Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Probenfoto von Così fan tutte © Terry Linke

„Così fan tutte“ als erfrischend jugendliche Liebesschule

Così fan tutte Ensemble © Terry Linke

Verführerische Musik von Mozart zur Lebensweisheit eines da Ponte

Schuld an dem Destaster sind die Burschen ja selber, wenn sie die Treue ihrer Geliebten partout auf die Probe stellen müssen. Freilich, der Bösewicht ist Don Alfonso, der Guglielmo und Ferrando den Samen des Zweifels ins Herz streut. Es scheint, als hätte sich Lorenzo da Ponte mit dieser Rolle selber ein Denkmal gesetzt, denn nichts Menschliches war ihm fremd und Erfahrung in Liebesdingen war eine seiner großen Stärken. Don Alfonso will die beiden Jünglinge also von ihrem Irrtum heilen, dass Frauen, und seien so auch so tugendsam wie Fiordiligi und Dorabella, unverbrüchlich Treue halten können. Die Therapie ist allerdings eine Rosskur, die an den vier jungen Leuten mehr Schaden anrichtet als sie nützt. Nach dem letzten Ton bleibt der schale Geschmack des Misstrauens und im Ohr steht der Satz „Così fan tutte!“, so machen es alle Frauen, was natürlich nur der italienischen Grammatik geschuldet ist, da die Endung mit e Femininum Plural ist. Betroffen sind natürlich alle Menschen, egal ob Mann oder Frau, und keiner kann für sich und schon gar nicht für einen anderen eine Treuegarantie abgeben.

Hanzhang Tang (Ferrando), Xin Wang (Fiordiligi) © Terry Linke

Derlei Gedanken gehen einem während dieser Oper durch den Kopf. Man hat Zeit zum Sinnieren, getragen von der Musik Mozarts, ungestört vom Text, der in Italienisch gesungen wird und dessen Sinn man ohnehin vorher studiert haben sollte.

Am 22. September 2016 im Konzerthaus wurde dem Zuhörer dieses pure Genießen leicht gemacht. Bei der konzertanten Aufführung von „Così fan tutte“ handelte es sich um ein Pilotprojekt der Angelika-Prokopp-Sommerakademie der Wiener Philharmoniker. Unter der Leitung des jungen Dirigenten Vinzenz Praxmarer wurde klangschön und schwungvoll Mozart musiziert, ohne dabei auf den Spaß zu vergessen, den diese Oper trotz oder besser wegen allen Liebeskummers seiner Protagonisten zu bieten hat.

Kristján Jóhannesson (Guglielmo), Hanzhang Tang (Ferrando) © Terry Linke

Minsoo Ahn gab mit kräftigem Bariton seinem Don Alfonso die entsprechende Souveränität, die sogar eine so tolldreiste Geschichte wie die Verkleidung und das damit verbundene Bäumchen wechsle dich-Spiel plausibel macht. Ihm zur Seite stand bei diesen üblen Streichen Despina, gesungen von Nataliya Stepanyak mit glockenheller Stimme und einer reizenden Portion Übermut. Ferrando und Guglielmo waren glaubhafte Vertreter der Jugend, die noch an das Gute glaubt, mit schlankem Tenor von Hanzhang Tang und einem lyrisch verliebten, aber wenn sein musste auch einem zornigen Bariton von Kristján Jóhannesson. Die beiden Damen, denen diese Treueprüfung galt, zeigten vorerst charmante Widerstandskraft gegen die Verführungskünste der beiden in Scheichklamotten gehüllten Edlen aus Albanien, um ihnen zuletzt doch zu erliegen.

Anna-Katharina Tonauer, ein angenehm warmer Mezzosopran, war als Dorabella diesbezüglich weniger sperrig als Xin Wang, die in ihre Stimme so viel herzzerreißendes Gefühl zu legen vermag, dass man als Zuschauer richtiggehend Mitleid mit der kleinen, vom inneren Kampf zerrissenen Fiordiligi bekommt. Dann tut es richtig gut, dass dieser hinterhältige Don Alfonso von Despina eine mordsdrum Watschen kriegt, als sie dahinter kommt, dass er sie und die anderen nur zu einem bitterbösen Spiel benutzt hat.

Kristján Jóhannesson (Guglielmo), Minsoo Ahn (Don Alfonso), Hanzhang Tang (Ferrando) © Terry Linke
Musik und Kunst Logo 300

Statistik