Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


 

Ein Prachtband mit legendären Geschichten und unvergessenen Stars

225 Jahre Theater in der Josefstadt, zweihundertfünfundzwanzig Jahre!

Das Theater in der Josefstadt, kurz die Josefstadt, musste sich im Laufe seiner Geschichte einiges gefallen lassen. Noch 2006 durfte das Publikum milde lachen, als Peter Turrini in „Mein Nestroy“ die Titelgestalt sagen lässt, dass das Theater in der Josefstadt eine der geilsten Bühnen Wiens sei. Wenig schmeichelhaft wurde auch über das Publikum selbst hergezogen, das angeblich mit seinen Lieblingen auf der Bühne sichtbar in die Jahre gekommen war. Direktor Herbert Föttinger nennt es in seinem Betrag zum Jubiläumsband „Das Theater in der Josefstadt“ Schmähungen, die eigentlich schon mit der Gründung des Hauses begannen und sich über zwei Jahrhunderte fortgesetzt haben.

Alle diese Abfälligkeiten konnten dem Erfolg jedoch keinen Abbruch tun. Die Josefstadt ist seit den frühesten Jahren ihres Bestandes wesentlicher Teil der Wiener Theaterlandschaft, und das will was heißen in einer Stadt von Theaternarren. Der Trend hält bis heute an, die Häuser sind durchwegs gut ausgelastet und trotzen als Hort anachronistischer Kurzweil jeder noch so hysterischen technischen Entwicklung auf dem Unterhaltungssektor. Man will Schauspieler noch spüren, körperlich erleben, in einer Welt, die längst den größeren Teil unserer Wahrnehmungen in virtuelle Wirklichkeiten ausgelagert hat. Die Josefstadt gibt dazu Gelegenheit, mit den Besten ihres Faches.

 

Die Geschichte dieses Theaters, zumal sie von Menschen erzählt wird, die mit diesem Haus aufs innigste verbunden sind oder waren, wird zu einer bewegten Fahrt durch die Zeiten. Gründung am 24. Oktober 1788 als „Komödienbierhaus“, drei Jahre später bereits im stolzen Besitz des kaiserlichen Privilegiums, das „die Aufführung aller Gattungen von musikalischen und dramatischen Stücken sowie Balletten und Pantomimen aller Art“ erlaubte. Neubau am 8. Mai 1822 und Aufbruch in ein Theaterjahrhundert mit Beethovens „Die Weihe des Hauses“ und Ferdinand Raimund oder Johann Nestroy, die ihre Spuren auf den Brettern der Josefstadt hinterlassen haben.

 

Das 20. Jahrhundert wurde überlebt, mit großer Tradition im Rücken und einem Max Reinhardt als Direktor von 1924-1938. Er hat dem Haus nicht nur sein festlich-plüschiges Äußeres verliehen. Er hat auch künstlerische Grundfesten gebaut, mit Legenden wie Gustav Gründgens, Paula Wessely oder Attila Hörbiger. Reinhardt musste mit Anbruch der Nazizeit gehen. Die Schauspieler waren jedoch Gefangene der deutschen Sprache. Sie konnten nicht so einfach emigrieren, aber sie überlebten, und sie verhalfen der Josefstadt zu neuem Aufschwung. Gelungen ist auch der Sprung in die Gegenwart, sowohl durch den Mut des Ensembles, als auch durch die Bereitschaft seines Publikums, sich damit auseinanderzusetzen.

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