Kultur und Wein

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Viktoria und ihr Husar Bühne © SEEFESTSPIELE MÖRBISCH/JERZY BIN

„Viktoria und ihr Husar“ auf Paul Abrahams pompöser Weltreise

Dagmar Schellenberger mit Ensemble © SEEFESTSPIELE MÖRBISCH/JERZY BIN

Nach alter Sitte und mörbischer, pardon, ungarischem Gebrauch

Die Operette „Viktoria und ihr Husar“ ist ideal für die große Seebühne in Mörbisch. Schließlich handelt es sich um eine Weltreise, die eine Menge Umbauten und ein emsiges Team in Kostüm und Maske braucht. Aber darin hat man bei den Seefestspielen bereits Jahrzehnte lange Erfahrung. Im speziellen Fall geht es vom eiskalten russischen Gefangenenlager in ein von Blumen geziertes Japan und wieder nach Russland, diesmal aber in die amerikanische Botschaft in Petrograd. Die letzte Fahrt führt zurück an den Ort, an dem sich seinerzeit Viktoria durch einen Liebesschwur mit Husarenrittmeister Stefan Koltay die späteren Verwicklungen eingebrockt hat. Es handelt sich dabei um das ungarische Nest namens Doroszma, nach dem die im Stück vorgesehen Ungarn, und es sind derer einige, unheilbares Heimweh haben. In Mörbisch hat man sogar so viel Platz, dass man, um die weiten Wege rund um den Erdball schneller zurücklegen zu können, ein kleines Flugzeug auftreten lässt, das dank seiner Schiebecrew nicht nur Tokyo, sondern auch den Dorfplatz in der Puszta anfliegen kann.

Dagmas Schellenberger (Viktoria), Michael Heim (Rittmeister Koltay) © SEEFESTSPI. MÖRBISCH/JERZY BIN

Allein die Musik von Paul Abraham strotzt vor melodiöser Üppigkeit. Es ist kein Wunder, dass der Komponist mit diesem Werk 1930 seinen Durchbruch feierte. „Viktoria und ihr Husar“ bewegt sich bereits von der Operette zum Musical hin, nimmt die damals heißen Jazz-Rhythmen auf (z.B. Mausi, süß warst du heute Nacht) und lässt trotzdem für richtige Schmachtfetzen wie „Reich mir zum Abschied noch einmal die Hände“ genügend Platz. Dazu kommt ein Schuss Ethnosound (Meine Mama war aus Yokohama) und ein scharfes Letscho für den Mulatschag (Ja, so ein Mädel, ungarisches Mädel oder Nur ein Mädel gibt es auf der Welt).

Verena Barth-Jurca (O Lia San), Peter Lesiak (Ferr y) © SEEFESTSPIELE MÖRBISCH/JERZY BIN

Regisseur Andreas Gergen hat die Geige zum Csárdás richtig angesetzt und lässt keine Gelegenheit zu wirkungsvollen Einlagen aus. Genau im emotional richtigen Moment tauchen aus den Tiefen der Bühne Scharen von Tänzern auf, um die Gesangsolisten zu umwirbeln, unterstützt von hüpfenden bunten Wasserspielen an der Rampe. Ernsthaft passieren kann bei so viel Bewegung trotzdem nichts. Die Musik wird über Lautsprecher kräftig eingespielt und trägt die Sänger durch Abrahams Hits und Oldies.

Verstärkung kommt vor allem Andreas Steppan ungemein zugute. Als John Cunlight macht er schauspielerisch durchaus eine gute Figur, sein gesungenes „Pardon Madame“ kann jedoch eine Frau vom Schlage Viktorias kaum gewinnen. Im Stück „Mich hätten Sie sehen sollen“ fragt ein älterer Sänger den anderen, ob er noch singt. Die Antwort: „Ich mache es schon lange mit der Ausstrahlung. Das wär´s gewesen gegen die beachtliche Stimme von Intendantin Dagmar Schellenberger.

Sie verleiht ihrer Viktoria gleichermaßen Musikalität und Charme. Also kein Wunder, dass ihre Heldin in den Husarenrittmeister Stefan Koltay verliebt ist, der bei der Premiere von Michael Heim, einem in der Operette erfahrenen Tenor, gesungen wurde.

 

Hinreißend waren die beiden Buffo-Paare. Peter Lesiak als Graf Ferry Hegedüs und seine Braut O Lia San (Verena Barth-Jurca) sowie Andreas Sauerzapf als treuer Bursche Janczi und die ebenso lebenslustige wie heiratswütige Kammerzofe Riquette in der quirligen Person von Katrin Fuchs bringen mit Charleston und anderen Tanzvergnügungen der ausgehenden 20er Jahre Paprika ins zeitweise picksüße Liebesgeschehen um die drei Hauptfiguren. Musikalisch zusammengehalten wurden sie alle, Solisten, Chor, Riesenballett und Orchester, von David Levi, was bei den jeweiligen Entfernungen in der Operettenarena Mörbisch eine nicht hoch genug zu schätzende Leistung ist, die sich neben dem Schlussapplaus das prächtige Feuerwerk als Tupfen auf dem i einer gelungenen Premiere verdient hat.

Tibor Szolnoki (Bürgermeister) und Katrin Fuchs (Riquette) © SEEFESTSPIELE MÖRBISCH/JERZY BIN
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