brauchen sie sich nur bei der Putzkolonne umzuschauen. Im Trolley der Reinigungskraft finden sich erforderlichenfalls sogar Darsteller, die ihre Rollen mit beachtlicher Präzision beherrschen. Unglaublich, welches schauspielerische Potential ein unscheinbarer Putzfetzen entwickeln kann. Es genügt ein Knopf an einem Eck und schon ist er Romeo oder Julia, Joseph Haydn oder seine von der Musikgeschichte unterschlagene Muse Mitzi. Die größten Dramen Shakespeares lassen sich so auf beeindruckende Weise inszenieren, sogar der Jedermann von Hofmannsthal mit seiner Riesenbesetzung ist kein Problem. Wir brauchen nur Frau Franzi dabei zuzuschauen, wie sie in genialer Einfachheit ihr Ensemble kreiert. Über den Wischmop stülpt sie ein Plastiksackerl und darüber einen schwarzen Müllsack. Schon kann der Tod das Spiel vom Sterben des reichen Mannes seinem hochmoralischen Ende zuführen.

Romeo und Julia bei Frau Franzi © Ilse Teix

Blöd ist nur, dass der erste Fetzen fehlt, der Lieblingsfetzen der Prinzipalin, die das Reden und Gstanzlsingen lieber selbst übernimmt und darin eine ungeahnte Vielseitigkeit entwickelt. Sie rezitiert Shakespeare auf Greabocharisch, also auf Grünbacherisch, denn von Grünbach am Schneeberg stammt Marika Reichhold, die als ihr 10. Programm „Die Gästeliste“ aus ihren vorherigen Solostücken zusammengestellt hat (Regie: Christian Suchy). Der Zuschauer begegnet „mägbess“ und seiner Lady, Othello und Jago, Hamlet und Ophelia und König Lear mit seinen beiden Töchtern Goneril und Regan, aber auch dem bösen Richard III., der sich darüber beschwert, dass er nie die Hauptfigur eines der Stücke von Frau Franzi war. Neben all dem kabarettistischen Dahinblödeln lässt die ausgebildete Theaterpädagogin und Kunsttherapeutin ihr großes Wissen um die dramatische Weltliteratur durchblitzen.

Wenn es auch noch so lustig klingt, alles hat bei ihr Hand und Fuß, nicht nur das Aufwischtuch, das auf den Fingern von Frau Franzi geheimnisvoll zum Leben erwacht. So launig serviert, ist Shakespeare kinderleicht zu verstehen und das Ansehen eines ihrer youtube-Videos eine gar nicht so üble Einführung für den nächsten Besuch im Burgtheater. Vielleicht taucht dann auch der erste Fetzen auf. Es müsste schon mit dem Teufel dabei zugehen, wenn deswegen die Gästeliste zum Jubiläum unvollständig bliebe.

mägbess in Aktion © Ilse Teix

Weitere Aufführungstermine und mehr über Frau Franzi findet ihr auf Ihrer Homepage

 

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