Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


„Die Österreichische Küche“ in ihrer ganzen erstaunlichen Vielfalt

Leberknödelsuppe © Arnold Pöschl/Pichler Verlag

Ein Kochbuch für Greenhorns am Herd und routinierte Kochlöffelschwinger

Trotz aller Trends, die in den letzten Jahrzehnten in unsere Küchen eingeladen wurden, behauptet das Bodenständige in unseren lieben alten Essgewohnheiten bis heute unbestreitbar seinen angestammten Platz. Angeblich ist das Schnitzerl mit Erdäpfelsalat, die Leberknödelsuppe davor und der Kaiserschmarren danach immer noch der Inbegriff eines sonntäglichen Festmahles – entgegen aller Erkenntnisse von gesunder, moderner Ernährung. Es wäre aber Rufmord an der heimischen Küche, sollte jemand ernsthaft behaupten, dass diese für Übergewicht und zu hohem Cholesterinspiegel verantwortlich wäre. Es kommt immer darauf an, wie etwas zubereitet und in welchen Mengen es verzehrt wird. Internationale Einflüsse wurden seit jeher locker eingebaut und haben eben zu dieser Österreichischen Küche geführt, die von der schnellen Kost bis zum raffiniert komponierten Menü keine Wünsche des Genießers offen lässt.

 

Am besten, so lautet eine alte Bauerregel, schmeckt´s daheim, und das bedeutet: selber hinstellen und eifrig kochen!

Gefüllte Kalbsbrust © Arnold Pöschl/Pichler Verlag

Man hat noch Omas und Mamas Rezepte in der Lade und trotzdem schaden neue Anregungen nicht, die aus scheinbaren Selbstverständlichkeiten zu kulinarischen Höhenflügen inspirieren. Für das wahrhaft opulente Buch „Die Österreichische Küche“ wurden deswegen 500 Rezepte aus allen Bundesländern zusammengetragen. Mit dem richtigen Pfiff gewürzt wurden die ausführlichen Anleitungen Adi Bittermann, Ingrid Pernkopf und Renate Wagner-Witula. Die Fotos, die beim Durchblättern bereits das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen, stammen von Arnold Pöschl, gestylt von Alexander Höss-Knakal. Erschienen ist das Kochkompendium im Pichler Verlag.

Gebratener Waller mit geschmorten Gurken © Arnold Pöschl/Pichler Verlag

Es sollte also nichts mehr schiefgehen, wenn man sich abseits von Schweinsbraten oder Erdäpfelgulasch über Spezialitäten wie Lammstelze mit Grillgemüse oder einen gebratenen Waller mit geschmorten Gurken wagt. Einstige Exoten wie Lamm und Süßwasserfische sind längst Bestandteil unserer Küche geworden. Alle die Zutaten sind im „Feinkostladen“ Österreich mit ein wenig Umsicht übrigens in bester Qualität zu erhalten. Man denke nur an die Genussregionen.

Sie sind mit ihren herrlichen Produkten mutig in die Regale der Supermärkte vorgestoßen, oder an die vielen Bauernmärkte, deren Angebot Natürlichkeit, Nähe und persönliche Betreuung garantiert. Innereien wie das Beuschl oder die Kutteln mögen nicht jedermann unter die Nase gehen, sie lassen sich aus der Österreichischen Küche aber ebenso wenig wegdenken wie einige liebgewonnene mediterrane Gäste. Adi Bittermann betreibt insofern aktive kulinarische Integration, als er Kohlrabi und Avocado zu einem Salat verbindet oder Melanzani mit Faschiertem füllt und mit Parmesan abschmeckt.

Für den einen, der bereits ein Künstler am Küchenherd ist – und wer ist das nicht?! – bietet „Die Österreichische Küche“ unaufdringlich eine Reihe von Tipps, mit denen es noch besser wird, zum Beispiel wie man eine Forelle davor bewahrt, dass ihr Haut beim Braten unschön reißt. Bestes aufgehoben ist indes vor allem der ambitionierte Anfänger. Schritt für Schritt wird ihm erklärt, wie´s geht, wie man eine Rindsroulade richtig füllt oder ein Topfenstrudel vom selbstgemachten Teig bis zur blond gebackenen Schönheit unfallfrei heranreift. Und wem bisher heiße Herdplatten vollkommen suspekt waren, sogar er wird fündig werden und sich in liebevoller Anleitung der Autoren dazu aufraffen, Essigwurst und Spiegelei als „Selbstgekochtes“ zuzubereiten.

Dobostorte © Arnold Pöschl/Pcihler Verlag

Illustration aus "GEMÜSE. Das Kochbuch", Foto Michael Rathmayer

„GEMÜSE“: Drei Spitzenköche und ein gemeinsames Kochbuch

Mit der Gemüsebibel ins Gemüseparadies kochen

Sogar auf erklärte Fleischfresser kann die bunte Vielfalt von Gemüse durchaus appetitanregende Wirkung haben. Eine den Globus umspannende Logistik macht es möglich, dass unsere Märkte rund ums Jahr über ein fantastisches Angebot an „Grünzeug“ in allen nur erdenklichen Farben und Formen verfügen. Neben Exoten wie Avocados und Artischocken sind scheinbar heimische Gartenprodukte wie Fisolen, Karotten und Paradeiser unabhängig von jeder Saison erhältlich. Man darf sich eben nicht vom Kleingedruckten abschrecken lassen, das als Herkunftsländer Ägypten oder Peru angibt, um auch den winterlichen Speiseplan lustvoll mit frischem Gemüse zu bereichern. Aber dann, was tun mit diesen weitgereisten Schätzen, um ihrem Wert als Genuss- und Gesundheitsspender auch in der Art der Zubereitung gerecht zu werden?

Auberginen-Zucchini-Mille-feuille mit Tomatencoulis S 14, Foto Michael Rathmayer
Gatinierte Salatherzen S 223, Foto Michael Rahtmayer

Andrea Grossmann, Haubenköchin in Pörtschach, Michael Kolm, Leiter des Familienbetriebes „Bärenhof“ in Arbesbach, und Johann Pabst, kochendes Urgestein im „Hotel & Spa Der Steirerhof Bad Waltersdorf“, sind zweifellos Meister in der raffinierten Umsetzung von Vitaminträgern in kulinarische Highlights. Der schlichte Titel ihres Gemeinschaftswerkes: „GEMÜSE. Das Kochbuch“, erschienen im Pichler Verlag.

Etwas weniger bescheiden geben sich die drei Herrschaften bereits im Vorwort, in dem sie ihr Kochbuch zur „Gemüsebibel“ erheben, die für alle, „die mehr wissen und mehr können wollen, als nur die Erbsen in Salzwasser zu blanchieren oder den Brokkoli im Dampfgarer zu dämpfen“, Anregungen bereithält.

In alphabetischer Reihenfolge werden die Gemüsesorten zuerst einmal gründlich vorgestellt. Schließlich soll der Hobbykoch wissen, was es mit der Chioggia-Rübe, den Pastinaken oder dem Chicorée aus sich hat, woher sie kommen und was ihre Stärken sind. Zu jeder einzelnen Art gibt es dann etliche Rezepte, die jedem Gemüse überraschende Wandlungsfähigkeit abgewinnen. Wer hätte gedacht, dass sich aus einfachem Karfiol so noble Gerichte wie Romanescoschaumsuppe mit Paprikacrostini oder Crème brûlée mit Tempura-Mohn-Gemüse zaubern lassen. Wie´s schmeckt, muss sich jeder selbst erkochen, aber wie es aussehen soll oder zumindest aussehen könnte, hat Michael Rathmayer, seit 1990 auf Fotos von Speisen spezialisiert, in den bestechend schönen Bildern dieses GEMÜSE-Kochbuches vorgezeigt.

Titel GEMÜSE Das Kochbuch

Informationen zum Buch: Cover anklicken!

„Österreich kocht“ verspricht das Jahrbuch der GENUSS REGIONEN

Reh-Hack-Laible, Rezept von Haller´s Genuss und Spa Hotel (Foto aus dem Buch)

Kasnudeln krendeln, a Reh-Hack-Laible braten und die eigene Bergheusupp´n kochen

Fast sieht es aus, als müsse man zum wahren Genuss ganz Österreich bereisen. Immerhin erstrecken sich die mittlerweile 119 GenussRegionen von Vorarlberg durch alle neun Bundesländer bis ins Burgenland. Jede einzelne von ihnen kann jeweils mit einer ganz bestimmten Spezialität aufwarten, mit einem Leitprodukt, wie es im Marketing heißt. Da aber ein solcher Terminus technicus nicht gerade den Appetit anregt, bleiben wir doch lieber bei genüsslichen Tatsachen wie Leithaberger Edelkirsche, Ybbstaler Forelle oder Montafoner Sura Kees. Man merkt, wie einem allein bei der Lektüre das Wasser im Mund zusammenrinnt. Wenn´s dann erst ans Kosten geht, getrieben von der Neugier der Geschmacksnerven, dann muss er her aufs Jausenbrettl, der Steirische Vulkanland Schinken mit einem Laibchen Schlierbacher Käse, begleitet von einem Glas Apfelmost aus der Buckligen Welt.

 

Es wäre ein durchaus lohnender Vorsatz, sich nach und nach dem gesamten Angebot der GENUSS REGION ÖSTERREICH zu widmen. Man hat die Garantie für Qualität und Ehrlichkeit und kann sich darauf verlassen, dass unsere Bauern herkunftssichere und hochwertige Lebensmittel herstellen.

Sauerb gekrendelte Kärntner Kasnudeln

Nebenbei erhalten sie unsere Kulturlandschaft und schaffen für ihre und gleichzeitig unsere Umgebung Mehrwert im besten Sinn. Messen kann man diesen Zuwachs im Moment nur schwer, aber unsere Enkelkinder dürften ihn zufrieden einstreifen können.

Aber nun zum Grund für dieses ganze Sinnieren über im wahrsten Sinn des Wortes bodenständigen Genuss. Frisch erschienen ist die Edition 2015 des Jahrbuchs „Österreich kocht – Rezepte und Empfehlungen aus den Genussregionen“. Mehr als 30 GenussWirte gestatten dem Leser das Häferlgucken und verraten ihre feinsten Rezepte. Damit klärt sich auch der geheimnisvolle Titel dieser Rezension. Man weiß nach Lektüre dieses Buches bestens Bescheid über das richtige Krendeln von Kärntner Kasnudeln, kann mit Vorarlbergern über faschiertes Wildfleisch plaudern und findet bei der nächsten Bergwanderung ganz bestimmt auch die richtigen 100 Kräuter für eine g´schmackige Bergheusuppe aus dem Kleinwalsertal.

100 verschiedene Kräuter Bergheusuppe vom Hotel Birkenhöhe im Kleinwalsertal (aus dem Buch)

Ergänzt werden die Gerichte mit Geschichten zur Herkunft der Zutaten und einer Fülle an Informationen. Verfasst wurde das Jahrbuch von Österreichs „Genussspecht“ Alexander Jakabb in Zusammenarbeit mit Margareta Reichsthaler, seit 2009 Obfrau der GENUSS REGION ÖSTERREICH.

Össterreich kocht Cover 900

 

Eine Reise durch die Küchen „Rund ums Mittelmeer“

Illustration S. 52

Nicht nur zum Kochen, sondern auch zum Träumen

Irgendwo an der Adria, oder in der Levante, oder vielleicht auf einer der Inseln zwischen der iberischen Halbinsel und dem Stiefel, irgendwo dort in einem der Restaurants hat jeder schon mit begehrlichem Blick die Vitrine mit den Vorspeisen betrachtet. Die Entscheidung in diesem Punkt fällt dann meistens für eine gemischte Platte, damit möglichst alles einmal gekostet werden kann. Diese Kleinigkeiten sind die wahren Schätze der mediterranen Küche. Gefüllte Weinblätter, geschmorte Zwiebeln, getrocknete Paradeiser, Tapenade, Tsatsiki oder die kleinen gebratenen Sardinen, dazu den Wein der Gegend und dem genüsslichen Wohlfühlen sind keine Grenzen mehr gesetzt.

Wieder daheim im kühlen Norden hat man zwei Möglichkeiten. Entweder erwirbt man sich diese Köstlichkeiten bei einem der zahlreichen Läden mit mediterranen Spezialitäten oder man bereitet sie selber zu; was natürlich den Genussfaktor – vorausgesetzt etwas Geschicklichkeit am Herd – ins Unendliche erheben kann.

Quasi als Konzentration, als Zusammenfassung der mediterranen Küche ist dazu im Pichler Verlag „Rund ums Mittelmeer“ erschienen. Der unterhaltsame Teil, also das Wissen um die Kochkunst und die Essgewohnheiten in diesen Regionen, stammt aus dem kulinarisch-literarischen Erbe von Christoph Wagner, die Rezepte für dieses „Grundkochbuch gegen Fernweh“ von Franz Haslauer.

Gazpacho, S 94, Foto Luzia Ellert & Johannes Kittel

Er ist Salzburger Spitzengastronom, dessen Restaurant „Novelli“ immerhin mit dem PREMIO ARENA DI VERONA als eines der fünf besten italienischen Restaurants außerhalb Italiens ausgezeichnet wurde.

Ciabatta de luxe, S. 10, Foto Luzia Ellert & Johannes Kittel

Auf solche Referenzen darf vertraut werden. Es genügt ein kurzer Blick über die kulinarischen Regieanweisungen, um feststellen zu dürfen, dass man erstens diese Rezepte tatsächlich nachkochen kann, zweitens die wichtigsten mediterranen Gerichte in einem Buch versammelt hat, in einer Art Grundkochbuch gegen Fernweh. Es fehlt weder am Ossobuco alla Milanese, noch an Ratatouille, wie sie in Nizza verzehrt wird, nicht an den Spaghetti Vongole aus Venetien oder dem Stifado aus Griechenland, Gazpacho aus Sevilla und dem Melanzanipüree aus der Türkei. Egal wohin der nächste Urlaub führt, mit diesem Buch kann man schon am heimatlichen Herd davon träumen.

Christoph Wagner, Franz Haslauer: Rund um Mittelmeer. Die mediterrane Küche. Pichler Verlag 2014, Verlagsgruppe Styria, ISBN 978-3-85431-660-2, Preis € 19,99

 

Dunkle Geschichten: Lektüre nur für starke Nerven

Herzlfresser, eine perverse Bestie mit kaiserlichen Genen und ein mörderischer Lebzelter

Illustration aus dem besprochenen Buch
Tod durch den Strang © Direct-Media Publishing GmbH

Es sind keine der üblichen Schauergeschichten, wie sie uns von fantasiebegabten Autoren erfunden werden. Barbara Wolflingseder hat für das Buch „Dunkle Geschichten aus dem Alten Österreich“ (pichler verlag) Archive durchgearbeitet, in Heimatchroniken geforscht und Gerichtsakte studiert. Was sich ihr dabei an finsteren Abgründen menschlicher Grausamkeit aufgetan hat, schreibt sie gerade so spannend wie einen Kriminalroman. Der große Unterschied: Ihre Geschichten haben sich tatsächlich zugetragen. Mit geschickt eingebauten Verweisen auf die historischen Unterlagen raubt sie dem Leser die letzte Möglichkeit, sich aus dem Geschehen zu flüchten. Man könnte das Buch zuschlagen, tut es aber nicht, wenn es einen auch den Magen umdreht, und man liest weiter und weiter, bis man überzeugt ist, dass es niemals eine gute alte Zeit gegeben hat.

 

Das Inhaltsverzeichnis nimmt sich noch recht harmlos aus. Freilich, ein Herzlfresser ist kein Gourmet.

Wenn die Herzen jedoch noch warm sind, zucken und von eben ermordeten Jungfrauen stammen, weil sie nur dann übermenschliche Kräfte verleihen, dann wird´s makaber. Zugetragen haben sich derlei Gräuel unter anderem im steirischen Kindberg. Der „Herzlfresserweg“ und das „Herzlfresser-Marterl“ gemahnen den wanderfreudigen Sommergast, was ihm vor rund 200 Jahren in dieser freundlichen Gegend an unliebsamen Begegnungen hätte widerfahren können. Paul Reininger war der Name des Serientäters, der wegen an sechs Personen auf die grausamste Art verübten Straßen- und Meuchelmorden an die gewöhnliche Richtstätte geführt wurde. Nicht weniger grausam war die an ihm vollzogene Strafe: Reininger wurde in Graz 1786 auf dem Wege der Züchtigungsstrafe zu Tode gebracht.

Eingehend beschrieben sind auch die unkontrollierten Wutanfälle eines gewissen Don Julius, unehelicher Sohn von Kaiser Rudolf II. Der Prinz und die Baderstochter: Was sich wie eine Story aus einem Klatschblatt ausnimmt, endete für das arme Mädel tödlich. Ihr Peiniger, Don Julius, krepierte elendiglich, nachdem man den Wahnsinnigen ihn in ein Zimmer von Schloss Krumau gesperrt hatte.

 

Neben dunklen (Über)Mächten und Menschenopfern ist in diesem Buch auch die Rede von Giftmorden, die von einem mörderischen Lebzelter verübt worden waren. Detailliert werden die Umstände aufgeschlüsselt, die diesen zuvor frommen Handwerker zu diesen Untaten getrieben haben könnten. Er wurde zum Tod verurteilt und am 12. September 1817 mit dem Schwert hingerichtet. Heute ist die Todesstrafe in Österreich abgeschafft, die überführten Täter werden zu Arrest verurteilt. Ihre Taten selbst, man braucht nur eine Zeitung aufzuschlagen, können aber durchaus mit den dunklen Geschichten aus dem Alten Österreich an Brutalität und Grausamkeit mithalten.

Darst. des Mordes an Magdalena Angerer © F. Fladischer

 

Neapolitanische Lebensart, serviert in 180 Rezepten

So lebt und isst sich´s in Neapel

Von Goethe stammt der Spruch „Neapel sehen und sterben“. Man weiß, der Dichterfürst neigte fallweise zu Übertreibungen. Möglicherweise meinte er nur dasselbe wie Dario Santangelo, der sein Buch mit „Neapel sehen und genießen“ betitelte, denn bei der gebotenen Fülle an herrlichem Essen wäre es wirklich zu schade, den Löffel abzugeben. Viel eher kann es passieren, dass man entweder sofort den nächsten Flug via Rom nach Neapel bucht oder zumindest einen italienischen Feinkostladen seines Vertrauens aufsucht und leerkauft.

Für Rezepte und Leseproben Bilder (Diego Santangelo) anklicken


Dario Santangelo:

Neapel sehen und genießen

Neapolitanische Lebensart

180 traditionelle Rezepte,

Pichler Verlag 2012,

ISBN 978-3-85431-608-4, Preis € 39,99


 

Der Autor Dario Santangelo ist gebürtiger Neapolitaner, hat dort studiert und lebt seit 21 Jahren in Wien. Laut eigener Aussage sind seine großen Leidenschaften Kochen und Gäste sowie das Bewahren und Weitergeben der neapolitanischen Tradition. Der Fotograf Diego Santangelo ist bei seinen Wurzeln geblieben. Er ist Art Director einer der bekanntesten Kreativagenturen Süditaliens. Von ihm stammen die Fotos, in denen er neapolitanische Lebenslust, vor allem aber die appetitlichen Ergebnisse der Rezepte auf prächtige Weise ins Bild gesetzt hat.

 

Zuallererst gibt es eine gründliche Einführung in neapolitanische Genüsse. Die ersten bekannten Namen sind Lucullus und Marcus Gavius Apicius. Der Ruhm ihrer prunkvollen Gastmähler hat das Römische Reich überdauert und ist mit dem Begriff „lukullisch“ und den ausgefallenen Rezepten von Apicius im dritten Jahrtausend geradeso lebendig wie zu Zeiten der Caesaren. Dario Santangelo vermutet sogar, dass die antike römische Küche in Neapel überlebt hat, zum Beispiel in der Kombination von süßen und sauren Zutaten der Scapece (ex Apicio).

 

Das Schöne an diesem opulenten Buch: Man wird nicht gewaltsam am Text festgehalten. Mit spielerischer Leichtigkeit steuern einen Seitenhinweise an neue Ufer des Genusses. Man verliert und verirrt sich gern in Rezepten, die neben Kochanleitungen eine Menge Wissenswertes bieten, um zum Schluss zu kommen, dass es in Neapel offenbar kein Gericht ohne tiefere Bedeutung und Geschichte gibt; und kein Essen ohne den Gedanken an den Tod, der sich bereits auf den Fresken römischer Villen findet und möglicherweise Anlass für Goethes Ausspruch gewesen ist: Vedi Napoli e poi muori, no! si mangia!

 

Ein erfrischend nüchterner Blick auf Jahrhunderte alte Geheimniskrämerei

Abseits aller Mythen: Die Templer und ihre Burgen

Gerhard Volfing ist Techniker und im Projektmanagement beschäftigt – und er ist Experte, wenn es um die Templer geht, um diesen Ritterorden, der aufgrund seiner imposanten Geschichte bis heute die Menschen bewegen kann. Grund dafür sind zumeist krause Mythen, die in noch wilderen Romanen verarbeitet werden, siehe Dan Brown und The Da Vinci Code. Wie erfreulich nimmt sich dagegen der Griff zu einem Buch wie „Die Templer und ihre Burgen“ aus, in denen einfach und seriös die Geschichte der Templer erzählt und über ihre vielfachen Leistungen berichtet wird.

 

Die Templer sind untrennbar mit den Kreuzzügen verbunden, mit diesen zutiefst umstrittenen Heerfahrten in das Heilige Land. In der Einleitung bietet Volfing daher einen kurzen Abriss dieser Unternehmungen und schafft damit die Grundlage für das weitere Verständnis seines Buches, das sich in der Hauptsache mit beeindruckenden Festungsbauten der Templer beschäftigt. Beschrieben werden darin sowohl die österreichische Templerburg Lockenhaus (Burgenland) als auch Wehrbauten wie Tartus und Sahyun oder die legendäre Assassinenburg Masyaf im Nahen Osten.

 

Man darf nicht enttäuscht sein, wenn der Autor mit seinen Lesern nicht auf Schatzsuche geht, nicht nach der Bundeslade gräbt und sie nicht den Heiligen Gral entdecken lässt. Man findet eher aufschlussreiche Fakten, zum Beispiel die Gründe für die diversen Legenden, die sich um die Templer ranken. Eine kriegerische Mönchsgemeinschaft bekam Quartier im Königspalast in Jerusalem. Der wiederum stand auf den Grundmauern des Salomonischen Tempels. Das und nichts anderes verschaffte dem Orden die Bezeichnung Tempelritter.


Gerhard Volfing: Die Templer und ihre Burgen, Kreuzritterfestungen in Österreich und im Nahen Osten,

Pichler Verlag 2012, ISBN 978-3-85431-615-2, Preis € 24,99


 

Wer erfolgreich, angesehen und reich ist wie es der Templerorden war, hat auch mächtige Feinde. Deren zum Teil perverse Unterstellungen und Verleumdungen konnten den Tempelrittern lange nichts anhaben. Ihre Leistungen sprachen für sich, lässt uns Volfing wissen, nicht nur im Kampf und in der Kunst des Festungsbaues, sondern auch in ganz profanen, praktischen Angelegenheiten. Die Templer, mit ihren Niederlassungen in Europa und Outremer, also „Übersee“, hatten unter anderem bereits bargeldlosen Geldverkehr geschaffen.

 

All das schützte den Orden aber nicht davor, zerschlagen zu werden, markiert durch ein Datum, das selber wieder zu groben Mutmaßungen anregt: 13. Oktober 1307, der „schwarze Freitag“, an dem auf Geheimbefehl Philips IV. in Frankreich alle Templer gefangengenommen und am 18. März 1314 Großmeister Jacques de Molay und Gottfried von Charney, Präzeptor der Normandie, am Scheiterhaufen verbrannt wurden.

 

Bad Ischl als k. & k. Sehnsuchtsort im Salzkammergut

Der alte Kaiser als Programm

Operette, Zaunerstollen und Kaiservilla, warum sonst sollte man nach Bad Ischl reisen!? Die Zeit scheint in diesem Salzkammergut-Städtchen (Stadt seit 1940) stehen geblieben zu sein. Der Staub eines kaiserlosen Jahrhunderts hat sich über den Ort gelegt. Aufgewirbelt wird er nur, wenn am 18. August Blaskapellen und historisch uniformierte Vereine den Geburtstag von Franz Joseph mit einem Umzug feiern. Dann quillt Bad Ischl für kurze Zeit über, von Darstellern und Zaungästen, die sich dieses sonderbar zeitferne Spektakel nicht entgehen lassen wollen.

 

Wenngleich auch Bad und Kur nicht mehr das sind, was sie einst waren, so sind sie doch die eigentlichen Gründe für den Kaiserkult. Johannes Sachslehner, bekannt für ungemein tiefgehende Recherche in ausgezeichnet lesbarer Umsetzung, geht ihnen in seinem jüngsten Buch Bad Ischl K. & k. Sehnsuchtsort im Salzkammergut (Pichler Verlag) nach. Seinen Ausführungen zufolge konnte es gar nicht anders kommen, nachdem ausgerechnet durch die Wirkung des Ischler Heilwassers die kinderlose Zeit von Erzherzog Franz Karl und seiner Gattin Erzherzogin Sophie durch die Geburt von Franz Joseph glücklich beendet wurde.

 

Freilich werden in diesem Buch auch die Zeiten davor beleuchtet, als Ischl lediglich ein „Salzflecken“ war und Anfang des 19. Jahrhunderts „Männer im Kammergut aufgetaucht (waren), die neugierig Land und Leute taxierten und alles für ‚sehr schön´ befanden.“ Der Botaniker Josef August Schultes, der Schriftsteller Franz Satori oder Franz Joachim Kleyle, Sekretär von Erzherzog Carl, beschrieben eine pittoreske, „schaurig wildschöne“ Welt und sorgten für Neugier und ein erstes Aufkeimen des später massiv einsetzenden Tourismus´.

Die Bilder zu diesem Artikel stammen aus dem Buch Bad Ischl K. & k. Sehnsuchtsort im Salzkammergut


 

Der weitaus umfangreichste Teil des Buches ist jedoch dem Kaiser und seinem Hof gewidmet. In vielen Details werden die Ischler Aufenthalte beschrieben. Sachslehner geht dabei jedoch weit über das Anekdotenhafte hinaus, schildert politische und menschliche Hintergründe des Geschehens und entwirft damit ein lebendiges Bild dieses „Kristallisationspunktes Kakaniens“, der Gesellschaft um den „alten Herrn in der Kaiservilla, der schließlich den Weg in den Untergang besiegelt…“.

 

Das Buch schließt aber nicht mit dem Ende der Monarchie. Es wagt sich in die Jahre danach, die so mancher Idylle unserer Lande Flecken verpasst haben. In einem Epilog kommen die „Silberne Operettenära“ und deren Protagonisten ebenso zur Sprache wie die Verwirrungen der NS-Zeit und das Verschweigen all des Unrühmlichen, das in solchen Tagen auch vor einem Salzkammergut nicht Halt gemacht hat. Sachslehner gesteht Bad Ischl die Erinnerungen an goldene Zeiten zu, sieht aber noch Handlungsbedarf, wenn er schreibt: Es darf aber nicht bedeuten, dass wir über die faszinierende Erinnerung an die Welt von vorgestern die Welt von gestern vergessen und aus den Augen verlieren…


Johannes Sachslehner: BAD ISCHL

K. & k. Sehnsuchtsort im Salzkammergut,

Pichler Verlag 2012, ISBN 978-3-85431-583-4,

Preis € 24,99


 

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