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 "METROPOLIS-Das große weiche Herz der Bestie" © www.photo-graphic-art.at

Der Stummfilm von Fritz Lang für die Bühne von Franzobel

 METROPOLIS-Das große weiche Herz der Bestie © ww.photo-graphic-art.at

Wir alle leben in Metropolis...

...und wir sollten uns Gedanken machen, auf welcher Seite wir stehen. Fritz Lang hatte es diesbezüglich einfach. Für ihn waren die gesellschaftlichen Verhältnisse noch geordnet. Es gab die da oben, die Reichen, die sich ihre Welt erbauten mit Geld und Industrie. Und es gab die da unten, die im Finsteren schuften, um denen da oben ihren Traum von Macht und Gier zu erfüllen. Die Zeiten haben sich gewandelt. Ein jeder von uns ist einer der Rechtlosen da unten, die Tag für Tag mit mehr Schikanen ihres Arbeitgebers auskommen müssen.

 Wachauarena Melk  METROPOLIS-Das große weiche Herz der Bestie © www.photo-graphic-art.at

Gleichzeitig gehören wir zu der Oberschicht, die sich gerne der vielen billigen Dienstleister, wie es so schön heißt, bedient. So besehen hat Metropolis neue Dimensionen erhalten. Moral, wie man sie noch bei Bertolt Brecht und eben bei Fritz Lang findet, muss neu definiert werden. Was ist Metropolis? Ist es die reiche westliche Welt, die Hochfinanz, sind es die Wutbürger oder ist es die Wirtschaft, die uns gängelt?

 Ivana Rauchmann  METROPOLIS- Das große weiche Herz der Bestie © www.photo-graphic-art.at

Franzobel hat von allem etwas in sein Metropolis eingebaut, das er für die Bühne der Wachauarena getextet hat. Das Gerüst, die Mär von einem versöhnlichen Ausgang der an sich düsteren Geschichte, „das große weiche Herz der Bestie“ hat er dabei nicht verletzt. Es gibt auch bei ihm den Joh Fredersen, den Alleinherrscher über die unheimliche Stadt, und dessen Sohn Freder Fredersen. Der wieder verliebt sich in das Mädchen Maria aus der Unterstadt und bringt so die Handlung ins Rollen.

Der geheimnisvolle Erfinder Rotwang erschafft den Maschinenmenschen, dem er die Gestalt dieses Mädchen verleiht. War Maria bis zu diesem Moment der Friedensapostel schlechthin, wird ihre künstliche Doppelgängerin zur Hetzerin, die einen Aufstand entfacht. In den damit verbundenen Wirren wird die Arbeiterstadt unter Wasser gesetzt und Maria beinahe von den Arbeitern als Hexe verbrannt. Es wendet sich dennoch alles zum Guten, getreu der Devise von Maria: „Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein.“

Regisseur Alexander Hauer hat eine beeindruckende Inszenierung in die Wachauarena gestellt, mit dem mächtigen Stift Melk als braven Mitspieler. Im richtigen Moment wird dessen Beleuchtung abgedreht, um für wahre Dunkelheit auf der Bühne (Daniel Sommergruber) zu sorgen. Andreas Patton ist der kaltherzige Herrscher über Metropolis, Julian Loidl sein bekehrter Sohn Freder und Markus Kofler der Schmale, der als Kettenhund von Joh Fredersen keine Beißhemmung kennt.

 Andreas Patton und Julian Loidl  METROPOLIS © www.photo-graphic-art.at

Christian Preuss betreibt als dämonischer Rotwang sein unterirdisches Labor, wo er Ivana Rauchmann (Maria) gefangen hält. Diese wiederum schafft überzeugend den Spagat zwischen der unglaublich guten und der unglaublich bösen Frau, zwischen Engel und Hure von Babylon. 11811, von seiner Mutter Györgi genannt (Kajetan Dick), Josaphat (Sebastian Pass), Hel (eine eindringlich singende Dagmar Bernhard) und Grot (Raphael Nicholas) ergänzen gekonnt das Ensemble, das neben einem gut einstudierten Chor der Arbeiter und einer sehr ernsthaft spielenden Kinderschar den großartigen Eindruck komplettiert. Die Klaviermusik, wie sie zu jedem Stummfilm gehört, stammt Thomas Gansch, punktgenau in das „große weiche Herz der Bestie“ gespielt von Andreas Plank.

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