Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Sternat Lenz, das gastliche Weingut hoch oben am Remschnigg

Steirische Frische durch gewusstes Nichtstun

Herbert Sternat ist Meister seines Faches, geprüft und ausgestattet mit Brief und Siegel, und beschäftigt als Kellermeister bei Erwin Sabathi, einem weit über Österreichs Grenzen hinaus bekannten südsteirischen Weingut. Trotzdem bleibt dem jungen Mann die Zeit, selber wunderbaren Wein zu erzeugen. In den 1990er-Jahren hat sein Vater Rupert das kleine Anwesen auf dem Remschnigg, einem Höhezug bei Leutschach, renoviert, Gästezimmer eingerichtet und die Rebenfläche von 30 Ar auf heute gut zwei Hektar erweitert. Lenz, der alte Hausname, ist geblieben und trägt gemeinsam mit dem in einem besonderen Grün gehaltenen Logo dazu bei, das kleine Weingut unverwechselbar zu machen.

 

Ein Schluck von einem seiner Weine überzeugt, dass hier große Qualität auf kleinem Raum entsteht. Egal ob Klassik oder Lagenwein, Sternat Lenz-Wein spiegelt die Südsteiermark wider. In dem einem Fall ist es lebendige Frische, die auffällt, im anderen Ausgewogenheit und Eleganz. Herbert Sternat ist überzeugt, dass guter Wein nur im Weingarten entstehen kann. Mit einem feinen Lächeln verrät er, dass er in den Keller geht, um nachzudenken. „Das Wichtigste sind Schonung, Geduld und Beobachten – irgendwie das gewusste Nichtstun“, formuliert er pointiert seine Philosophie. Man glaubt ihm aufs Wort hier herunten in diesem uralten Gewölbe, das vor langer Zeit aus dem Felsen gehauen wurde.

Spontangärung wird bevorzugt. Mit der Hefeflora des Kellers ist der Winzer durchaus zufrieden: „Hier kann nichts mehr schiefgehen.“ Aber auch draußen bieten sich die besten Voraussetzungen. In der Lage, die sich in der idealen Seehöhe von rund 500 Metern vom Haus abwärts ausbreitet, gedeiht unter anderem der Chardonnay Schlossberg. Der Sauvignon Blanc, ohne den kein südsteirisches Weingut mehr existieren könnte, reift in der Lage Hohenegg nahe der slowenischen Grenze. Herbert Sternat gerät ins Schwärmen: „Ein Glücksfall! Reine Südlage mit sechs Meter hohen Felswänden rechts und links, der Boden zur Hälfte brauner Schiefer und Konglomerat, und 28 Jahre alte Weinstöcke.

 

Der Winzer sieht sich in seiner Arbeit als Partner der Natur. Auf Gifte wird verzichtet, mit dem Erfolg, dass sich im Weingarten auch die Nützlinge vermehren können. Den Stöcken erspart er, wie er es ausdrückt, den schweren Rucksack und hält den Ertrag unter 4000 Kg. pro Hektar und ist der Meinung, dass „man nicht die Krankheit bekämpfen sollte, sondern den Stock so stärken, dass er davon gar nicht davon befallen wird.“ Mulchen und Humuspflege – speziell in der felsigen Lage Hohenegg – tragen das ihre dazu bei, dass sich die Weinstöcke offensichtlich wohlfühlen und dieses Wohlgefühl an die Trauben und den Wein und damit in logischem Schluss an den Weingenießer weitergeben können.

Buschenschank und Fremdenzimmer im Hause Sternat Lenz werden von seiner Mutter Erika geführt. Die Aussicht vom Balkon des Zimmers ist überwältigend. Man sitzt tatsächlich ganz oben, oder man hat zumindest den Eindruck, auf die Welt herab zu schauen. Weit im Westen erhebt sich die Choralpe, in den anderen Himmelsrichtungen erstrecken sich die malerischen Hügel der Südsteiermark. Vor einem solchen Panorama lassen sich bei kühlem Welschriesling oder Weißburgunder, vielleicht auch bei einem Glas Schilcher oder Rotlenz die Köstlichkeiten aus Erikas Küche wunderbar verdauen, zum Beispiel das ofenfrische Brüstl oder der Naturparkteller mit Ziegenkäse und Kürbiskernpesto.

 

Dass die Speisekarte auch Wildspezialitäten aufweist, dafür sorgen Vater und Sohn Sternat. Sie sind Jäger, die sich ihrer Verantwortung für die Natur in den weitläufigen Wäldern des Remschnigg bewusst sind. Unterstützt werden sie dabei von Diana mit dem noblen Beinamen „von der Waldschnepfe“, einem freundlichen Jagdhund. In ihrer dienstfreien Zeit versucht sie die beiden Katzen in Bewegung zu halten, allerdings mit wenig Erfolg, ließe sich allzu gern von den Besuchern der Buschenschank streicheln und füttern, wenn es ihr nur erlaubt wäre, und genießt gleichermaßen wie die Gäste des Hauses die herrlich friedliche Stimmung, die von diesem Platz und seinen Bewohnern ausgeht.

Statistik