Kultur und Weindas beschauliche MagazinC(H)ŒURS: große Leidenschaften, entfacht von Alain Platel
Schwerer fiel es ihm, Richard Wagner zu akzeptieren. Lösender Katalysator war der Gedanke, dass es sich bei den Chören um das Volk handelt und in diesem Punkt fanden sich für Platel Gemeinsamkeiten zwischen Verdi und Wagner. Mittlerweile, so gibt er zu, ist er ein Fan dieser beiden Komponisten, noch nicht Bach, aber nahe daran.
So ist auch der stimmgewaltige Coro Intermezzo – Teatro Real Madrid Protagonist von C(H)ŒURS. Ihm gegenüber stehen die Tänzer von Platels „les ballets C de la B“. Sie erzählen durch expressive Bewegungen die großen Anliegen dieses Abends und schaffen durch überraschende Körpersprache auf der Bühne Bilder, die an Gemälde von Surrealisten erinnern. Die Musik dazu kam in St. Pölten aus dem voll besetzten Orchestergraben des Festspielhauses. Der Franzose Marc Piollet leitete die Niederösterreichischen Tonkünstler, die hörbar mit Freude an die vertrauten Melodien von Verdi und Wagner herangingen. Es handelt sich bei der Auswahl der Stücke tatsächlich durchwegs um alte Bekannte. Verdi ist hauptsächlich mit seiner „Messa da Requiem“ vertreten, Wagner mit dem Pilgerchor oder dem Vorspiel zu III. Akt aus „Die Meistersinger von Nürnberg“.
Die drei großen Gruppen waren perfekt aufeinander abgestimmt, obgleich es für den Dirigenten dabei nicht immer leicht ist, die Ideen Platels auch zu verwirklichen. Es gibt Fernmusik bei Verdi, wenn Trompeter im Tuba mirum vom Balkon herab die „Posaunen des Jüngsten Gerichts“ erschallen lassen oder der Chor im großen Saal hinter dem Publikum zu schmettern beginnt. Gänsehaut ist garantiert.
Trotzdem hat er das Kunstwerk vollbracht, den an die kompakte Gruppe gewöhnten Chorsängern die Scheu vor solistischem Auftreten zu nehmen.
C(H)ŒURS wurde in St. Pölten mit Begeisterung aufgenommen (12. Oktober 2013). Es war erst die fünfte Aufführung dieser Produktion seit ihrer Premiere in Madrid 2012. Schade ist jedoch, dass solche musikalischen Großereignisse, denen doch ein riesiger Aufwand vorangegangen ist, man denke nur an die Probenarbeit des Orchesters, hoffentlich nur vorläufig keine Wiederholung erfahren dürfen. Statistik
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