Kultur und Wein

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„Charleys Tante“ zur schwungvollen Musical-Comedy verwandelt

Betsy (Pia Strauss), Lord Babberly (Stefano Bernardin), Betty (Miriam Mayr) Foto Martin Hesz

Eine wahre Hetz bei dem Geschlechtertausch

Die Weinviertler verstehen zu feiern. Zehn Jahre gibt es schon das Theater am Filmhof in Asparn an der Zaya, und damit zehn Jahre Erfolgsprogramm, verkündete stolz Intendant Michael Rosenberg vor der Premiere von „Charleys Tante“ am 15. Juli 2014. Seinen Worten folgte eine schwungvolle Verwandlung des Boulevard-Klassikers und unsterblichen Filmstoffes in eine reizende Musical-Comedy. Diese wiederum wurde letztendlich frenetisch bejubelt, mit Standing Ovations, und abgefeiert in einem zünftigen Premierenfest bis weit nach Mitternacht.

 

Was war Erfreuliches geschehen? „Charleys Tante“ hatten viele der Anwesenden in irgendeiner Form bereits gesehen; muss ja nicht gleich der Film mit Peter Alexander gewesen sein. Umso mehr war die Fassung von Vicki Schubert nach der Farce von Brandon Thomas eine Überraschung. Vor dem Union Jack, der englischen Flagge, war Oxford angesiedelt. Aber anstelle einer angehenden intellektuellen Elite begegnet man in diesem Stück den Lebemännern unter den Studenten.

Dekan Mr. Mac Spettigue (Ronald Kuste), Lord Babberly (Stefano Bernardin) Foto Martin Hesz

Keiner hat einen Tupf Geld, aber umso mehr Ansprüche ans Dasein. Zwei dieser Burschen sind ausgerechnet in die Nichten des Dekans verliebt. Zu viert haben sie den ebenso kühnen wie teuren Plan gefasst, ein Sommercamp in Kalifornien zu genießen; wäre da nicht der durchaus gesunde Geiz des Onkels. Der Ausgang der Geschichte ist insofern bekannt, dass ein Freund die reiche Tante spielen muss, bei der sowohl der bis dahin keusche Dekan als auch der Vater eines der Burschen erstaunlich zudringlich werden.

Die Lösung stellt sich ein, wenn die echte Tante auftaucht und in dieser Fassung mit kaum begreiflicher Sentimentalität die ganze Gaudi einem guten Ende zuführt – und in keinem Moment irgendeine Peinlichkeit ob des tollen Geschlechtertausches auch nur von der Weiten zu bemerken gewesen wäre.

 

Peter Hofbauer hat die Liedtexte geschrieben. Die Musik dazu, alte, uralte und neuere Hadern, wurden von Bandleader Sascha Peres, Christian Deix und dem bekannten Producer Tato Gomez bühnengerecht aufbereitet.

Ensemble mit Eva Maria Marold (Lady Lucia Hammersmith), Fran (Franziska Hetzel), Foto Martin Hesz

Gesungen wurden sie gekonnt vom Ensemble. Ronald Kuste legt als Dekan Mr. Mac Spettigue eine flotte Sohle aufs Parkett, wenn er seine Wandlung vom Bücherwurm zum Lover besingt und matcht sich ernsthaft mit dem weltgewandten Weiberhelden Sir Francis Chesney (Rainer Stelzig) um die Gunst des als Tante verkleideten Lord Babberly.

Stefano Bernardin wurde dafür von seinen Kommilitonen Jack Chesney (Christoph Messner) und Charley Wykham (Thomas Dapoz) unter Mithilfe des herrlich komischen „Inders“ (Christian Deix) gewaltsam zum Rasseweib verkleidet. Es gelingt ihnen so perfekt, dass sogar die Nichten des Dekans, Betsy (Pia Strauss) und Betty (Miriam Mayr), die eigentlichen Auslöser dieser Aktion, darauf hereinfallen. Die Tochter der wahren Lady Lucia Hammersmith verliebt sich in die falsche Tante und ist irritiert ob ihrer Neigungen zum gleichen Geschlecht.

Ensemble mit Jack Chesney (Christoph Messner) und Charley Wykham (Thomas Dapoz), Foto Martin Hesz

Dass sich Franziska Hetzel als Fran darob keine Sorgen machen müsste, weiß man ja ohnehin, nur sagt´s ihr keiner, nicht einmal ihre Mutter, eine mit gewaltiger Stimme singende Eva Maria Marold als millionenschwere Tante. Nicht vergessen sollte man das Faktotum mit eindrucksvoller Opernstimme René Velazquez Diaz und Leo Rosenberg als durchaus adäquate Verkörperung des genialen Kindes Leo von Rosevalley, die allesamt den FILMHOF WEIN4VIERTEL bis 15.08.2014 mit Charleys Tante mit Lachen und Klatschen feiern lassen.

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