Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


 

Die schönsten Umwege zu den steirischen Buschenschänken

Wandern im Takt mit dem Klapotetz

Es dürfte in der Mentalität des Österreichers liegen, Wanderungen als Umweg zum Heurigen zu betrachten. Wundern braucht man sich nicht, Weingegenden sind durchwegs reizvolle Landschaften und laden zum beschaulichen Begehen ein. Bewegung macht hungrig und durstig und erzeugt darüber hinaus ein gutes Gewissen, diesen Bedürfnissen auch nachkommen zu dürfen. Und wie´s der Teufel will, am Ende der Wanderung wartet eine Buschenschank mit wohlfeil´ Speis´ und Trank.

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Bernhard Kaps, begeisterter Wanderer und Fotograf, hat sich diesbezüglich in steirischen Rieden umgesehen. Dass dabei ein schlankes Büchlein herausgekommen ist, liegt einzig und allein daran, dass man die „Wein-Wander-Wege“ bequem im Rucksack mit sich tragen kann. Wer das steirische Weinland und seine Wandermöglichkeiten kennt, weiß, dass man darüber dicke Bände schreiben könnte.

 

Die Wandertipps beginnen regelmäßig an einem Parkplatz und führen im Zuge einer Runde durch die Idylle der Weingärten und zu Buschenschänken, um zuletzt wieder vor dem Fahrzeug zu enden. Die Routen sind recht genau beschrieben, damit man schon vorher weiß, was einen an Gehleistung erwartet. Kapellen oder Bildstöcke dienen ihm eher als Orientierungspunkte. Wenn man sich für deren Geschichte interessiert, muss man sich eben selber umschauen.

 

Die Fotos, mit denen nicht gegeizt wird, sind der Beweis, dass das Buch wirklich „ergangen“ ist. Es sind Momentaufnahmen, zwar festgehalten von einem geschickten Fotografen (der Autor persönlich), aber immer noch Stimmungsbilder des Augenblicks, der auch einen eiligen Wanderer, und Wanderer haben es immer eilig, für den Zeitraum einer guten Aufnahme seinen Beinen eine kurze Rast gönnen lässt.

 

Ostösterreich, die unerschöpfliche Wander-Quelle

Vom Weinberg zum Glocknerblick

Der eben erschienene Band 3 von Wandern in Ostösterreich (Falter Verlag) schließt nahtlos an seine Vorgänger an. Jede der 35 Wanderungen bietet wieder neben einer ausführlichen Beschreibung der Route eine Fülle an Wissenswertem über die jeweiligen Sehenswürdigkeiten am Rande der Route. Man ist also bestens versorgt mit diesem Büchlein und hat lediglich nur mehr die Qual der Wahl, ob man sich an den Felswänden des Voralpenlandes versucht oder nicht lieber doch eine entspannte Runde durch die Donauauen dreht.

 

Der Bernd Orfer zeichnet als Autor. Hinter diesem Pseudonym verbirgt sich ein wahrer Experte, dessen Tipps Woche für Woche das Gewissen wanderwilliger Stubenhocker aufrütteln – vorausgesetzt sie sind Standardleser. Prof. Alfred Kölbel ist Berndorfer. Damit stammt er aus einer Gegend, die allein wegen ihrer beidermeierlichen Romantik über eine große Wandertradition verfügt und seit dem 19. Jahrhundert von stadtflüchtigen Wienern an sonnigen Wochenenden scharenweise durchmessen wird.

Vier Kapitel gliedern das Buch: Wienerwald und Donautal, Vor- und Hochalpen, Wald- und Weinviertel und Östlich der Leitha. Erstaunlich, wie viele Überraschungen sich in diesem an sich überschaubaren Raum verbergen. Nur ein Beispiel: Das Hochkar, im Winter als nahes schneesicheres Schigebiet gestürmt, entpuppt sich in der warmen Jahreszeit als lohnendes Ziel für eine Bergwanderung, mit dem – für niederösterreichisches Gipfel einzigartigen – Blick auf den Großglockner.

 

Da auch das Leithagebirge zumindest dem Namen nach als Gebirge betrachtet werden will, hat man gute Gelegenheit, gleich einige Gipfelsiege an einem einzigen Nachmittag zu feiern. Nebenbei durchquert man dabei die Wüste mit der Kirche St. Anna, entdeckt eine Eremitenklause, taucht bei der Ruine Scharfeneck in die Historie rund um die Türkenkriege ein und genießt bei der Kaisereiche umwerfende Rundumaussicht und leistet Abbitte, dass man sich je über diesen Bergzug zwischen zwei Ebenen (Wiener Becken, Pannonische Tiefebene) lustig gemacht hat.

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