Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Szenenfotos © Wiener Staatsballett/Barbara Pálffy

Volksoper: Zauberhafte Märchenstunde mit dem Wiener Staatsballett

Der schöne Tanz des hässlichen Entleins

Nicht nur die vielen Kinder, die stolz in den roten Plüschfauteuils der Volksoper saßen, hatten ihre Freude an der Uraufführung „Märchenwelt Ballett“. Auch die Erwachsenen zwischen ihnen durften dabei ein wenig träumen, wenn ihnen auf diese ungewöhnliche Art und Weise Geschichten vom Wiener Staatsballett erzählt wurden. Tanz und Musik in feiner Abstimmung sind durchaus imstande, jung und alt gleichermaßen in die Welt der Phantasie zu entführen.

 

Erste Station dieser Reise ist ein Entenstall. Mutter Ente (Rebecca Horner) poliert ihre Eier. Sie ist verständlicherweise irritiert, wenn aus einem der drei Eier nicht ein putziges gelbes Küken schlüpft, sondern riesiger grauer Kerl (László Benedek), der so gar nicht ihren anderen Kindern ähnlich schaut. Der Ausgang der Geschichte ist bekannt: Das hässliche Entlein ist ein Schwan und am Ende viel schöner als alles andere Geflügel, dem er auf seiner Lebensreise bis dorthin begegnet ist.

Der junge Choreograph Andrey Kaydanovskiy hat das Märchen auf sehr anschauliche Weise, also kindergerecht, in Ballett umgesetzt. Die Musik dazu stammt von Modest Mussorgski und geht ins Ohr (Orchester der Volksoper Wien unter Guido Mancusi). Verwendet werden Themen aus „Bilder einer Ausstellung“, wobei immer wieder wuchtig die Promenade erklingt, als musikalische Begleitung der Wanderung des Helden auf dem Weg vom verstoßenen hässlichen Entlein zum edlen Schwan.

Die Musik für das zweite Märchen ist auf den Inhalt hin komponiert. Insofern hatte es Vesna Orlic in ihrer Choreographie für „Tausend und eine Nacht“ etwas leichter als ihr Kollege, der trotz einer zeitweilig eigenwilligen Musik stets passende und originelle Bewegungen fand. Überdies hat sie einen launigen Gehilfen beim Erzählen. Boris Eder ist der Geist aus der Flasche, besser gesagt, aus der Lampe, der erstens die Liebesgeschichte zwischen Aladin (Felipe Vieira) und der Prinzessin (Rebecca Horner) souverän moderiert, und zweitens, was noch wichtiger ist, der Angelegenheit zu einem Happy End verhilft.

 

Beide, sowohl Kaydanovskiy als auch Orlic, sparen nicht an Ausstattung, um das Zielpublikum, eben die Kinder, für eine so schöne und wichtige Sache wie das Ballett zu gewinnen.

Im Falle des hässlichen Entleins sind es Kostüme und Maske, die aus den Studierenden der Ballettakademie drollige gelbe Bällchen machen oder dem Truthahn sowohl den Kopf als auch den Hintern zornig rot anschwellen lassen. In Tausend und einer Nacht wird die Bühne zum verträumten Morgenland, mit einem Himmel, auf dem beeindruckend der Mond aufgeht, um im nächsten Moment von Gewitterwolken verdunkelt zu werden. Dazu kommen aufwändige Projektionen, mit denen die Handlung noch um Stück klarer wird, und einmal mehr die Kinder, dieses Mal die kleinen, die als Diener des Sultans ihre Auftritte bereits mit bemerkenswerter Professionalität bewältigen.

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