Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


My Ullmann, Angreifender Panther in drei Phasen – Landung, 1962 © Privatbesitz

My Ullmann, Angreifender Panther in drei Phasen – Landung, 1962 © Privatbesitz

MY ULLMANN Vergessen wie ihr gelebter Kinetismus

My Ullmann, Ohne Titel, Detail aus einem Tritychon

My Ullmann, Ohne Titel, Detail aus einem Tritychon

Eine Ausstellung zur Bewegung, die in einer avantgardistischen Kunstrichtung umgesetzt wurde.

Der österreichische Maler, Designer und Kunsterzieher Franz Čižek leitete ab 1903 einen Kurs für Ornamentale Formenlehre an der Wiener Kunstgewerbeschule. Sein Herzensanliegen war unter anderem der Kinetismus, eine der Strömungen, in die sich die Avantgarde dieser Jahre verzweigte. Ihm ging es um eine völlig neue Form des intuitiven Zeichnens und Malens in Verbindung mit Rhythmus und Bewegung. Er war damit der ideale Lehrer für die lebenshungrige Maria Ullmann (1905-1995). Mit 16 Jahren traf sie die Entscheidung für eine Ausbildung an der für ihre diesen Bestrebungen offenen Wiener Kunstgewerbeschule und dort in erster Linie für den Unterricht bei Franz Čižek. Die angehende Künstlerin signierte fortan mit MY und widmete sich in ihrem umfangreichen Werk fast ausschließlich dem Kinetismus.

My Ullmann mit dem Modell eines Brunnens für die Stadt Marl, um 1965

My Ullmann mit dem Modell eines Brunnens für die Stadt Marl,

My Ullmann, Teppichentwurf für die Firma Backhausen

My Ullmann, Teppichentwurf für die Firma Backhausen (Detail)

Die Ausstellung im MAK trägt nun auch den Titel „MY ULLMANN. Gelebter Kinetismus: Bilder, Bühne, Kunst am Bau“ (bis 1. September 2024 im Kunstblättersaal). Aber ähnlich der von ihr praktizierten Richtung wurde Ullmann selbst im Laufe der Jahre vergessen, ungeachtet eines gewaltigen Œuvres mit Bildern, Gebrauchsgrafik-, Stoff-, Bühnen- und Kostümentwürfen, neben denen Möbel, Raum- und Wandgestaltungen bis zur Kunst am Bau Ideenreichtum und technisches Können beweisen. Wiederentdeckt wurde My Ullmann von Barbara Stark, der Direktorin Städtische Wessenberg-Galerie – Stadt Konstanz, der Gastkuratorin dieser Schau.

Sie machte die Adresse der dort noch lebenden Familie aus und traf die Enkelin von MY Ullmann. In einer Lagerhalle fanden sich unter einer Plane zahlreiche Werke der Künstlerin. Sie stellen nun das Gros dieser Schau. My Ullman dürfte laut Überlieferung eine eigenwillige Person gewesen sein, dazu kommen etliche Ortswechsel; beginnend in Wien mit Auftragswerken für die Firma Backhausen oder die Möbelfirma Thonet über die Schweiz und das Zürcher Schauspielhaus bis Berlin, wo sie als Werbegrafikerin und Lehrerin an der Textil- und Modeschule tätig war. Mit MY STUDIO in Münster spezialisierte sie sich 1959 auf künstlerische Raum- und Wandgestaltung. Ein guter Teil dieser in ihrem Atelier ausgeführten Kunst am Bau existiert leider nicht mehr. Zu spüren ist die Kraft der Bewegung aber ungebrochen in den ausdrucksvollen Entwürfen auf Papier, die sich auf eine doch seltsame Art und Weise für die Nachwelt und für diese späte Würdigung erhalten haben.

My Ullmann, Der Hochmut, 1922, Linolschnitt

My Ullmann, Der Hochmut, 1922, Linolschnitt

MAK Logo 300

Statistik