Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Drei Mal die Chance auf das Buch „Kaiser Franz Joseph I.“ mit selten gezeigten „Kaiser-Bildern“.

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Gewinnspiel

öffnet sich; Name und Adresse eintragen und abschicken. Die Gewinner erhalten vom Verlag Winkler-Hermaden ein Exemplar „Kaiser Franz Joseph I.“ .

Einsendeschluss ist der Fr., 05.02.2016.

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Die Gewinner sind ermittelt. Gratulation an Edith Sluszanski-Mattes (Wien), Heinz Pichler (Falkenstein) und Wolfgang Pfister (Retzstadt, Deutschland)

Kaiser Franz Joseph I.: Bilder zum immer wieder Nachschauen

Kaiser Franz Joseph I., Cover 900

Sie sehen in mir den letzten Monarchen alter Schule

2016 ist das große Jahr des Gedenkens an das Ableben des bis heute wohl populärsten Kaisers der Habsburgermonarchie. Franz Joseph I. starb vor 100 Jahren am 21. November 1916. 68 Jahre hatte seine Regentschaft gedauert, denn bereits mit 18 Jahren hatte der am 18. August 1830 zur Welt gekommene Franz Joseph die Thronfolge nach dem abgedankten Kaiser Ferdinand I. angetreten. Es werden sich in diesem Jahr zahllose Ausstellungen und TV- Dokumentationen mit dieser doch sehr bedeutenden Gestalt in der österreichischen Geschichte befassen.

Schlacht von Solferino 1859, Illustration aus dem besprochenen Buch

Gerade bei Franz Joseph ist die Konkurrenz um die Aufmerksamkeit des Publikums jedoch sehr groß; ein Umstand, der durchaus die Gefahr birgt, historische Seriosität zugunsten zugkräftiger Klischees zu vernachlässigen.

Kaiser Franz Josef und Kaiserin Elisabeth in Ungarn, Illustration aus dem besprochenen Buch

Die Edition Winkler-Hermaden, bei der bereits Ende 2015 ein Buch über Franz Joseph erschienen ist, hat diesbezüglich jedes Risiko vermieden. Die beiden Autoren Michael Göbl und Irmgard Pangerl sind gestandene Archivare. Göbl arbeitet seit 1977 im Österreichischen Staatsarchiv und ist mit zahlreichen Publikationen, unter anderem auch in der Edition Winkler-Hermaden, an die Öffentlichkeit getreten. Mag. Pangerl werkt seit 1989 ebendort und ist u.a. Referentin für die Habsburg-Lothringischen Hausarchive.

Befürchtungen, dass der Aktenstaub aus den Seiten rieseln könnte, sind dennoch vollkommen unbegründet. Göbl und Pangerl haben es geschafft, gleichermaßen den Monarchen wie den Menschen Franz Joseph in erfreulich kurzweiliger Weise darzustellen.

 

Die Autoren sitzen natürlich an der Quelle und haben diesen Vorteil für die Leser ihres Buches genutzt. Nach der Einleitung mit einer kurzen, aber profunden Übersicht über Leben und politisches Wirken von Franz Joseph haben sie in der guten Tradition dieses Verlages auf das Bild gesetzt.

Der unmittelbaren Botschaft von Stichen, Handschriften, Gemälden und Fotos ist jeweils ein kurzer Text beigegeben, der über das Gesehene hinaus in leicht verdaulichen Happen Hintergrundwissen vermittelt. Das Buch „Kaiser Franz Joseph I., 1830-1916. Bilder und Dokumente aus dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien“ hat damit das Zeug zum Dauerläufer, der als Nachschlagwerk, das man allein wegen der vielen Bilder immer wieder gerne in die Hand nimmt, das Gedenkjahr 2016 bei weitem überleben wird.

Begräbnis von Kaiser Franz Joseph, Illustration aus dem besprochenen Buch

Schottwien: Ansicht von heute, Illustration aus dem besprochenen Buch

Die Triester Straße von Wien bis Triest – eine Bilderreise

Spinnerin am Kreuz auf dem Wienerberg, Illustration aus dem besprochenen Buch

Erinnerungen an beschauliche Fahrten in den Süden

Aus der „Reichsstraße“ wurde die Bundesstraße 17, auf der über Jahrzehnte Kolonnen von PKW und Lastkraftwagen von und nach Wien unterwegs waren. Vom Matzleinsdorfer Platz weg rollte der Verkehr über den Wienerberg, quälte sich durch das brettlebene Steinfeld, um nach der Durchfahrt von Wr. Neustadt auf der schnurgeraden Trasse der Neunkirchner Allee einmal so richtig das Gaspedal durchzutreten. Über die weiten Serpentinen auf den Semmering hinauf wurden hinter einem Schwerlaster sowohl Motor wie Gemüt des Fahrers heiß, um bald darauf in rascher Talfahrt nach Mürzzuschlag, aber spätestens bei einem steirischen Bier im „Grünen Baum“ abzukühlen. So richtig bis Triest ausgefahren wurde diese Straße von den Wiener aber kaum. Vor dem Packsattel bog man Richtung Kärnten ab und setzte die Urlaubsfahrt über das Kanaltal fort. Der Triester treu blieben nur die Gastarbeiter, die mit vollgepackten Autos über das damalige Jugoslawien ihrer Heimat zustrebten.

Automobilrennen anno 1909 am Semmering, Illustraton aus dem besprochenen Buch

Um diese Straße in ihrer ganzen Bedeutung zu würdigen, muss man sehr weit zurück blicken. 1719 wurde unter Kaiser Karl VI. die Stadt Triest zum Freihafen erklärt und musste zwecks schnellen und sicheren Warentransports über einen durchgehenden Verkehrsweg mit der Hauptstadt der Habsburger Monarchie verbunden werden.

Traiskirchen 1905, Illustration aus dem besprochenen Buch

Beppo Beyerl: Die Triester Straße. Eine Geschichte des Verkehrsweges von Wien nach Triest in Bildern

Edition Winkler-Hermaden 2015, Preis € 19,90

ISBN: 978-3-9503739-9-8

 

Beppo Beyerl ist in seinem Buch „Die Triester Straße“ diesen Anfängen gründlich nachgegangen. Unter anderem kann er erzählen, dass die Straße am Linienwall begonnen hat, also bei der äußeren Stadtmauer, an deren Stelle sich heute der Gürtel um die Stadt zieht. Oder dass es größte Schwierigkeiten bedeutet hat, unmittelbar vor dem Ziel den steilen Karst bei Triest zu überwinden. Beyerl bezeichnet diesen historischen Teil „Eine Annäherung“, bevor er seine Leser anhand einer detaillierten geografischen Aufarbeitung auf die Lesereise von Wien bis zur Piazza della Caserma in Triest mitnimmt.

Erschienen ist „Die Triester Straße“ in der Edition Winkler-Hermaden, ein Umstand, der für Kenner dieses mutigen kleinen Verlages bereits eine Garantie für erlesene Illustration bedeutet. Im Falle der Triester Straße sind es vielfach Bilder aus der „goldenen Zeit“ vor dem großen Verkehrsaufkommen. Pferdefuhrwerke und ein paar Automobile teilen sich in Traiskirchen friedlich die breite Fahrbahn und auf der Murbrücke in Frohnleiten schlendern entspannt die Fußgänger.

Etliche der gezeigten Rasthäuser und Hotels an der Strecke wird man vergeblich mehr suchen. Die Kraftfahrzeuge, die auf späteren Fotos in langer Schlange aus Wien hinausstreben und beim Schwartzwirt im Föhrenwald einen ersten Stopp einlegten, brausen längst auf der Autobahn gen Süden. Die Triester Straße wurde mit allen den für sie damit verbundenen Vor- und Nachteilen wieder zum beschaulichen Verkehrsweg, dem man kaum mehr ansieht, dass es sich einst um eine der wichtigsten Fernverbindungen Europas gehandelt hat.

Der Schwartzwirt an der Neunkirchner Allee in den frühen 60er-Jahren, Illustration aus dem Buch

 

Eine sehr sachliche Geschichte der Waldviertler Eisenbahnen

VT 175 der DR in Willings Richtung Gmünd bei Bahnwärterhaus unterwegs

Wege aus Eisen durch eine „steinreiche“ Landschaft

Einige dieser Bahnen, die mit Dampf oder Diesel auf schmaler Spur die reizvollsten Gegenden des Waldviertels befahren, sind wieder zum Leben erwacht. Sie transportieren Wanderer, Radfahrer oder einfach nur Genussreisende zum Beispiel von Retz nach Drosendorf oder von Gmünd nach Heidenreichstein. Den Nostalgiebahnen wurden anstelle trockener Nummern fantasievolle Namen wie Reblausexpress oder Wackelstein-Express verpasst.

Bahnhof Geras-Kottaun: Lok 77.284 mit Personenzug RD 31

Betrieben werden sie von engagierten Gesellschaften wie der NÖVOG, deren Mitglieder zum guten Teil um Gotteslohn, aber voll Begeisterung ihre Wochenenden als Lokführer, Schaffner oder Kellner im Jausenwagerl verbringen.

 

Bei so viel Spaß an der Freud´ könnte leicht übersehen werden, dass hinter jeder diese Bahnen ein ernsthaftes Projekt und wirtschaftliche Interessen stehen. Peter Wegenstein ist der Geschichte der Eisenbahnen im Viertel ob dem Manhartsberg akribisch nachgegangen. Entstanden ist wieder eines dieser liebevoll bebilderten Bücher der Edition Winkler-Hermaden, die zwar rasch durchgelesen sind, aber mit ihrer Illustration aus historischen Fotos und Postkarten immer wieder zum Schauen und zum darüber Reden anregen.

 

Für Eisenbahnfans ist „Wege aus Eisen im Waldviertel“ ohnehin ein absolutes Muss. Der Autor verzichtet bis auf ein paar kleine Episoden wie das Eisenbahnunglück auf der Teufelsbruckn auf Plaudereien. Seine Ausführungen sind Eisenbahngeschichte pur, trocken wie der Grüne Veltliner, der im Heurigenwaggon nach der Abfahrt aus Retz ausgeschenkt wird – was so viel heißt wie, die Lektüre macht trotzdem Spaß.

Wege aus Eisen im WaldviertelCover 900

So ist es nicht uninteressant zu erfahren, dass das Waldviertel erst ab dem 1869 mit der Eisenbahn erschlossen wurde; ganz einfach, weil es wenig Aussicht gab, in einer Gegend, die kaum Rohstoffe zu liefern hatte und überdies dünn besiedelt war, eine Bahn gewinnbringend zu betreiben. Vor allem geht es aber um die ausführliche Information, welche Bahnen wo und wie lange unterwegs waren, was alles außer Fahrgästen noch transportiert wurde und, begleitet von akkurat betexteten Fotos, welcher Zug mit welcher Lok gerade in eine bestimmte Station eingefahren ist. Ein wunderbares Beispiel findet sich auf S. 83:

Am 22. Jänner 1960 hält im Bahnhof Geras-Kottaun Lok 77.284 mit Personenzug RD 31. Auf die aus dem Postwagen entladenen Poststücke wartet schon der Weitertransport mit Fahrrad und Anhänger.

 

Die Wiener Ringstraße und der Franz-Josefs-Kai in Ansichten von 1874

Die Wiener Ringstraße Titel 900

Wie wenig doch die Zeit dem „Diadem der Kaiserkrone“ anhaben konnte

Per Handschreiben vom 20. Dezember 1857 gab Kaiser Franz Josef I. den Startschuss für die Wiener Prachtstraße schlechthin. Er bezeichnete es ausdrücklich als seinen Willen, dass die innere Stadt erweitert werden sollte „mit Rücksicht auf eine entsprechende Verbindung derselben mit den Vorstädten“ und erwartete sich „die Regulierung und Verschönerung Meiner Residenz- und Reichshauptstadt…“. Bis dahin hatten die alten Festungsanlagen die Stadt mehr beengt als geschützt.

Die Wiener Staatsoper mit Blick auf die Kärntner Straße

Den einzigen Sinn, den Militärbehörden noch darin erblickten, war der Schutz vor dem „unruhigen“ Proletariat der Vorstädte, das man auch in Hofkreisen spätestens seit dem Revolutionsjahr 1848 ernst zu nehmen gewogen war.

 

Nun war es aber so weit. Die Stadtmauern wurden abgerissen, die Gräben zugeschüttet. Das Glacis, die freie Fläche vor den Festungsanlagen, wurde zu einem Spielplatz voll der ungeahnten Möglichkeiten urbaner Gestaltung Mitte des 19. Jahrhunderts. Innerhalb weniger Jahre erhielt Wien ein vollkommen neues Gesicht. Bereits am 1. Mai 1865, als vor 150 Jahren, wurde die Trasse des Boulevards feierlich eröffnet. Nur mehr die Knickpunkte in stumpfen Winkeln erinnerten an das Festungssystem, was die Wiener veranlasste, das entstandene Novum als „Diadem der Kaiserkrone“ zu bezeichnen. Die Fläche wurde sauber parzelliert und neben den Palais des alten Adels zur „via triumphalis“ des erwachten Großbürgertums, den Industriellen, Kaufleuten und Bankiers.

Votiv Kirche

Stilfragen spielten eine große Rolle, und da es so viele Stile gab, wollte man offenbar möglichst alle an dieser Straße vereinigen und schuf damit den „Historismus“. Das Geld dazu war vorhanden, auch seitens der öffentlichen Hand, die ihre Gebäude in der jeweiligen architektonischen Symbolsprache gestalten ließ: für das Reichsratsgebäude (Parlament) die griechischen Säulen oder für das neue Stadthaus (Rathaus) die Gotik der Niederlande.

Was wäre Wien ohne diesen Parcours durch die europäische Kunstgeschichte, wie es im Vorwort des Buches „Die Wiener Ringstraße in ihrer Vollendung und der Franz-Josefs-Kai“ formuliert wird.

 

Nach einer Datierung auf einem der Stiche hatte der Wiener Landschaftsmaler Ladislaus Eugen Petrovits (1839-1907) Ansichten der Ringstraße geschaffen. Um die damals erst im Bau befindlichen Häuser „in ihrer Vollendung“ zeigen zu können, mussten wohl oder übel die Pläne der Architekten herhalten. Das alles stellte aber kein Hindernis dar, 1875 einen Band mit diesen Stichen zu veröffentlichen. Aus Anlass des 150jährigen Jubiläums der Ringstraße wurde dieses Buch wieder aufgelegt, nunmehr herausgegeben und kommentiert von Walter Öhlinger und Eva-Maria Orosz, erschienen in der Edition Winkler-Hermaden, dem idealen Verlag für derartige Unternehmungen.

Opernring Vorstadtseite mit dem Heinrichshof

Die Wiener Ringstraße in ihrer Vollendung und der Franz-Josefs-Kai

In Ansichten von Ladislaus Eugen Petrovits

Walter Öhlinger und Eva-Maria Orosz

128 Seiten mit 20 doppelseitigen Farbholzschnitten

ISBN: 978-3-9503739-5-0

Preis € 29,90


 

Mit den erläuternden Texten zwischen den Bildtafeln lernt man auch die Bauherren und ehemaligen Besitzer der Gebäude kennen. Die Geschichten zu den Prachtbauten laden ein zum Flanieren entlang der gut fünf Kilometer (5,2 km) langen Runde um die Innenstadt. Faszinierend an diesem Spaziergang über die Ringstraße anno 1875 ist die Tatsache, dass man meistens sofort weiß, wo man sich befindet. Weder die Bomben des Zweiten Weltkrieges noch die Modernisierungswut bauwütiger Architekten konnten die Ringstraße in ihrem Wesen verändern, und unverändert geblieben ist damit seit eineinhalb Jahrhunderten die Begeisterung, die Wiener und ihre Gäste gleichermaßen teilen.

 

Wegweiser zum Erwandern von Genüssen: Weinviertler Wildkräuterbuch

Gänseblümchen, hist. Darstellung Kurt Stueber Max Plank Ges.

Raffinierte Rezepte für feines Essen vom Wegrand

Nicht ungefährlich, die Feststellung der Autorin im Vorwort: „Viele Menschen geben sich nicht zufrieden mit dem, was sie kennen. Sie sind auf der Suche nach Herausforderungen, verblüffenden Entdeckungen und einzigartigen Geschmackserlebnissen…“. Gerade im Fall von Wildkräutern, von Schwammerln gar nicht zu reden, kann eine solche Expedition ins Unbekannte, wenn nicht ins Grab, dann zumindest ins Spital zum Magenauspumpen führen.

Klatschmohn-Wildkräutertürmchen mit Klatschmohnpralinen, Foto Barbara Wittmann

Umgekehrt wieder eröffnet gesunde Neugier, allerdings gepaart mit kontrolliertem Probieren und kundiger Begleitung, neue kulinarische Welten. Der Reiz wird noch dadurch gesteigert, dass wir wie weiland unsere Vorfahren als Jäger und Sammler unterwegs sind, um die heimischen Vorratsspeicher mit selbstgefundenen und -geernteten Kräutern und Früchten zu füllen.

 

Mit dem in der Edition Winkler-Hermaden erschienen Buch „Weinviertler Wildkräuterbuch“ von Petra Regner-Haindl im Rucksack kann man sich getrost auf den Weg machen

Hendl vom Blech mit Vogelbeeren und Kürbis, Foto Barbara Wittmann

Mit etwas Ortskenntnis und angeleitet von der Autorin wird man im Wolkersdorfer Wanderpuzzle entlang des Wein- und Kulturwanderweges bereits im frühesten Frühling fündig werden. Die einfachste Übung stellen diesbezüglich die Gänseblümchen dar. Nur keine Scheu vor diesen reizenden Pflänzchen. Auf die Knie! Denn eine alte Weinviertler Wahrheit besagt: Wer die ersten drei Blüten des Jahres der „schönen Ausdauernden“ (so die Übersetzung der botanischen Bezeichnung) mit dem Mund pflückt und isst, bleibt das ganze Jahr von Krankheiten verschont.

Den Sommer über verbringt der Kochtopf-Kräutersammler im Naturpark Leiser Berge. Der Steppenrasen bietet ein ganz spezielles botanisches Angebot. Hier wachsen und blühen die Zutaten für folgende köstliche Gerichte: Fisch im Packerl mit Hirtentäschelknusper, Klatschmohn-Wildkräutertürmchen mit Klatschmohnpralinen oder Schweinsmedaillons in Quendelbutter mit Quendelerdäpfeln. Regner-Haindls Rezepte sind nicht nur gut beschrieben, sondern die daraus resultierenden Ergebnisse überaus appetitlich von Barbara Wittmann fotografiert.

Im Herbst überrascht das Wildkräuterbuch mit einem Hendl vom Blech mit Vogelbeeren und Kürbis. Wer hätte gedacht, dass sich die knallroten, aber bitteren Früchte der Eberesche nicht nur zum Schnapsbrennen, sondern auch zum Kochen eigenen?! In ihrem Fall muss die ausführliche Beschreibung, die jeder Wildpflanze vorangesetzt ist, genauestens gelesen werden. Es ist nicht unwichtig zu wissen, dass ihre Säure den Magen-Darm-Trakt reizt.

Fisch im Packerl mit Hirtentäschelknusper, Foto Barbara Wittmann

Als Rohkost sind sie also nicht geeignet. Und bei aller Sammelleidenschaft sollte man bedenken: Auch die heimischen Vögel benötigen die reichlichen Vitamine und die Energie dieser Beeren, um den Winter an den Klippen des Urmeeres bei Falkenstein unbeschadet zu überleben.

 

Das alte Wolkersdorf im Weinviertel in beredten Bildern

Hauptstraße mit dem Rathausplatz (Foto vor 1910) Illustration aus dem Buch

Momentaufnahmen der Vergangenheit als Erinnerung an die Bedeutung unserer Gegenwart

Es sind nur unscheinbare Sandhaufen am Rand der Kaiser Josefstraße im damaligen dritten, neuen Ortsteil von Wolkersdorf, aber sie berichten von einer Zeit, als es keine Selbstverständlichkeit war, dass Straßen asphaltiert waren. 1784, damals wurde die „Neue (Ansiedler)Zeile“ angelegt, gab es hier noch einen eigenen Richter (Bürgermeister). Die Straße wurde später nach dem Reformkaiser benannt – und es gab die Vorschrift, den Fahrbahnbelag regelmäßig zu schottern.

Die Kaiser-Josef-Straße (Foto 1908) Illustration aus dem Buch

Genau dafür waren die Haufen am Straßenrand angelegt, die man auf dem Foto von 1908 sieht, allerdings nur, wenn man weiß, was es damit auf sich gehabt hat.

 

Dieses Bild ist nur eines der vielen Beispiele, wie viel uns Momentaufnahmen aus der Vergangenheit erzählen können. Man muss verschiedene Details nur richtig zu deuten verstehen. Der Historiker Wolfgang Galler ist Bild für Bild diesen beredten Spuren nachgegangen. Seine Entdeckungen wurden in kurze Texte gefasst, mit denen die jeweiligen alten Fotos begleitet werden.

Alle vom Schlossplatz zum Bahnhof (angelegt 1885) Illustration aus dem Buch

Zusammengefasst sind Text und Bild in der jüngsten Produktion der Edition Winkler-Hermaden mit dem Titel „Das alte Wolkersdorf im Weinviertel“. Wie in den meisten Büchern dieses Verlages stellen auch hier alte Fotos oder noch ältere Grafiken die Illustration. Der Erfolg gibt dem Herausgeber Recht. In Zeiten, in denen scheinbar kein Stein auf dem anderen bleibt und eine Sehnsucht nach dem Vergangenen Platz greift, sind Erinnerungen mehr als gefragt.

Einfach nur von einer nie gewesenen „guten alten Zeit“ zu schwärmen, wäre aber völlig falsch am Platz. Man muss hinter die Bilder dieses Buches schauen, um zu erkennen, wie viel uns diese Zeit zum Nachdenken aufgetragen hat.

Es genügt dazu, sich ein Foto aus 1936 anzuschauen. Es zeigt die prächtig in Schuss befindliche Weinkellerei Wilhelm Beer. Sie gehörte einer jüdischen Familie, die in Wolkersdorf mehrere Pressehäuser und Weinkeller besaß. „Nur zwei Jahre später“, schreibt Galler, „verlor die Familie nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ihren gesamten Besitz. Die meisten Familienmitglieder wurden deportiert und umgebracht.

 

Seither sind wieder Jahrzehnte vergangen, in denen der Durchzugsverkehr auf der Brünner Straße die nächste Heimsuchung brachte.

Cover Das alte Wolkersdorf im Weinviertel

Aus den Fuhrwerken, die einst durch die Stadt rollten, wurden LKW-Züge mit wesentlich mehr Pferdestärken und Kolonnen von Autos. Mittlerweile sind auch diese auf die Umfahrung verbannt.

Wolkersdorf hat wieder zur Ruhe gefunden und bietet sich unter anderem als ein guter Platz fürs Weintrinken an. Unweit von Wien gelegen, ist man mit der Bahn in kürzester Zeit draußen, wo schon 1913 ein witziger Maler Kirche und Pestsäule geschickt verwackelt und damit dem Wahrnehmungsvermögen eines Weinseligen angepasst hat. Vor dem ersten Glas sollte man dennoch eine Runde durch den Ort spazieren, bewaffnet mit diesem Buch, um zu bemerken, wie viel es noch von den alten reizvollen Ansichten vor hundert und mehr Jahren in Wolkersdorf im Weinviertel zu entdecken gibt.

Weinselige Grüße aus Wolkersdorf 1913 Illustration aus dem Buch

 

Es geschah im Weinviertel – Neuigkeiten und Bilder von damals

Unterhaltsames Schmökern in alten Zeitungsberichten

Was waren die Schlagzeilen vor hundert Jahren? Im Grunde nichts anderes als heute. Wenn es sich nicht gerade um einen festlichen Anlass gehandelt hat, über den pflichtschuldigst berichtet werden musste, waren es die gleichen Blutgeschichten, die seit jeher die Titelseiten unserer Zeitungen reißerisch beherrschen. Das Weinviertel war in diesem Punkt keine Ausnahme. Es konnte schon passieren, dass in der Idylle der Kellergassen ein Mord passierte oder auf einsamen Landstraßen Räuber lauerten.

Es geschah im Weinviertel Cover 900

Dazu kamen Katastrophen wie Hochwasser, Feuersbrünste und Zugunglücke. Derlei Berichte wollen die Menschen konsumieren, dann sind sie bereit, dazwischen auch ein paar „Good News“ verdauen zu können, wie einen Schatzfund oder das erfolgreiche Einfangen einer entlaufenen Stute.

 

Der Weinviertler Autor Thomas Hofmann hat die Archive nach zeitlos interessanten Zeitungsberichten aus der Gegend zwischen Korneuburg und der March durchforstet. Die Wiener Zeitung erwies sich diesbezüglich als sehr ergiebig. So berichtete sie am 4. November 1861 vom Prinzendorfer Mühlbesitzer und dessen Mord- und Suizidversuch oder am 9. Juli 1791 die Sensation schlechthin: Groß-Enzersdorf: Landung Blanchards im Ballon. Die Neue Freie Presse ließ ihre Leser am 8. Februar 1872 wissen, dass in Dürnkrut ein Gottesdienst gestört wurde. Die Nachricht über die Ausbrecher aus dem Gefängnis von Korneuburg drang sogar bis Linz (Tages-Post, 31. Dezember 1872) und eine Sturmkatastrophe in der Mistelbacher Gegend war offenbar bis Tirol zu spüren (Innsbrucker Nachrichten, 29. Dezember 1863).

Zeitungen waren bekanntlich noch nicht bebildert, schon gar nicht mit Fotos. Diesem Mangel hat die Edition Winkler-Hermaden in bewährter Manier abgeholfen. Postkarten und alte, wunderschön vergilbte Fotos illustrieren die Neuigkeiten von einst. Sie komplettieren gemeinsam mit den Zeitungsartikeln, die zwar nicht im Faksimile abgedruckt, aber im Text genauso wiedergegeben sind, wie sie der aktuelle Reporter vor hundert und mehr Jahren für seine Leser verfasst hat, den Eindruck einer unterhaltsamen Zeitreise.

Infomationen zum Buch

Thomas Hofmann

Es geschah im Weinviertel

Neuigkeiten und Bilder von damals

Edition Winkler-Hermaden 2014

ISBN: 978-3--9503739-1-2

Preis: € 19.90


 

 

„Sarajevo, Tatort Lateinerbrücke“ als Porträt einer faszinierenden Stadt

Die einzigartige Verschmelzung von Osmanen und Habsburgern

Hundert Jahre nach dem Attentat auf den Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Ehefrau Sophie richtet sich die Aufmerksamkeit logischerweise intensiv auf den Schauplatz des blutigen Geschehens. Sarajevo wird zum Tatort schlechthin, zur Stadt, in der die verhängnisvollen Schüsse gefallen sind, die den verheerenden Ersten Weltkrieg ausgelöst haben. Es folgten Kriege um Kriege, die diesen Teil des Balkans bis in jüngste Zeit erschüttert haben. Solche Nachrichten bleiben im Gedächtnis haften. Es wird noch viel Anstrengung brauchen, um den Ruf dieser Stadt wieder mit Begriffen wie Städtereise oder Urlaubsfahrt zu verbinden.

Cover Sarajevo, Tatort Lateinerbrücke

Das Buch „Sarajevo, Tatort Lateinerbrücke“ (erschienen in der Edition Winkler-Hermaden) ist einer dieser Beiträge, die das Ansehen dieser Stadt außerhalb Bosniens diesbezüglich wiederherstellen könnten. Selbstverständlich erzählt Autor Erich Pello auch über den Hergang des Attentats. Das ist er dem Gedenken dieses Jahres offenbar schuldig. Der Rest jedoch erfüllt bestens das Versprechen im Untertitel „Eine Spurensuche im Gestern und Heute einer faszinierenden Stadt“.

 

Der Leser verlässt bald den Schauplatz an der Lateinerbrücke. Er taucht ein in ein Sarajevo, in dem Orient und Okzident zu einer einzigartigen Einheit verschmolzen sind, Osmanen und Habsburger gleichermaßen ihre Spuren hinterlassen haben. Es wird ihm Geschichte erzählt, ganz so, als ob man neben Erich Pello und seinen Freunden, die Beiträge für dieses Buch geschrieben haben, durch die Gassen spazieren ginge. Man sitzt mit ihnen beim Kaffee zusammen, besucht den Kupferschmied Eldin Sprečo und macht Ausflüge in die Umgebung der Stadt. Begleitet wird der Text, ganz in der schönen Manier der Edition Winkler-Hermaden, von einer reichlichen Illustration, angefangen von Reproduktionen alter Stiche bis zu den Fotos, die ein modernes lebendiges Sarajevo zeigen.

 

Ein absolutes Muss für Eisenbahnfans:

Die Reise über den Weinviertler Semmering

Cover Weinviertler Semmering

Dem Weinviertel kann man ja nicht gerade alpinen Charakter nachsagen. Aber es gibt doch ein paar Bodenerhebungen, die sich zumindest in Gesellschaft der sanften Hügel als richtige Berge ausnehmen. Einer davon ist der Scharreiterberg, oder wie der Volksmund sagt, der „Mollmannsdorfer Berg“. Er erhebt sich am nördlichen Rand der Korneuburger Bucht und wird seit 1904 von der Eisenbahn überwunden. Das Erstaunliche: Mit 27 Promille maximaler Steigung ist die Strecke an dieser Stelle so steil wie die von Carl Ritter von Ghega erbaute Semmeringbahn. Was liegt also näher, diesen „spektakulären“ Streckenabschnitt respektvoll als „Weinviertler Semmering“ zu bezeichnen.

Die Aussicht über die mit Weingärten bedeckte Landschaft muss von dort oben berauschend sein, zumal man immerhin 50 Höhenmeter gewonnen hat.

 

Die Edition Winkler-Hermaden hat dieser Bahn und ihrem wechselvollen Schicksal in den vergangenen 110 Jahren nunmehr ein Buch gewidmet. „Über den Weinviertler Semmering. Die Eisenbahnstrecke Korneuburg-Ernstbrunn. Von der Landesbahn zur regiobahn“. Wie üblich in dieser Reihe ist auch dieses schlanke Buch wieder eine wunderschöne Bilderreise. Sie führt per Dampflok, Blauem Blitz und sogar einem modernem Dieseltriebwagen durch ein Jahrhundert Eisenbahngeschichte, der diese Nebenbahn ihr eigenes kleines Kapitel eingeschrieben hat.

 

Als Autoren zeichnen Karl und Martin Zellhofer. Martin ist als Historiker und Publizist an der Gestaltung maßgeblich beteiligt. Der ausgewiesene Eisenbahnfan ist Karl, ein ehemaliger Lehrer, der sich in eisenbahntechnischen gerade so gut wie in historischen Belangen auskennt. Seinem Engagement für diese Strecke ist es zu verdanken, dass heute nicht nur Schienennostalgiker, sondern einfach Genussreisende mit der regiobahn Leiser Berge per Zug im Weinviertel unterwegs sein und den Streckenabschnitt Asparn an der Zaya – Mistelbach per Schienentaxi sogar ganz mit eigener Kraft bewältigen können.

Die Maut in der Wiener Straße, Fresko im Gasthaus "Zum Goldenen Stern" von Franz Neusser

Entlang der wechselvollen Geschichte zwischen Wien und Prag:

Entdeckungsreise auf der Prager Straße

Dieses Buch macht richtig Lust auf eine Retro-Reise, auf eine beschauliche Fahrt abseits von Schnellstraßen und Autobahnen. Es muss nicht gerade eine Postkutsche sein, mit der man die Strecke zwischen Wien und Prag zurücklegt, es darf ruhig das Auto benützt werden, wichtig ist nur, dass man konsequent auf der Prager Straße bleibt, keine der zahllosen Ortsdurchfahrten scheut, sich Zeit nimmt und in einem der noch erhaltenen Wirtshäuser zur Rast anhält oder nach den Spuren sucht, die von der bewegten Geschichte entlang dieser Straße hinterlassen wurden.

Post- und Straßen Karte der Österr. Monarchie 1840

Der ideale Reiseführer für ein solches Unternehmen ist in der Edition Winkler-Hermaden erschienen: „Die Prager Straße. Eine Geschichte des Verkehrsweges von Wien nach Prag in Bildern“ von Ernst Bezemek, Friedrich Ecker und Jiří Kacetl. Gestartet wird in Floridsdorf am Spitz, dem Verkehrsknotenpunkt im nördlichen Wien schlechthin. Seinen Namen hat dieser Platz von zwei in engem Winkel wegführenden Straßen: Die Brünner und die Prager Straße.

Cover

Wir halten uns links und bleiben auf der Prager Straße bis Korneuburg. Allein dieses kurze Stück hat bereits eine Menge zu erzählen, zum Beispiel vom „Helden von Jedlesee“, vom „Langen Enzersdorf“, das bereits Mitte des 17. Jahrhunderts eine Poststation war, und von einem „Salzamt“, das es tatsächlich gegeben hat.

 

Bei der Lektüre dieser Geschichten erscheint manches aus ferner Vergangenheit des Reisens wie ein Déjà-vu. Die Strecke zwischen den beiden Großstädten der Monarchie war gespickt mit Mautstellen.

Aber nicht jeder Reisende war bereit, sich – wenngleich auf legale Weise – auf seinem Weg von Wien nach Prag ausnehmen zu lassen. Im Gasthaus „Zum Goldenen Stern“ in Hollabrunn gibt es ein Fresko von der einstigen Mautstelle, an der sich 1774 eine ordentliche Rauferei zwischen dem Weltpriester Joh. Bapt. Figarolli und dem örtlichen Mauteinnehmer Joh. Georg Fuchs zugetragen haben soll.

Auseinandersetzungen weit größeren Ausmaßes waren die Kriege. In ihrer Funktion als Heeresstraße war die Prager Straße zwangsläufig auch Kriegsschauplatz, der vor allem die bäuerliche Bevölkerung betroffen hat. Mit der kommunistischen Tschechoslowakei war die Straße nur mehr ein Torso, der am Eisernen Vorhang bei Kleinhaugsdorf geendet hat.

Die Znaimer Postkutsche von F. Brauneis auf der Fahrt nach Wien, 1848

Heute könnte man wieder unbesehen diese Grenze passieren und die historische Reise über Znaim und Iglau bis Prag fortsetzen und das, solange man auf der alten Prager Straße bleibt, sogar ganz ohne Wegzoll und ähnliche bis heute unvermeidliche Reisekosten.

 

Ein nicht unwesentlicher Teil unserer Geschichte: Erdölland Österreich

Das schwarze Gold des Weinviertels

Pumpenbock bei Bockfließ
Bohranlage Wirth DH 204 © RAG Archiv

Um 1900 kommentierte ein Geologe die ersten Gutachten über mögliche Erdölvorkommen im Weinviertel mit der spöttischen Bemerkung, dass er jeden Liter Erdöl, den man jemals aus dem Wiener Becken fördert, trinken werde. Soweit bekannt ist, hat er sein voreiliges Versprechen nicht eingelöst, er hätte es mit Garantie nicht überlebt. Bis heute wird im Weinviertel erfolgreich nach Öl gebohrt, trotz zahlloser Unkenrufe, dass die Vorkommen ohnehin bald erschöpft seien und österreichisches Erdöl nur eine kurze Episode gewesen sei.

 

Freilich, mit den Saudis können wir uns nicht vergleichen, aber, so Gerhard Ruthammer: „Erdöl und Erdgas wird man im Weinviertel noch lange fördern und so einen wertvollen Beitrag zur österreichischen Volkswirtschaft leisten.“ Ruthammer muss es wissen. Er ist Absolvent der Montanuniversität in Leoben, Fachrichtung Erdölwesen, fast 20 Jahre war er für die ÖMV tätig und kehrte als Professor an die Leobener Universität für 10 Jahre Lehrtätigkeit zurück.

Mit „Öldorado Weinviertel“ hat Gerhard Ruthammer nun der Geschichte der heimischen Ölförderung ein Denkmal in Buchform gesetzt (Edition Winkler-Hermaden). So erfährt man  zuerst grundsätzlich, wie das Öl überhaupt ins Weinviertel gekommen ist.

Von Hunderten Millionen von Jahren ist die Rede, in denen aus dem Plankton sehr verkürzt gesagt unser so leichtfertig verschwendetes Erdöl geworden ist. Die ausnehmend reichliche Illustration des Buches mit alten Fotos zeigt ein durchaus ungewöhnliches Bild von einem Landesviertel, das unsereins eher mit Weinstöcken und Grünem Veltliner verbindet.

 

Vor allem aber erzählen Bild und Text die Geschichte des „Öldorados“. Dieser Vergleich mit dem sagenhaften Goldland „Eldorado“ stammt aus den 1930er-Jahren. Damals herrschte tatsächlich eine Art Goldgräberstimmung – bis 1938. Bis zum Kriegsende waren zuerst die Deutschen und danach die sowjetischen Besatzer hemmungslos mit der Ausbeutung unserer Ölquellen beschäftigt.

Fauck-Schnellschlagbohrgerät © Weihe/Schwemann

Mit dem Staatsvertrag 1955 erhielt Österreich wieder die Oberhoheit über sein Erdöl. Die gemächlich nickenden Pumpenböcke rund um Matzen und Zistersdorf sind nicht zu übersehen. Wenn irgendwer an ihrem Sinn zweifeln sollte, dann sei ihm der bemerkenswerte Schlusssatz des Buches nahegelegt: Der österreichische Jahresbedarf an Erdgas von 8,6 Milliarden Normkubikmeter (2011) könnte derzeit zu 85 Prozent aus den heimischen Erdgasspeichern gedeckt werden.

Der Däne Theophil Hansen und das österreichische Parlament

Illustrationen aus dem Buch Der Baumeister des Parlaments

Ein Tempel der Demokratie

Der 200. Geburtstag von Theophil Hansen (1813-1891) ist gewiss ein willkommener Anlass, uns seine Bedeutung für das heutige Gesicht von Wien wieder bewusst zu machen. Das Arsenal mit dem Heeresgeschichtlichen Museum, das Gebäude des Wiener Musikvereins mit dem Goldenen Saal, dem akustisch besten Konzertraum der Welt, die Akademie der bildenden Künste, die Wiener Börse und Palais wie das Hansen Kempinski, alle diese Prachtbauten wurden von Theophil Hansen geplant und ausgeführt. Der bedeutendste aller Bauten, die von diesem in Kopenhagen (Dänemark) geborenen Architekten geschaffen wurden, ist aber das österreichische Parlament, unser „Tempel der Demokratie“, errichtet zu einer Zeit, als noch ein Kaiser herrschte, der von derartigen Bestrebungen alles andere als begeistert war.

Ein Prachtband wie das vorliegende Buch „Der Baumeister des Parlaments, Theophil Hansen (1813-1891)“, herausgegeben von der Parlamentsdirektion und erschienen in der Edition Winkler-Hermaden, mag darüber hinweg täuschen, dass es um dieses Juwel an der Wiener Ringstraße im Augenblick nicht gerade hervorragend bestellt ist. Damit soll nicht die Software gemeint sein, die oft und gern geschmähte Politik, die in diesen heil´gen Hallen mehr oder weniger erfolgreich fabriziert wird. Es ist die Bausubstanz, die den Verantwortlichen Sorgen bereitet. Sie soll bereits bedenkliche Schäden aufweisen, die längst nicht mehr durch Routinewartungen behoben werden können. Eine aufwändige Generalsanierung wird notwendig werden. Wenn es sich auch um einen griechischen Tempel handelt, er braucht trotzdem nicht zur antiken Ruine zu verfallen.

Von solcherlei Problemen ist in unserem Buch aber ohnehin keine Rede. Und das zu Recht. Der Baumeister trägt daran die geringste Schuld. Schließlich geht es darum, Hansen im Zusammenhang mit seinem wichtigsten Werk gebührend zu feiern. Der Schriftsteller und Sachbuchautor Andreas Pittler errichtet dazu in sechs Kapiteln die Säulen des Wissens um die Person des Architekten, um die Baustile der Ringstraßenzeit, vor allem aber um die Entwicklung von Parlament und Demokratie in Österreich. Pittler erzählt Geschichte gerafft und spannend, beinahe wie einen Kriminalroman, mit dem Unterschied, dass die Folgen der damaligen Geschehnisse bis in unsere Tage ihre Wirkung entfalten. Die letzten beiden Kapitel stammen von Hermann Schnell, der den LeserInnen in straffem Gendering neue, überraschende Perspektiven im Zusammenhang mit dem modernen Hansen vermittelt und sich dem Parlamentsgebäude und seiner Symbolik annimmt.

Die reichliche, vor allem großzügige Ausstattung dieses Buches mit Fotos und Plänen macht es zu einem Prachtband, der einem Parlament und dessen Baumeister würdig ist. Hansen selbst beschrieb diesbezüglich seine Emotionen: „Als mir vom hohen k. k. Ministerium der ehrenvolle Auftrag erteilt wurde, den Entwurf für das neu zu erbauende österreichische Parlamentsgebäude zu machen, wurde ich mit der größten Begeisterung erfüllt. Nicht leicht lässt sich für einen Künstler eine günstigere Gelegenheit denken, sein Wissen und Können zu bestätigen, als bei einem so bedeutenden Monumentalbau.

 

Noch einmal wird die Weinviertler Zeit kurz angehalten

Na ja, ein bedeutungsvoller Seufzer aus Hintaus

Vielleicht sind Sie schon den reizvollen Jakobsweg von Mikulov nach Krems-Stein gewandert, also den Weg, den man vor ein paar Jahren quer durchs Weinviertel mit der Pilgermuschel markiert hat. Ja? Dann sind Sie auch durch Hintaus gegangen, bei einer Kellergasse hinein und am anderen Ende wieder durch eine Kellergasse hinaus. Dazwischen? Eine kleine Kirche, ein paar Häuser und der Rest recht verschlafen. Aber das Leben in Hintaus pulsiert nicht, oder wie es Martin Neid formuliert, es ist „ein Ort, nicht gequält von menschlichem Perfektionsstreben. Hintaus, das ist ein Ort, der es aufgegeben hat, sich hinter protzigen Fassaden zu verschanzen. Hintaus, das ist ein Ort, wo auch das Leise, Unscheinbare, Absichtslose einen Platz hat.

Was könnte sich dort abspielen, dass man gleich zwei Bücher drüber schreiben kann!? Vielleicht kommt Martin Neid entgegen, dass er seine Weinviertler als Rechtsanwalt betreut. Ihm sind damit alle diese kleinen Dramen nicht verborgen geblieben, die sich in Hintaus abgespielt haben und – ohne die Schweigepflicht zu verletzen – einfach ein rührendes Bild einer vielleicht schon vergangenen Welt malen. Nach dem ersten Buch „Alles vorbei?“ liegt nun mit „Na ja ...und andere Weinviertler Seufzer“ der zweite Teil dieser Hintaus-Geschichten vor, herausgegeben von der Weinviertler Edition Winkler-Hermaden. Die humorigen Zeichnungen stammen von Friedrich Scheck. Die schwarzweißen Fotos von Hintaus hat der Autor selber beigesteuert.


Martin Neid: Na Ja ...und andere Weinviertler Seufzer.

Edition Winkler Hermaden 2012

ISBN 978-3-9503378-8-4, Preis € 14,95


 

Gleich zu Beginn und dem Titel seines Buches schuldig betreibt Martin Neid Sprachforschung. Die beiden Wörtchen Nein und Ja sind an sich in Kombination bereits eine – um zu Ehre des Juristen einen g´scheiten Ausdruck zu bemühen – contradictio in se, also ein Widerspruch in sich. Ja und nein! Je nach Betonung und Lautdehnung kann aus einem „Nau jo“ die Ankündigung des Aufbruchs aus dem Wirtshaus ebenso entnommen werden wie zögernde Zustimmung eines Weinviertler Winzers für einen Wein aus fremdem Keller oder, so Martin Neid etwas respektlos, der freudige Moment, „wenn ein Weinviertler das Ende seiner langen Leitung erreicht hat.“ Aber kein Mensch wird darob dem Herrn Rechtsanwalt böse sein. Immer ist das freundliche Augenzwinkern dabei und immer spürt man auch einen Hauch von Melancholie hinter dem Lächeln, das er seinen gutmütigen Satiren mitgegeben hat.

 

Ein Blick zurück auf Bäcker, Müller und Bauern im Weinviertel

Als „Unser täglich Brot gib uns heute“ noch eine ernstgemeinte Bitte war

Ganz verzichten können nicht einmal wir, die so modernen Menschen, auf das Gebäck. Der Leberkäs´ schmeckt eben nur in einer frischen Semmel gut. Aber Brot, richtiges Brot, vom Wecken oder vom Laib abgeschnitten, ist schon eher ein seltener Genuss. Und eine Schnitte Brot ganz für sich allein, das wäre den meisten von uns bestimmt zu karg. Wer will schon bei Wasser und Brot sein Dasein fristen? Seltsam, wie gründlich wir vergessen haben, was uns Brot noch vor ein paar Jahrzehnten bedeutet hat, vor allem aber, wie mühsam es seinerzeit herzustellen war, wie viele Arbeitsschritte nötig waren, um diese sättigende Unterlage für Schmalz oder Butter zu erhalten.

Plan der Hoffmannmühle in Laa an der Thaya aus dem Jahr 1822

zum Rezept Bild anklicken

Der Erinnerung kann auf die Sprünge geholfen werden, zum Beispiel mit dem Buch „Unser täglich Brot“, das von Bäckern, Müllern und Bauern im Weinviertel erzählt. Die Edition Winkler-Hermaden hat es sich in seinen Büchern zu Aufgabe gemacht, ein Stück Vergangenheit in Erzählungen und alten Fotos lebendig zu erhalten. Für das Brot wurde als Autor der Weinviertler Historiker Wolfgang Galler engagiert. Trotz seiner jungen Jahre (*1978) schafft er es, den Leser auf eine Zeitreise in die dörfliche Welt seiner Heimat zu entführen und anschaulich vom Dengeln der Sense, vom Sichelwerfen oder vom nahezu zeremonienhaften Dreschen mit dem Flegel auf der Tenne zu erzählen.

 

Hilfreich waren dabei wohl noch etliche Zeitzeugen, vor allem aber die Bilder, auf denen diese wertvollen Momente festgehalten wurden, wenn zum Beispiel ein Bauer in der Siemensstraße in Floridsdorf noch 1945 auf weitem Feld seine Egge von einem Pferdegespann ziehen lässt, oder eine Schar von Erntearbeiterinnen fröhlich beschwingt dem „Odamasch“, also dem „Schnitterhahn“, am Ende der mühseligen Feldarbeit zustrebt. Teil zwei (Von Müllern und Mühlen) und drei (Von Bäckern und Brot) haben eher dokumentarischen Charakter. Dennoch sind sie in ihrer Gründlichkeit ein wertvolles Dokument von zwei in dieser Form selten gewordenen Handwerken.

 

Der kulinarische Beitrag stammt von Manfred Buchinger. Feinschmeckern braucht man diesen Spitzenkoch nicht eigens vorzustellen. Und sollte es Banausen geben, die ihn nicht kennen, dann sei ihnen verraten, dass er das Gasthaus „zur Alten Schule“ in Riedenthal ob Wolkersdorf betreibt. In der Küche seines Restaurants entstehen Köstlichkeiten wie Schwarzbrot-Chips mit Kümmel-Camembert, Vorschussbrot-Salat mit Verjus und Sonnenblumenöl oder Arme-Leut´-Schnitzel mit schwarz geräuchertem Schweinsschopf. Die Rezepte, alle durchwegs einfach zum Nachkochen, beschließen auf appetitanregende Weise das Buch vom Brot und den Menschen, die es hergestellt haben.

 

Rechtzeitig ins Bewusstsein gerückt: Weinviertler Kellergassen

Ein Denkmal für bäuerliche Baudenkmäler

Fotos aus dem Buch Weinviertler Kellergassen

Weinerlich klingt das Lied von der Kellergass´n, in der einer ganz verlass´n bei an Glaserl Wein sitzt und sein Schicksal bejammert. Inzwischen sind es die Kellergassen selbst, die lamentieren dürften. Mit dem technologischen Fortschritt im Weinbau haben die kleinen Presshäuser am Rande der Weinviertler Ortschaften in ihrer ursprünglichen Funktion größtenteils ausgedient. Dass es sie noch gibt, haben sie der soliden Handwerkskunst braver Maurer zu verdanken und dem Rest von weinseliger Nostalgie, der aus leeren Kellerschläuchen in unsere Gegenwart heraufweht.


Wolfgang Krammer, Johannes Rieder:

Weinviertler Kellergassen

Unsterblicher Kulturschatz,

Edition Winkler-Hermaden 2012,

ISBN 978-3-9503151-7-2,

Preis € 19,90


 

Trotzdem sind diese „Dörfer ohne Rauchfänge“ anziehend wie Kraftplätze und strahlen eine eigentümlich magische Faszination aus. Von der „Brillanz der Einfachheit“ war die Rede und von „Juwelen naiver Architektur“, als die Edition Winkler-Hermaden das Buch „Weinviertler Kellergassen“ in Pollak’s Retzbacherhof in Unterretzbach einem Kreis prominenter Freunde der Kellergassen präsentierte. Rudolf John, KURIER-Kolumnist, ist Initiator dieses Komitees, das sich seit diesem Abend auch des aktiven Beistandes seitens des NÖ-Landeshauptmanns Erwin Pröll erfreuen darf.

 

Der Untertitel „Unsterblicher Kulturschatz“ mag zuversichtlich klingen. Im Moment sieht’s nicht nach ewigem Leben aus. Dächer sind eingestürzt, „Dampfln“ (Abschlusssteine der Lüftungsröhren) umgefallen und die „Köllatrift“ (Kellertrift) mit Büschen verwachsen. Mit diesem Buch gemeinsam mit dem Einsatz des Komitees zur Rettung der Kellergassen sollte aber noch rechtzeitig das Bewusstsein dafür geweckt werden können, dass dieses Jahrhunderte lang treu dienende Kulturgut noch in unseren Tagen unwiederbringlich verloren gehen könnte.

 

Von Wolfgang Krammer stammen die ungemein atmosphärischen Fotos des Buches. Johannes Rieder lässt uns im Text an seinem umfangreichen Wissen als erfahrener Kellergassenführer teilhaben und Alfred Komarek erweist sich im Geleitwort als engagierter Weinviertler. In seiner kurzen Ausführung denkt er ein absolut brauchbares Konzept für die gegenwärtige Nutzung alter Kellergassen an: „Im Winzerhof stehen die Stahlbehälter, im Weinkeller ruhen und reifen Flaschenweine… Im Presshaus wird verkostet, verkauft, sinniert, gefeiert, und die Kellergasse bleibt ein Weg, der seine Ziele in sich hat.

 

Die Burgen Niederösterreichs von Otto Piper

Burgenforschung von einst, spannend bis heute

Altes Gemäuer übt offenbar seit jeher auf einen guten Teil der Menschheit eine enorme Faszination aus. Ist es das Leben, das sich ihn ihnen abgespielt und für den begeisterten Hobbyarchäologen Spuren hinterlassen hat, oder ist es unsere Geschichte, die mit diesen Bauten verbunden ist und dort entschieden wurde, oder ist es einfach das Abenteuer, das die Fantasie zu tollen Geschichten aus der Ritterzeit anregt? Die Antwort wird jeder für sich wissen, wenn er sich in waghalsigen Klettertouren durch den verfallenen Bergfried einer Ruine turnt.

 

Otto Piper (1841-1921), gelernter Jurist, anschließend Journalist und Regionalpolitiker, hatte sich in späteren Lebensjahren der Burgenforschung verschrieben. Süddeutschland mit seinem unübersehbaren Reichtum an mittelalterlichen Festungen hatte ihn zu ausgiebigen Forschungen im gesamten deutschen Sprachraum angeregt.


Otto Piper/Thomas Kühtreiber (Hg.): Die Burgen Niederösterreichs,

Edition Winkler-Hermaden 2012,

ISBN 978-3-9503151-0-3, Preis: € 29,90


 

Sagen bleiben bei ihm Sagen und werden nüchtern auf ihren möglichen historischen Hintergrund geprüft. Wichtiger erscheint dem Burgenforscher eine möglichst genaue Vermessung der Anlage oder die Einschätzung ihrer Verteidigungskraft.

 

Aufgelockert sind die im originalen Schriftsatz gedruckten Texte mit Grundrissen von Burgen, mit erläuternden Detailzeichnungen, einer Vielzahl an alten Stichen und einigen Fotos. Die wohlwollend kritische Einführung stammt vom Herausgeber Mag. Dr. Thomas Kühtreiber, einem Fachmann im Bereich Mittelalter- und Neuzeitarchäologie und seit 1997 Mitarbeiter am Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Österreichische Akademie der Wissenschaften, mit den Schwerpunkten Burgenforschung, Umwelt- und Landschaftsarchäologie.

Sie mündeten – man kann es kaum glauben – bereits nach wenigen Jahren in einer ersten Monographie mit dem durchaus selbstbewussten Titel „Burgenkunde“. Der Erfolg war groß und erforderte bald neue Auflagen, von denen die dritte aus 1913 bis heute in Kreisen von Burgenkundlern beliebt und anerkannt ist.

 

Im Auftrag des regierenden Fürsten von und zu Liechtenstein und des Grafen Hans Wilczek entstand in diesen Jahren das achtbändige Werk „Österreichische Burgen“. Aus diesem wiederum stammen die einzelnen Darstellungen der Burgen für das nun im Verlag Winkler-Hermaden erschienene Buch „Die Burgen Niederösterreichs“. Was sich auf den ersten Blick kompliziert ausnimmt, ist im Grunde einfach. Man braucht nur zu lesen, um sich mit den Augen eines Burgenfreundes von damals Festungen wie Aggstein, Rosenburg oder Rauheneck für sich zu erstürmen.

 

Aufgrund der detaillierten Beschreibung des Zustandes vor 100 und mehr Jahren erhält man mit diesem Buch die wunderbare Möglichkeit, den Lauf und die Wirkung der Zeiten zu erfahren. Kitschige Romantik wird man jedoch vergeblich suchen. Otto Piper schien gegen die damals mehr und mehr erstarkende Deutschtümelei gefeit gewesen zu sein.


Illustrationen aus dem Buch "Die Burgen Niederösterreichs".

 

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Wirtshausführer in die Vergangenheit: A Gulasch und no a Bier

Im Westen nichts Neues

Das zweite Bier hat es an sich, dass es zum Genuss getrunken wird, nachdem das erste Krügel den gröbsten Durst gelöscht hat. Mit dieser Einstellung sollte man sich auch dem zweiten Buch über das Weinviertler Wirtshaus nähern. Nicht lange ist es her, dass Ferdinand Altmann mit „A Gulasch und a Bier“ eine Elegie dem traurigen Verschwinden des Wirtshauses im eher östlichen Weinviertel gewidmet hat. Jetzt gibt’s A Gulasch und no a Bier, das sich im westlichen Teil des Viertels unter dem Manhartsberg umschaut und im Grunde zum gleichen, wenig erbaulichen Ergebnis kommt: Wirtshauskultur war einmal.

Bilder aus dem Buch A Gulasch und no a Bier


Ferdinand Altmann: A Gulasch und no a Bier. Edition Winkler-Hermaden 2012, ISBN: 978-3-9503077-74, Preis 19,90.


 

Eins geht ins andere. Aber dank solcher Bücher, die Appetit auf a Gulasch und a Bier oder eben no a Bier machen, kann aufkommender Tristesse entgegengewirkt werden. Die hat ja im Wirtshaus wirklich nichts verloren. Deswegen möchte ich ausnahmsweise selber eine heitere Erinnerung beisteuern: Im Weinviertel lässt sich´s trefflich wandern, jüngst auch auf einem Jakobsweg.

Über diesen Mangel, der sich in den Dörfern dieses Landstrichs ausgebreitet hat, helfen auch reizende Geschichten und die liebenswürdige Wiedergabe alter Ansichtskarten – das bewährte Qualitätsmerkmal der Bücher aus der Edition Winkler-Hermaden – nicht hinweg, und schon gar nicht die überraschend optimistische Ansage von Landesrätin Dr. Petra Bohuslav im Vorwort: Das Weinviertel hat sich bei Genießern und Gourmets bereits einen Namen gemacht…Ort des Geschehens ist freilich das Weinviertler Wirtshaus. Welches denn??? Die paar wenigen Nobelhütten, in denen Promiköche ihre betuchte Klientel mit ausgefallenen „regionalen“ Kreationen entzücken?!

 

Im Textteil des Buches werden unter anderem einst bedeutende Verkehrswege vorgestellt, die von der Donau weg nach Böhmen und Mähren führen, bzw. führten, zum Beispiel von der Donaumaut durchs Straßertal oder am „Plechuntirwech“ entlang am „Wogenrand“. An strategischen Punkten warteten die Einkehrgasthöfe, die den Reisenden aufnahmen, während der Kutscher die Rösser versorgte. Nachdem man heutzutage mit dem KFZ unterwegs zu sein pflegt und nebenbei als Lenker auch kein Bier trinken sollte, wurden diese Oasen der Gastlichkeit obsolet.

In einem Dorf am Wagram war es Mittag geworden, kein Wirtshaus in Sicht, aber Hunger und endlich eine Person auf der Straße. „Gibt es hier…?“ „Bei uns schon lang´ nicht mehr“, sagte diese, wohl die Gehstöcke und Rücksäcke übersehend, „aber gleich da vorn im nächsten Ort“ – nach guten zehn Kilometern, und wer diese Strecke einmal zu Fuß gegangen ist, weiß, mit welchem Genuss fromme Pilger dort a Gulasch und a und no a Bier zu sich genommen haben.

 

Eine launige Zeitreise durchs Veltlinerland

Weinviertler Weingeschichte

Zwei Weinbauern treffen sich am Feierabend vor dem Keller eines dritten. Sie verkosten Wein und geraten dabei nolens volens ins Philosophieren. Dabei kommt die Rede auch auf das Buch „Nur ka Wasser net!“

Szene in der Kellergasse

Der Dritte lachend: „Das mit dem Wasser könnt´ i unterschreiben.“

Der erste Weinbauer kennt es selbstverständlich auch: „Recht hast´. Gottseidank hat sich nichts Wesentliches verändert.“

Zweiter Weinbauer: „Wie, nix verändert?! Alles ist anders geworden!“

„Dann schau dir doch die Bilder an!“ verteidigt sich der Erste.

Der Zweite fast triumphierend: „Eben, wie du´s sagst. Siehst du auf den alten Fotos irgendeine moderne Maschin´? Nichts als Pferdefuhrwerke, vorgespannte Ochsen, wenn´s hoch hergeht ein Traktor.“

„Wesentliches hab´ i gsagt“, beharrt der erste auf seinem Gedanken, „siehst du irgendwas Wesentliches, das sich verändert hat?“

Weinbauer drei, während er nachschenkt: „Wenn du die Angst vorm Wasser meinst, dann hast´ Recht!“

In diesem Punkt kann auch Winzer zwei nichts anderes als zustimmen. Am Wesentlichen, am Stellenwert des Weines im Leben der Menschen im östlichen Weinviertel hat sich in den letzten 100 Jahren nichts verändert.

Hans Traxler: Nur ka Wasser net. Zur Geschichte von Weinbau und Weingenuss im östlichen Weinviertel.

Edition Winkler-Hermaden 2011,

ISBN 978-3-9503077-6-4, Preis: € 19,90.

Das ist, auf den Punkt gebracht, das erfreuliche Resümee von „Nur ka Wasser net“, dem jüngsten der feinen Bild- und Geschichtenbücher aus der Edition Winkler-Hermaden. Vor allem aber gibt es noch die Leute, die man fragen kann, wer und was da auf den vergilbten Fotos drauf ist, die sich erinnern können, wie es früher beim Weinmachen und -trinken zugegangen ist. Von ihnen hört man auch noch die lustigen Geschichten, die tatsächlich auf eine Art Hydro-Phobie im Veltlinerland schließen lassen.

 

Zusammengetragen hat die Weinviertler Wein-Erinnerungen „Zur Geschichte von Weinbau und Weingenuss im östllichen Weinviertel“ der Autor und Weinhistoriker Hans Traxler unter tatkräftiger Mithilfe von Ulrich Winkler-Hermaden.

 

Das Volk nahm (und nimmt) sich kein Blatt´l vor´s Maul

Erotische Volkslieder

 

deftig und direkt

Anonym: Les proverbes en Axion

Eine alte Geschichte: Ein Landmädchen kommt zum Pfarrer und fragt ihn, ob sie ihren Franzl überhaupt heiraten dürfe, weil er ja so viele unanständige Leider kennt. Der Pfarrer fragt das Mädchen: „Mitzi, singt er sie oder pfeift er´s nur?“ „Er pfeift´s eh nur“, sagt sie, worauf der Pfarrer meint: „Dann heirat´ ihn ruhig.“ Sie war halt auch dabei, wenn zu vorgerückter Stunde und nach Konsum entsprechender Getränke diverse Lieder angestimmt wurden, und hat sich vielleicht sogar ein wenig dabei geniert.

 

Aber wie das gemeinsame Singen an sich sind auch die wahren Volkslieder mehr oder weniger zu einer Art Museumsgut geworden. Zum Glück hat man rechtzeitig gesammelt und aufgezeichnet. Ein guter Teil dieser Lieder, die weder einen Poeten als Texter noch einen Komponisten für ihre Melodien haben, wäre dabei allerdings beinahe durch den Rost ängstlicher Anständigkeit gerutscht. Entweder wollten es die braven Volkskundler lange Zeit nicht wahrhaben, dass neben dem so sauberen Liedgut auch hundsordinäre Zoten gesungen wurden, oder sie genierten sich, dieselben mit ihrer humanistisch gebildeten Feder festzuhalten.

 

Eine löbliche Ausnahme war Emil Karl Blüml, der im Jahre 1906 einen auf 1000 Exemplare limitierten Privatdruck mit erotischen Volksliedern veröffentlichte. Die Sammlung sollte nur gelehrten Personen zugänglich sein. Der Sturm der Entrüstung war nicht ausgeblieben. „Gelehrte Philister“ beschuldigten ihn, er brächte „das deutsche Volkslied um den Ruf seiner Keuschheit“, wie er selber im Vorwort schrieb.


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Anonym: Donneur d´Esprit


Es wurde ihm sogar unterstellt, er hätte die Texte selber geschrieben. In diesem Punkt darf er aber noch nach mehr als 100 Jahren rehabilitiert werden. Man braucht dazu nur die Türln des musikalischen Heimatmuseums einen Spalt breit zu öffnen und muss genau hinhören. In versteckten Winkeln unseres Landes gibt es sie noch, die geselligen Runden, wo eben diese Lieder noch lebendig angestimmt werden, mit den überlieferten Melodien, mit genau den Texten, die Blüml in seinem Buch gedruckt hat – oder in neuen Versionen, quasi ex tempore, beim Gstanzlsingen, wo es auch heute noch zwischen ein paar Sängern hart auf hart hergeht im Kampf um den lautesten Lacher.


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Anonym: La force de l´exemple


Deren Zweideutigkeiten sind schon mehr als eindeutig. Vom Nageln ist die Rede und vom Dudlsack, von den Büchsen, die zu schwach geladen sind und vom Blasbalg hinten und dem Schwamm vorn. Respekt vor der Geistlichkeit – mitnichten! Aufgrund ihrer Ehelosigkeit waren und sind Kapläne und Kapuziner bevorzugte Objekte des derben Witzes. Wer bei diesen Liedern aufs Korn genommen wird, ist doch vollkommen egal; es braucht sich nur zu reimen und irgendwie mit einer obszönen Pointe zu enden.

 

Warum man diese Lieder nicht öfter hört? Weil diese untere Lad´ im Heimatmuseum schnell zugeschoben wird, wenn sich nur von fern eine TV-Kamera plus singendem Moderator nähert, die einem ahnungslosen Publikum billige Volkstümlichkeit als echte Gaudi anzudrehen will oder, was noch schlimmer ist, Volksmusik in die intellektuellen Höhen eines Xing-Xang-Festivals abgehoben wird.

 

Die wahre Hetz´ wird man auf diese Weise kaum erleben. Man kann sie aber ahnen, im Buch „Deftig und direkt“ mit erotischen Volksliedern aus Österreich, das nun in einem Reprint der Ausgabe von 1906 in der Edition Winkler-Hermaden erschienen ist – versehen mit einer Einführung von Andreas Brunner, damit auch niemand zwischen all diesen schlüpfrigen Zeilen ins Rutschen kommt.


 

Deftig und direkt. Erotische Volkslieder aus Österreich. Reprint der Originalausgabe aus Privatbesitz. Edition Winkler-Hermaden 2011, ISBN 978-3-9503077-5-7, Preis € 16,95


Die Illustrationen wurden dem Buch Die Erotik in der Kunst entnommen. Edition Winkler-Hermden 2009, ISBN 978-3-9502688-0-5, Preis € 29,90

 


 

 

Ein Bilderbuch der Vergangenheit

Schweickhardts Niederösterreich

Die Topographien von Franz Xaver Schweickhardt (*1794, +1858) sind zwar an die 180 Jahre alt, dennoch gibt es für Heimatforscher und Regionalhistoriker ohne sie kaum ein Auskommen. Er selber war sich bereits der Bedeutung gewiss, wenn er über sein Hauptwerk „Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Ens [sic!]“ wenig bescheiden behauptete, das dieses „kein einziges Werk aufzuweisen hat, welches das Land im Allgemeinen, gleichwie durch einzelne Ortsbeschreibungen, umfassend … dargestellt hätte.


1831 hatte Schweickhardt damit begonnen. Innerhalb von zehn Jahren waren 34 Bände, die das Land Niederösterreich flächendeckend, nach den vier Vierteln geordnet beschreiben, dem „vaterländischen Publikum übergeben“ worden und damit war ein Werk entstanden, wie, so Schweickhardt, „noch keines so vollständiger Art erschienen ist“.


Jeder dieser einzelnen Bände war mit drei bis vier Illustrationen ausgestattet. Es handelt sich dabei großteils um Kupferstiche mit romantischen Ansichten ihm bedeutend erscheinender  Schlösser, Kirchen, Ruinen und Landschaften, teils ganz in der Art älterer Vorlagen wie die berühmten Vischer-Stiche.

Leseproben unter den Bildern

Mit dem Direktor der Niederösterreichischen Landesbibliothek, dem Historiker Dr. Gebhard König, gemeinsam wurden diese Blätter nun von der Edition Winkler-Hermaden als hochwertige Reproduktionen in einem Buch veröffentlicht. Im Geleitwort wird die schillernde Persönlichkeit des Franz Xaver Schweickhardt vorgestellt. Unter Historikern gilt er sowohl als hochangesehener Topograf und begnadeter Wissenschaftler als auch als Hochstapler und Bankrotteur. Ebenso umstritten waren seinerzeit seine Werke, wie eine „Perspectiv-Karte“, die in ihrer Art bereits 1830 als anachronistisches Kuriosum galt.

Das vorliegende Buch trifft diesbezüglich keine Entscheidung, die bei soviel Patina auch nicht mehr erforderlich ist. Vielmehr ist dadurch – man ist versucht zu sagen, wie bei diesem Verlag üblich – neuerlich ein bibliophiler Schatz aus den Tiefen einer Bibliothek gehoben und allgemein zugänglich gemacht geworden.

 


 

Gebhard König: Schweickhardts Niederösterreich. Franz Xaver Schweickhardts Darstellung des Erzeherzogthums Oesterreich unter der Ens.

Mit ausgewählten Texten aus den Ortsbeschreibungen von F. X. Schweickhardt. 2010 Edition Winkler-Hermaden,

ISBN: 978-3-9502845-6-0, Preis € 29,90.

 

 

Beinahe schon Erinnerung: 

Weinviertler Wirtshauselegie

Der Ausflug ins Weinviertel ist eher selten geworden. Man fährt über Wolkersdorf hinaus eigentlich nur mehr zum Weinbauern, um die Kellerbestände an Grünem Veltliner aufzufüllen, oder um im Niemandsland im Norden Zigaretten und Spirituosen zollfrei zu erwerben.


Dabei gäbe es zwischen Korneuburg und Poysdorf so viel schöne Gegend, die man mit dem Rad oder sogar zu Fuß durchmessen könnte. Für ein solches Unternehmen braucht es allerdings einiges an Organisation.


Man wandert von einer Ortschaft zur nächsten, durch Weingärten und schattige Wälder, durch malerische Kellergassen und ruhige Bauerndörfer – mit einem Wort: Beschaulichkeit pur. Allein, man ist unter Tags auf sich gestellt und angewiesen auf den Proviant im Rucksack. Ein Wirtshaus, wo man sich hinsetzen und stärken kann, gibt es nur mehr selten und die Kellertüren zu den durchaus dicht gestreuten Heurigen öffnen sich erst am Abend.


Gottlob empfindet nicht nur der Außenstehende schmerzlich diesen Mangel. Ferdinand Altmann, Obmann des Kulturbundes Weinviertel, hat in ungemein launiger und gleichzeitig tiefsinniger Weise einen (hoffentlich verfrühten) Abgesang auf diese segensreiche Institution verfasst und in der Weinviertler Edition Winkler-Hermaden herausgegeben.

Leseproben aus dem Buch „A Gulasch und a Bier“ finden Sie unter den Bildern (© W-H).

 

„Vom Sterben des kleinen Gulasch“ betitelt sich einer seiner Textbeiträge, in denen er beklagt, dass sie immer weniger geworden sind, die Wirtshäuser am Land, die ihren Gästen auftischen – Speis und Trank und manchmal auch herzhafte Geschichten.

Genau dafür, für das Erzählen, wie seinerzeit an der Schank bei einem Bier oder einem der unzähligen Fluchtachterl, wurde Martin Neid gewonnen, ein überzeugter Weinviertler, bekannt unter anderem durch das Weinkabarett in seinem Heimatort Obersdorf.


Texte dieser Art verursachen hinter all dem Humor, der ihnen innewohnt, eine kleine Träne der Wehmut. Die herrlich vergilbten Postkarten, mit denen das schlanke Büchlein illustriert wurde, tragen das ihre bei zur Nostalgie – bis man sie genauer anschaut, diese alten Ansichten von den Ortschaften entlang der Brünnerstraße.


Die Fotos von den Dorfstraßen zeigen eine nahezu ungestörte Idylle. Kein KFZ ist darauf zu sehen, vielleicht ein paar Pferdegespanne, vor gediegenen Wirtshäusern posieren die Leute stolz für den Fotografen und mitten auf der Straße spielt die Blaskapelle!

 

Dann jedoch kamen die Jahre des Eisernen Vorhangs und danach ein gnadenlos brausender Durchzugsverkehr, der die Dörfer zweigeteilt hat. Mit der Autobahn ist wieder Ruhe eingekehrt – und damit  eine leise Hoffnung, dass auch die Gemütlichkeit wieder zurückkommen kann, auf „A Gulasch und a Bier“.


Ferdinand Altmann: A Gulasch und a Bier. Von Wirtshäusern, Wirtsleuten und deren Gästen im Weinviertel mit Texten von Martin Neid und einem Vorwirt von Alfred Komarek. Edition Winkler-Hermaden 2010, ISBN: 978-3-9502845-7-7, Preis: € 19,90.

 

Eine vergnügliche Lesereise durch die Geschichte der Südsteiermark

Zwischen Kästenburg und Rebenhof

Geburtstag der Südsteirischen Weinstraße ist der 15. Oktober 1955. Sie hatte die primitiven und teils desolaten Güterwege, mit denen die Bauernhäuser zwischen Ehrenhausen, Gamlitz, Sulztal, Glanz und Leutschach bis dahin verbunden waren, abgelöst.

2,6 Kilometer zwischen der „Kästenburg“ und dem „Rebenhof“ waren das letzte Teilstück, das von Landeshauptmann Josef Krainer seiner Bestimmung übergeben wurde. Die Weinstraße war nun zumindest als Güterweg durchgehend befahrbar und wurde bald zur Lebensader für die Region, nicht nur für die Einheimischen, denen sie ein unvergleichlich besseres Fort- und Auskommen sicherte. Sie brachte auch Scharen von Gästen direkt zum Wein und den Wein selbst mit ihnen hinaus in die Welt.

Leseproben durch Anklicken der Bilder aus dem Buch „Die Südsteirische Weinstraße“ (© W-H).


Bernd Schmidt: Die Südsteirische Weinstraße. Zwischen Welschriesling und Klapotetz. Eine Geschichte in Bildern und Texten. Edition Winkler-Hermaden 2010, ISBN: 978-3-9502845-8-4, Preis: € 19,90

Der geborene Grazer, Prof. Bernd Schmidt, hat nun Erinnerungen an die frühen Jahre und an die Zeit vor der Weinstraße für ein Buch aufgezeichnet. Es sind die Nachkommen der Pioniere, die darin zu Wort kommen, oder die alten Herrschaften selbst, die gerne noch davon erzählen, wie seinerzeit der Herrgott ihr Wegmacher war, wie man sich nach und nach den alten Nachbarn in Slowenien wieder genähert hat und vor allem, dass man schon früher was vom Weinmachen verstanden hat.


Für die reichliche Illustration des Buches haben die Südsteirer offensichtlich mit Freude ihre alten Familienalben durchstöbert und sie der Edition Winkler-Hermaden zur Verfügung gestellt. Zwischen den Geschichten, die man vor dem nächsten Pflichtbesuch in der Weinstraße einmal gelesen haben sollte, begleiten diese Fotos den Leser durch die Zeit vor und mit der Südsteirischen Weinstraße.

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