Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Prunk & Prägung Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband

Prunk & Prägung, Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband

PRUNK & PRÄGUNG Kaiserliche Medaillen vom Gold zum Blei

Prunk & Prägung, Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband

Werke des Medailleurs Franz Ignatz Bendl © KHM-Museumsverband

Kunstkammer und Münzkabinett zeigen „Die Kaiser und ihre Hofkünstler“

Hofkünstler waren gleichzeitig PR-Fachleute für ihre Auftraggeber. Lange vor X, dem ehemaligen Twitter, hatten allerhöchste Botschaften handfest zu sein. Wie sollte man die Nachrichten von Großereignissen wie Thronbesteigungen oder Hochzeiten unters Volks bringen? Ein probates Medium war die Medaille. Mit ihren zwei Seiten konnte sie erstens die entsprechenden Informationen bildlich und damit einfach verständlich transportieren, zweitens war sie aufgrund des meist edlen Materials ein begehrtes Sammelobjekt. Für deren Herstellung wurden die besten Medailleure unter den Architekten, Bildhauern oder Goldschmieden ihrer Zeit engagiert und neben pekuniärer Entlohnung mit dem Titel eines Hofkünstlers geehrt. Sie waren für die habsburgischen Höfe unentbehrliche Meister, die ihre erlauchten Auftraggeber besser kannten als die meisten anderen ihrer Zeitgenossen und damit die wesentlichen Aspekte dero allerhöchste persönliche Wünsche in feinster Arbeit en miniature umzusetzen imstande waren.

Matthäus Donner (1704–1756) Gnadenmedaille Maria Theresias © KHM-Museumsverband

Matthäus Donner (1704–1756) Gnadenmedaille Maria Theresias © KHM-Museumsverband

Arnold Hartig (1878–1972) Karl I. © KHM-Museumsverband

Arnold Hartig (1878–1972) Karl I. als Kaiser von Österreich und König von Ungarn und Zita als Kaiserin und Königin © KHM-Museumsverband

„Prunk & Prägung. Die Kaiser und ihre Hofkünstler“ (bis 13. Oktober 2024 in der Kunstkammer, bis 23. März 2025 im Münzkabinett) gibt einen glänzenden Einblick über deren Jahrhunderte lange Tätigkeit an den Höfen in Wien, Madrid, Prag und Wien. Zwei Schlüsselgestalten auf dem Gebiet der Medaille empfangen die Besucher. Rechts blickt etwas skeptisch Kaiser Karl V. herab, also derjenige Habsburger, in dessen Reich angeblich die Sonne nie untergegangen ist.

Die prachtvolle Büste ist ein Werk von Leone Leoni (1509-1590), der in seltener Lebendigkeit diesen Herrscher in Bronze verewigt hat. Ihm gegenüber steht mit strengem mütterlichem Blick Maria Theresia, der Matthäus Donner (1704-1756) in diesem Guss aus Buntmetall eine auffällig feine Haut in Gesicht und Dekollete gezaubert hat. Einer der früheren Nutzer der Medaille war Kaiser Maximilian I., dessen markante Nase vom Stempelschneider Benedikt Burkhart (* bald nach 1527) für die Münzstätte Hall in Tirol in die Vorlage graviert wurde. Eines Universalgenies bediente sich Erzherzog Ferdinand von Innerösterreich (1578-1637). Giovanni Pietro de Pomis (um 1569/70-1633) war Maler, Architekt, Medailleur und Militäringenieur, der um 1594 auch Erzherzog Ferdinand II. von Tirol und dessen zweite Gattin Anna Katharina Gonzaga in einem Silberguss verewigt hat. Als immense Verbeugung vor einem Großen abseits der gekrönten Häupter fällt die Medaille auf, die auf dem Avers Johann Bernhard Fischer von Erlach mit dem Verweis auf seine Entwürfe auf dem Revers zeigt. Anhand all dieser Objekte werden, so will es auch Kurator Heinz Winter, neben Protz und Prunk teils berührende Geschichten erzählt. Am Herzen liegt ihm die letzte der kaiserlichen Medaillen. Dabei handelt es sich einen Entwurf in bescheiden grauem Blei, den Arnold Hartig (1878-1972) für Karl I. und seine Gattin Zita für die nie stattgefundene Thronbesteigung geschaffen hat. Vertiefung in die Materie bieten eine Publikation und Hilfe für den Besuch ein Wörterbuch, das Begriffe erklärt, die längst nicht mehr gängig sind, und als praktischer Begleiter durch die Ausstellung gedacht ist.

Antonio Abondio (1538–1591) Kaiser Maximilian II. © KHM-Museumsverband
Antonio Abondio (1538–1591) Kaiser Maximilian II. © KHM-Museumsverband

Antonio Abondio (1538–1591) Kaiser Maximilian II. © KHM-Museumsverband

Kunsthistorisches Museum Logo 300

Statistik