Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Bosch on Stage Ensemble © Barbnara Palffy

BOSCH ON STAGE Das Wiener Weltgericht zwischen den Zeiten

Bosch on Stage Ensebmle © Christian Mair

Ein Rätsel, das nicht einmal der Künstler selbst lösen kann

Es braucht einiges, um Bosch leibhaftig zu begegnen. Nicht gerade den Weltuntergang, aber doch ein Colloquium von gesprächigen Kunstwissenschaftlern, einen Terrorüberfall auf den Wiener Flughafen sowie die junge Kunsthistorikerin Caroline (Petra Staduan), die an einer Flughafenbar irgendwo in Europa hängen bleibt, weil kein Flugzeug zurück nachhause geht, und die sich deshalb mit etlichen Gläsern Slibowitz besauft. Regisseur Jérôme Junod vom Salon 5 hat diesen unerwarteten Rausch zum Türöffner in die Vergangenheit gemacht, zu einer Zeitreise über fünfeinhalb Jahrhunderte zurück nach ´s-Hertogenbosch.

 

Anlass für diese dramatische Kunstbetrachtung ist die Umsiedelung des Wiener Weltgerichts von Hieronymus Bosch von der Gemäldegalerie am Schillerplatz in das Theater Museum am Lobkowitzplatz. Es war also an der Zeit, Bosch einen würdigen Auftritt auf einer Bühne zu verschaffen. Bosch on Stage klingt einfach flotter, weil Englisch, ändert aber nichts an den eigentlichen Tatsachen.

Petra Staduan © Christian Mair

Dieser Maler, der um 1450 in ´s Hertogenbosch als Jheronimus van Aken zur Welt kam, war mit seiner skurril phantastischen Malerei im Grund ein Dramatiker, einer, der das Welttheater mit Pinsel und Farben in allen Sprachen der Welt lesbar getextet hat. Dass man ihn bis heute nicht verstanden hat, ist eine zweite Sache. Das Schöne daran, und das macht die Arbeit von Jérôme Junod seriös, auch der Meister selbst, der bei ihm von Horst Schily beeindruckend lebendig gemacht wird, kann und will keine Antwort auf diese Frage geben.

Horst Schily, Jeanne-Marie Bertram, Petra Staduan © Barbara Palffy

Das Wiener Weltgericht bleibt also auch nach dieser Theateraufführung voller Geheimnisse. Vom Eroica-Saal des 1685 bis 1687 erbauten Palais Lobkowitz sind es nur ein paar Schritte zum Weltgerichts-Triptychon. Das Werk, um das es geht, ist also gegenwärtig und wurde von den meisten Besuchern des Stücks vorher eingehend betrachtet. Im Paradies ist´s eher etwas langweilig; kein Gedränge, sogar die zwei einzigen Bewohner, Adam und Eva, werden gerade daraus vertrieben.

In der Hölle wurlt es nur so von gemarterten Verdammten, Vulkane speien Feuer gen einen schwarzen Himmel und dazwischen treiben grüne Monster ihr Unwesen. Richtig rund geht´s aber dazwischen, also auf der Erde. Wie krank muss so ein Geist sein, dem solche Wesen entspringen? Hieronymus Bosch war, soweit sind sich die Forscher einig, keineswegs ein Verrückter, ein Perversling oder sonst abgründiger Charakter, sondern ein wacher Geist mit einem gesunden Geschäftssinn. Was also wollte er damit sagen? Die Frage wiederholt sich endlos, wahrscheinlich seit der erste Gläubige einst vor diesem Flügelaltar von diesen Ausgeburten einer grausamen Phantasie in seiner Andacht gehörig irritiert war.

Im Stück sind es die Teilnehmer des Colloquiums, von denen ein jeder vor G´scheitheit platzt und dennoch keine schlüssige Auskunft geben kann. Als Diskutanten  stehen am Podium die „Professoren“ Jeanne-Marie Bertram, Roman Blumenschein, Jens Ole Schmieder, Kirstin Schwab, Martin Schwanda und Doina Weber, die auch in etlichen weiteren Rollen mit ihren Handys Bosch auf dieser Reise seines Weltgerichts durch die Zeiten begleiten.

Bosch on Stage Ensemble © Barbara Palffy
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