Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Ausstellungsansicht Broncia Koller-Pinell, Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

Ausstellungsansicht Broncia Koller-Pinell, Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

BRONCIA KOLLER-PINELL mit starken Netzwerken für ihre Malerei

Ausstellungsansicht Broncia Koller-Pinell, Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

Ausstellungsansicht, Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

Die Rückkehr einer Vertreterin der Wiener Moderne in die Ausstellungshalle

Schon ihre Familie war einflussreich. Bronislawa wird 1863 als Tochter des Fortifikationsingenieurs Saul Pineles, eines galizischen Juden, in Sanok am San geboren. 1873 erfolgt der Umzug Richtung Wien, wo ihr Vater in Oberwaltersdorf 1884 eine Textilfabrik gründet. Die Tochter zieht den Vornamen Broncia mittlerweile vor und fühlt sich zur Künstlerin berufen. Die Mittel sind da, um ihr zuerst privaten Zeichenunterricht und ab 1888 die Ausbildung an der (privaten) Münchner Damenakademie zu ermöglichen, wo sie auch den Familiennamen auf Pinell ändert. Kaum zurück in Wien beginnt eine rege Ausstellungstätigkeit. 1908 nimmt sie an der legendären Kunstschau-Ausstellung teil und 1890 sind Bilder im Wiener Künstlerhaus vertreten. Der „Nachmittag bei der Großmutter“ findet vom Künstlerhaus sogar zur Weltausstellung in Chicago.

 Broncia Koller-Pinell, Silvia Koller mit Vogelkäfig, 1907/08  Sammlung Eisenberger, Wien

Broncia Koller-Pinell, Silvia Koller mit Vogelkäfig, 1907/08 Sammlung Eisenberger, Wien

 Broncia Koller-Pinell, Die Ernte, 1908  Foto: Belvedere, Wien

Broncia Koller-Pinell, Die Ernte, 1908 Foto: Belvedere, Wien

Der Aufstieg in der Wiener Kunstszene ist raketenhaft. Befeuert wird er nicht zuletzt durch ihren Mann Hugo Koller. Kontakte und private Aufträge an die Designer Koloman Moser und Josef Hoffmann knüpfen ein festes Netz bis zur internationalen Avantgarde, die sich in der Secession die Klinke in die Hand gibt. Als Frau wird sie in dieser Künstlergemeinschaft zwar nicht aufgenommen, ist aber ein geachteter Teil dieser Gesellschaft. Als einige Künstler um Gustav Klimt die Secession verlassen, schließt sich Broncia Koller-Pinell ihnen an und kann ihre Malereien in deren Kunstschau 1908 zeigen. Bald darauf tritt sie in den Dunstkreis um Egon Schiele, Albert Paris Gütersloh und Anton Faistauer. Broncia Loller-Pinells Stil verändert sich in deren Richtung, während ihr Mann als Mäzen die jungen Künstler nach Kräften durch Ankäufe fördert.

 Broncia Koller-Pinell, Orangenhain an der französischen Riviera, 1903  Foto: Belvedere, Wien

Broncia Koller-Pinell, Orangenhain an der französischen Riviera, 1903 Foto: Belvedere, Wien

Die Familie bleibt ein wesentlicher Faktor im Leben von Broncia Koller-Pinell. Tochter Silvia tritt in ihre Fußstapfen und wird zu einer wichtigen Gesprächspartnerin der Malerin. Es gibt nun Einflüsse der realistischen Malweise in den Werken der Mutter, die bis zuletzt offen für kreative Impulse ist und diese für sich verarbeitet. Eine Zeit lang ist sie noch häufig in Ausstellungen vertreten. Bis 1932, das Jahr, in dem die Kunstschaugruppe aufgelöst wird und der Kreis ihrer Förderer verloren geht. Sie stirbt 1934. In der Zeit nach 1945 wird es sehr still um sie. Erst durch Initiative ihrer Tochter sind ihre Werke erstmals 1961 wieder öffentlich zu sehen. In der Ausstellung „BRONCIA KOLLER-PINELL. Eine Künstlerin und ihr Netzwerk“ (bis 8. September 2024 in der Orangerie) zeigt das Belvedere nun deren Werke gemeinsam mit Arbeiten von Zeitgenossen, stets begleitet von Texten auf feinen Stoffbahnen in der Mitte des Raumes. Dank dieser gelungenen Gestaltung begegnet man einer Frau, die die Kunst ihrer Zeit auf verschiedenste Weise mitgetragen hat.

Belvedere Logo neu 300

Statistik