Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Peopold-Tafeln von Rueland Frueauf dem Jüngeren

DES KAISERS NEUER HEILIGER Leopold für Maximilian

Schrein des hl. Leopold aus 1865 mit Maximilan I. auf eine Abbildung dahinter

Vom Zeiten- und Medienwandel an der Grenze vom Mittelalter zur Neuzeit

Die APP, die sich der Besuchter gleich am Eingang zur Jahresausstellung im Stift Klosterneuburg auf sein Handy laden kann, vermittelt einen ersten Eindruck des Infowandels, dem auch eine altehrwürdige Institution wie ein Museum unterworfen ist. Mit etwas Wischen und Tippen erlaubt dieses Programm eine Zeitreise an die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert. Der User schlüpft in die Rolle eines Menschen zur Zeit von Maximilian I. und erhält über drei Erzählstränge unterschiedliche Sichtweisen auf das historische Geschehen dieser Tage. Er hat damit eine Möglichkeit mehr, sich mit den Objekten der Schau differenziert auseinander zu setzen und sich ein persönliches Urteil über die Vorgänge, aber auch über die Persönlichkeit des Kaisers zu bilden. Der, so erfährt man nach wenigen Schritten in die stimmungsvollen Räume des Klosters, hätte daran seine helle Freude gehabt. Maximilian war ein moderner, den neusten Technologien aufgeschlossener Herrscher – und er setzte sie für seine eigenen Anliegen ein. „Spätmittelalterliche Message Control“;

Rechungsbuch des Stiftes Klosterneuburg aus 1502

unter diesem vom Kuratorenteam unter der Leitung des Bibliothekars Martin Haltrich formulierten Motto wird sowohl ein Blick auf das fortschrittliche Wirken dieses Habsburgers als auch auf den nicht unbeträchtlichen Einfluss des Stiftes Klosterneuburg auf den Herrscher geworfen. Im Stift hatte man einen neuen Heiligen anzubieten, nämlich Leopold III., der 1485 heilig gesprochen worden war. Trotz der Heiligsprechung wurde diese jedoch erst wirksam, wenn die sogenannte Translation, also eine Prozession mit seinen Gebeinen zur Erhebung zur Ehre der Altäre, durch das Stift stattgefunden hatte. Bei einer derart wichtigen Zeremonie wollten die Chorherren nicht auf den Kaiser verzichten. Der aber hatte ohnehin seinen eigenen Heiligen, den hl. Georg, und ließ sich erstaunlich lange Zeit, bis 1506, um den Klosterneuburgern deren Stifter diesen wesentlichen Schritt auf dem Weg zum österreichischen Landespatron (1663) zu ebnen.

Druckerei aus den Anfangsgründen dieses Handwerks

Der Buchdruck war eben erfunden worden und wurde von Maximilian ausgiebig genutzt. In der Ausstellung sind gleich drei Exemplare seines autobiographischen Werks „Theuerdank“ zu sehen und eine Abbildung der Ehrenpforte, einem Riesenholzschnitt von Albrecht Dürer. Kein Informationskanal durfte unbedient bleiben, um das eigene „gedechtnus“ der Nachwelt zu überliefern. Aber auch in Stift Klosterneuburg war man nicht verlegen und ließ die eigene Geschichte neu aufarbeiten.

Engagiert wurde dafür einer der besten seiner Zeit, der Geistliche und Wissenschaftler Ladislaus Sunthaym (*um 1440, + 1513). Er schaffte es durch penible Recherche einen Stammbaum der Babenberger zu erarbeiten und ermöglichte damit dem Stift über die berühmte Schleierlegende hinweg ein neues historisches Bewusstsein. Gezeigt werden dazu stolz ein Exemplar einer Inkunabel (früher Buchduck) und die sogenannten Sunthaymtafeln, die in Handschrift kopiert wurden.

Bewundernd steht der Besucher vor dem prächtigen Babenberger-Stammbaum und kann sich auf einem „hands on“ darin vertiefen. Durch Antippen der einzelnen runden Felder öffnen sich diese und geben Informationen zu den dargestellten Personen frei. Vorbei an Dokumenten, Münzen und an einer mit echter Gerätschaft ausgestatteten Buchdruckerei gelangt man schließlich zum Totenbildnis Maximilians I. und einem Sarg voller Bücher, mit dem noch einmal unterstrichen werden soll, wie (überlebens-)wichtig Kaiser und Stift die Innovationen ihrer Zeit waren und wie ausgiebig alle diese neu eröffneten Informationskanäle von beiden Seiten genützt wurden.

Detail aus dem monumentalen Babenberger-Stammbaum
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