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Kaner bei der Pfarrkriche St. Othmar in Mödling

GENESIS im alten Karner zu Mödling

Ausstellungsansicht Genesis im Karner zu Mödling

Jörg Zaunbauers kritische Gedanken zu Moral, Unmoral und Doppelmoral

Im Untergeschoß liegen die Gebeine der Mödlinger Bürger, wie man sie im Mittelalter dort pietätvoll gestapelt hat. Dieses Türmchen, ein sogenannter Karner, wurde gebaut, um Platz im Friedhof rund um die Pfarrkirche St. Othmar für neue Bestattungen in geweihter Erde zu haben. Der ebenerdige frühgotische Sakralraum, den man durch ein romanisches Portal mit phantastischen Ornamenten betritt, schafft eine Ahnung der Endlichkeit des Lebens, aber genauso vom Bewusstsein des Geschenks, das uns mit Erschaffung des Menschen letztlich gegeben wurde. Damit wird auch der Titel der dort gezeigten Ausstellung „Genesis“ zu einer aus sich selbst erklärenden Botschaft. Es handelt sich um die Bilder des Malers Jörg Zaunbauer, in denen er biblische Geschichten der Zeit entrückt. Moses sitzt mit den zwei Tafeln, auf denen „Die 10 Gebote“ geschrieben stehen, über einer Meute aus Krawatten tragenden Managern.

Die Doppelmoral (Öl auf Leinwand)

Im saloppen Freizeitanzug diskutiert Jesus mit dem Tod, dem er den nackten „Lazarus“ entreißt. Auf dem Gemälde „König Herodes“ thront der Herrscher auf einem überdimensionalen Totenschädel, während zu seinen Füßen ein ganz zeitgemäß tüchtiger Glatzkopf einen Buben mit einem Lutscher lockt. „Maria Magdalena“ erscheint wie aus Schlamm geboren, wenn sie von einem erhöhten Sitz aus zwei Männern die Hand hinunterreicht. In „Die Doppelmoral“ sind offenbar zwei von Kreuzen umgebene Männer in eine Debatte verwickelt, ohne das Ungeheuer zu bemerken, auf dem sie Platz genommen haben.

Die linke Schächer (Ausschnitt)

Ein Leitmotiv in allen den Arbeiten ist der Tod, der dem Betrachter seiner Bilder bald weniger befremdlich erscheint als die mit ihm verbundenen Menschen. Jörg Zaunbauer scheint mit ihm auf du und du zu sein, oder wie er es selbst in einem Zyklus formuliert hat: „Der Tod, der beste Freund“. Er ist Ausdruck seiner Grundhaltung, die sich durch sein gesamtes von ihm geschaffenes Werk zieht. Karikaturhaft anmutende Totenköpfe feiern ein wahres Fest in „1939 bis 1945 – Man darf nicht vergessen“.

Sie begleiten Zeitungsausschnitte beispielsweise aus dem Völkischen Beobachter, die mit geheimnisvollen Gestalten übermalt sind, um das unfassbare Geschehen dieser Jahre zu kommentieren, gleichzeitig aber auch der Interpretation des Betrachters anheim zu stellen.

Ein anderer Zyklus beschäftigt sich mit gesellschaftlicher Balance, in dem die für die Betroffenen zumeist tödlichen Missstände, wie sie uns täglich in den Nachrichten begegnen und uns längst abgestumpft haben, in aufrüttelnder Weise künstlerisch verdichtet sind. In „Brandbilder“ nützt der Maler die Abstraktion, die ihm das Flackern des Feuers vorbrennt, um ähnlich gegenstandslos in „Mozart“ Klänge auf die Leinwand zu bannen. Es sind Figuren, die an Noten erinnern, als gemalte Musik aber auch erzählen wollen, dass sich der Komponist mit einer spießigen Gesellschaft anlegte, dieser aber auch seine Freiheit aufzwang. Zaunbauers persönliches Resümee zu dieser Hommage an Wolfgang Amadeus Mozart: Es ist zwischen uns kein Unterschied, wir sind anders und leiden.

 

Zur Ausstellung ist auch das Künstlerbuch „Jörg Zaunbauer Zyklen“ erschienen, mit einen Vorwort des Malerkollegen Philipp Heckmann und nach jeweils kurzen textlichen Einführungen zu den einzelnen Zyklen großformatige Abbildungen von einer Auswahl seiner Werke.

Ausstellungsansicht Genesis
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