Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


 

Das MuseumsQuartier als praktische Fundgrube für großartige Winzer

Weintage

immer für eine Wein-Entdeckung gut

Vom Friaul bis zu den Steirern, das MuseumsQuartier Wien war heuer wieder vier Mal Schau- bzw. Kostplatz von vier erfolgreichen Weintagen. Zum Teil gibt es ein Stammpublikum, das seine Winzer treu besucht. Trotzdem gehört es zur schönen Tradition, sich duch das gesamte Angebot zu kosten, zum einen, weil es immer wieder neue Winzer gibt, die neugierig machen, zum anderen, weil sich einige Teilnehmer Jahr für Jahr kontinuierlich in ihrer Qualität steigern und damit überraschend in die Spitze aufgestiegen sind.

Die unten vorgestellten Weingüter sind solche Entdeckungen. Die Domäne Wachau ist sicher keine Unbekannte und war beim Veltlinertag mit alten Bekannten wie Federspiel Kollmitz oder Smaragd Achleiten vertreten. Der „jüngste“ Grüne Veltliner wurde noch hinten gehalten, der wieder auferstandene Katzensprung, der hier nachgetragen werden soll. Der junge Winzer Georg Toifl aus dem Weinviertel am Tag von NÖ und Wien hat sich ebenso eine Erwähung verdient wie die beiden urtypischen Südsteirer Strauss vulgo Schopper und Sternat-Lenz.

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Weingut Sternat-Lenz am Remschnigg bei Leutschach

Ruhe und Genuss am Südrand der Südsteiermark

480 Meter hoch ist der Remschnigg, eine Anhöhe hart an der slowenischen Grenze im Gemeindegebiet von Leutschach. Auf dem Platz mit der besten Aussicht liegt das Weingut Sternat-Lenz. Seit gut 200 Jahren wird dort Wein gemacht und wohl eben so lang die Gastfreundschaft gepflegt, für die diese Gegend bekannt ist, und die jeder schon erfahren hat, der einmal einem südsteierischen Winzer begegnet ist. Ohne ein herzlich gereichtes Kostachterl ist noch keiner weggegangen.

Herbert Sternat, Fotos im Text © Weingut Sternat-Lenz

Nicht weniger nahe seinem Herzen liegen ihm selbstverständlich auch die klassischen Südsteirer wie Welschriesling, Weißburgunder und Morillon oder der Gelbe Muskateller mit feiner Frucht nach Holunder und Limette und nicht zuletzt der Schilcher, der sich bei Sternat auch erfrischend frech als Perlwein namens Lenzante präsentiert.

Heutzutage stehen dem Gast im Hause Sternat-Lenz freundliche, mit vier Blumen ausgezeichnete Gästezimmer zur Verfügung. Sie bieten sich an als Stützpunkt für alle die Genüsslichkeiten, die man von einem relaxten Urlaub in der Südsteiermark erwartet, beispielsweise Wanderungen durch die hügelige Landschaft, in der sich kleine Wälder, Obstbaum bestandene Wiesen und Weingärten abwechseln.

 

Die wichtigste Attraktion ist aber zweifellos der Wein selbst. Bei Sternat-Lenz kann ihm in den bewährten Qualitätskriterien „frisch, fruchtig, steirisch“ in der eigenen Buschenschank zugesprochen werden. Grundsätzlich wird Wert darauf gelegt, dass die Weine „vielschichtig, sortentypisch sind und klar in der Struktur“, so Herbert Sternat, dessen besonderes Augenmerk der hocharomatischen Sorte Sauvignon Blanc gilt, „die bei uns auf den besten Lagen gedeiht.“

...und nach der herzhaften Jause zur virtuellen Weinverkostung Flasche oder Logo anklicken

Weingut Georg Toifl in Kleinhöflein bei Retz

Der Individualist aus dem Weinviertel

„Wie es heute ist, war es nicht immer“, sagt Georg Toifl und erklärt ganz im Stil unserer Tage, was damit gemeint ist: „Since 2010 herrscht Innovation.“ In diesem Jahr hat der junge Mann die Führung des Familienweingutes übernommen, mit dem – zum guten Teil bereits verwirklichten – Streben nach „hoher Güte.“ Was sich oberflächlich besehen beinahe bescheiden oder allgemein ausnimmt, ist bei Georg Toifl das Resultat einer klar strukturierten Philosophie, die ihn auch in einer von Top-Winzern dicht besetzten Gegend wie dem Weinviertel bemerkenswert, weil auf sympathische Weise einzigartig macht.

Drei Linien helfen bei der Orientierung. Das einfache große „G“ steht für „glasklar, geradlinig, Genuss, den man sich immer gönnen kann“. „GEO“ ist, so der Jungwinzer, „das unverwechselbare Resultat des Zusammenspiels von Geologie, Geographie, den Reben und mir“, eine Stilistik, die durch Primärfrucht, Eleganz und Persönlichkeit besticht. „GE.ORG“ drückt schließlich „ganz meine Linie aus; eigenständig, individualistisch, bis an die Grenzen gehend, als Ausdruck für unverwechselbares Einzellagenprofil, in Kombination mit höchstmöglicher physiologischer Traubenreife und Persönlichkeit.“

 

Kurz gesagt, seine Weine und nicht zuletzt auch seine erfrischend zeitgemäße Performance sind Ausdruck all der Tugenden, die Georg Toifl während seiner gründlichen Ausbildung (HBLA f. Wein- und Obstbau in Klosterneuburg und Praxis im Weingut Erich & Walter Polz in der Südsteiermark, auf Weingütern im Rheingau, in Kaltern/Südtirol und dem Bioweingut Geyerhof Furth im Kremstal) mitgegeben wurden, ergänzt durch familiäre „Vorbelastung“ in Gestalt seines Großvaters Herbert Toifl.

Foto oben und links © Weingut Georg Toifl

Der gelernte Schmied hatte 1958 das Weingut übernommen und mit großen Ambitionen erweitert und ausgebaut. Herbert Toifl hat damit vortrefflich ein Vermächtnis erfüllt, das ihm von den Vorbesitzern aufgetragen worden war. Das Ehepaar Elisabeth und Viktor Pollak war kinderlos geblieben und hatte seine Landwirtschaft der am Hof angestellten Angela Johne und Herbert Toifl unter der Bedingung übergeben, den Betrieb weiterzuführen und eine Familie zu gründen. Ob sie geahnt haben, dass sich daraus eines Tages ein Weingut entwickelt, das sich bereits mit den Besten des Weinviertels messen darf?

Der Balue Wildbacher - Fotos zum Vergrößern anklicken

Strauss vulgo Schopper aus Steinbach/Gamlitz

Gustav und Karl Strauss, zwei Meister der steirischen Vielfalt

Fotos rechts, links oben u. Flaschen © Weingut Strauss vulgo Schopper

Im Hause Strauss hält man Tradition hoch. Allein die Tatsache, dass der alte Hausname Schopper auch im modernen Logo noch weitergeführt wird, ist ein Beweis für Bodenständigkeit, die diesem südsteirischen Weingut erhalten geblieben. Darauf lässt sich eben fein aufbauen, auf eine Familiengeschichte, die seit 1810 mit diesem Weingut verwoben ist, in einer wahrlich Gott gesegneten Gegend. Sie bietet die optimale Grundlage für Spitzengewächse ebenso wie die traumhafte Landschaftskulisse für das geschmackvoll moderne Ambiente ihres Kostraumes.

Die Brüder Gustav und Karl Strauss, sie führen gemeinsam das Weingut, sind sich ihres Vermächtnisses und ihrer Verantwortung gegenüber dem steirischen Wein und seiner Sortenvielfalt bewusst. Die Palette reicht vom klassischen Welschriesling über den noblen Weißburgunder, den einst Erzherzog Johann in die Gegend gebracht haben soll, über fruchtigen Morillon, Gelben Muskateller, selbstverständlich einem Sämling 88 (Scheurebe), Sauvignon Blanc, Grauburgunder, Traminer bis zu Rotweinen wie Zweigelt, St. Laurent und Cabernet Sauvignon.

 

Im MuseumsQuartier in Wien anlässlich der Weintage 2012 geriet damit die Verkostung am Stand von Strauss vulgo Schopper zu einem erfreulichen Minimarathon. Man fügte sich gerne und kostete sich durch, durch die frischen Classics und die Gamlitzberg-Linie, beide werden im Stahltank ausgebaut, durch die Linie Steinbach aus dem großen Holz und zuletzt durch die hochkomplexen Barriques (Reservé) mit erstaunlicherweise drei Weißen (Traminer, Chardonnay, Sauvignon Blanc) und der roten Cuvée Julia, der der Blaue Wildbacher unverkennbar steirisches Temperament verleiht.

Classic-Vielfalt

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