Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Vier Arbeiten aus der Serie Das Land

MANFRED WILLMANN Künstler-Fotos aus der Südsteiermark

Arbeit aus der Serie Blitz & Enzianblau

Hinschauen auf „Das Land“ mit dem Sauschädel im Kübel

Der 1952 geborene österreichische Fotograf Manfred Willmann hat den unbestechlichen Blick für die Schattenseiten des Alltäglichen, zumindest den für die Umgebung seiner südsteirischen Heimat. Seit seiner Jugend scheint es ihm ein Anliegen zu sein, die Zeitgenossen mit der Nase darauf zu stoßen, dass nichts selbstverständlich ist, sondern durchaus ein Motiv für seine Kamera sein kann und damit Untergründe sichtbar macht, die von den Weinbauern im Schilcherland bis dahin gern übersehen wurden. Für den Betrachter von außen fällt auf, dass Willmanns Serien „Das Land“, „Für Christine“ oder „Die Welt ist schön“ mit der Freundlichkeit ihrer Titel wenig gemeinsam haben. Er blitzt gnadenlos auf das vordergründige Motiv, holt es mit diesem grellen Licht aus der Dämmerung oder der Nacht heraus, lässt aber den teils trostlosen Hintergrund sichtbar bleiben. So dokumentiert Willmann ohne Beschönigung einen Schlachtvorgang in einer Weise, dass zarte Gemüter Probleme mit dem Hinschauen haben könnten. Das frisch abgezogene Vlies eines Schafes, den abgetrennten Sauschädel zum Auswässern in einem Kübel oder die Katze, deren Maul von den Abfällen noch blutig ist.

 

Begonnen hat Manfred Willmann 1979 bis 1981 mit der künstlerischen Aufarbeitung seiner eigenen Biografie in Schwarzweißfotos.

Ohne Titel, aus der Serie „Für Christine“  Manfred Willmann

Titel der Serie ist „Schwarz und Gold“ und beginnt im ersten Kapitel mit Volkmarweg 36, der Adresse seines Elternhauses. Es folgen Porträts seiner Eltern, in denen er seine soziale Herkunft analysiert und sein damaliges Lebensumfeld, zu dem mit Jagdtrophäen eingerichtete Zimmer ebenso gehören wie der Fernseher mit Libelle und uns unbekannte Menschen, die seinen Weg gekreuzt haben. Das Format ist das Quadrat, das weder oben noch an der Seite Wünsche offen lässt. Erst in „Blitz & Enzianblau“ ab 2005 wechselte er mit einer analogen Spiegelreflexkamera in das Verhältnis 2:3 und verwendete Kleinbildfilm. Nun konnte er noch näher an seine Motive herangehen und mit Einsatz eines Ringblitzes gleichmäßiger beleuchten. Die Ergebnisse sind Abbildungen alltäglicher Objekte, Menschen und der Reiz bereiften, faulenden Laubes auf dem Waldboden.

Geringe Distanz zum Objekt charakterisiert auch die bis jetzt letzte Werkgruppe 2018/2019, die in der Pfeilerhalle der Albertina bis 26. Mai 2019 gezeigt wird. Mit einer Digitalkamera eröffnet Willmann nunmehr einen Blick in den Mikrokosmos der Insekten, in Blüten und Beeren. Zusammenfassend heißt es dazu im Katalog zur Ausstellung: Die schonungslose Schilderung von Details macht es ihm möglich, „die Dinge noch schöner zu zeigen und noch hässlicher vielleicht“ – ein 1985 formulierter Grundsatz der Arbeit des Gründers der Zeitschrift CAMERA AUSTRIA und Leiter des Fotoreferates im Forum Stadtpark, der sich durch alle Werkgruppen zieht und bis heute seine Gültigkeit behalten hat.

Ohne Titel, aus der Serie „Die Welt ist schön“  Manfred Willmann
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