Kultur und Weindas beschauliche MagazinRomeo & Julia, Ensemble © Fabian Steppan ROMEO & JULIA Historisch, aktuell und witzig pointiert
Wer die mutig humorvollen Produktionen von „Shakespeare in Mödling“ kennt und schätzt, darf diesmal ganz besonders neugierig sein. Auf dem Programm steht die Tragödie der Tragödien, die beste Reklame für Papiertaschentücher, weil üblicherweise Tränen fließen, wenn sich die beiden verliebten Sprosse zweier verfeindeter Familien aufgrund eines blöden Missverständnisses ihres jungen Lebens berauben. Nicole Fendesack, Mastermind der Truppe „Shakespeare in Mödling“, hatte auch dazu ein ganzes Paket von Ideen, um die von Shakespeare vorgegebene Handlung von ihrer süßlichen Traurigkeit zu erlösen und trotzdem gehörigen Respekt vor dem Original zu bewahren. Gemeinsam mit Helena Scheuba wurde zum alten Titel ein neues Stück getextet, eine Überschreibung, die sich nicht mit hergebrachten Klischees abfindet, sondern mit neuen, durchaus frechen Gedanken aufhorchen lässt.
Fendesack nimmt die Verantwortung insoweit auf sich, als sie den neutralen Fürsten in ihre Rolle als Prinzipalin umdeutet und das Geschehen per Megaphon kommentiert. Die übrige Besetzung der Hauptfiguren nimmt sich radikal historisch aus. Frauen- und Männerrollen sind wie zu Shakespeares Zeit mit Herren besetzt. Den weiblichen Anteil stellt ein aufsässiges Trio, das im Publikum platziert ist und von dort aus lautstark auf das Bühnengeschehen Einfluss nimmt. Es wird dabei vieles infrage gestellt, das tatsächlich eine neue Sichtweise unserer Zeit erfordert.
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