Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


 

Verdi und Wagner: eine aufschlussreiche Gegenüberstellung

Deutsch-italienische Kulturgemeinschaft mitten in Europa

Beide Komponisten haben heuer (2013) 200. Geburtstag, kein Opernhaus der Welt kann ohne die Werke der beiden existieren und beide haben, jeder auf seine Weise, auf dem Gebiet der Oper nicht nur Großes, sondern tatsächlich Neues, Revolutionäres geschaffen; zwei Genies, die zur gleichen Zeit im gleichen Genre in einem Europa des nationalen Aufbruchs unterwegs waren. Aber das Erstaunlichste an dieser ganzen Reihe von Übereinstimmungen: Richard Wagner (geb. am 22. Mai 1813 in Leipzig) und Giuseppe Verdi (geb. am 9. Oktober oder 10. Oktober 1813 in Le Roncole) sind einander nie persönlich begegnet.

 

Der Historiker und Journalist Eberhard Straub hat Wagner und Verdi in einem Buch zusammengeführt (Verlag Klett-Cotta, zweite Auflage 2013). Er arbeitet darin Gemeinsamkeiten und Trennendes heraus, immer mit der Konzentration auf jeweils einen der beiden Komponisten und dessen Werk, verzichtet aber auf jede Art von Urteil.

Straub ist also weder Wagnerianer, noch Verdianer, er schafft lediglich das entsprechende Wissen und ermöglicht es so dem Leser, sich seine persönlichen Schlüsse aus dieser sowohl ausgewogenen, wie ausführlichen Gegenüberstellung ziehen zu können.

 

Eine der wesentlichen Gemeinsamkeiten zwischen Wagner und Verdi war deren Umgang mit Kritik. „Gemeinsamer“ Feinde war niemand geringerer als Eduard Hanslick. Der bis heute berüchtigte Kritiker konnte sich weder mit der italienischen Tonsprache eines Verdi abfinden, noch mit dem deutschen Wagner und dessen bis dahin nie erlebten Kolossalgemälden aus Orchester und Gesang. „Massen von Stimmen, die wild mitsammen schreien, Massen von Instrumenten, die dazu hämmern, blasen, pfeifen, schnarren…“ lautete das Urteil in seinem Werk „Die neue Oper“. Man könnte es als vernichtend bezeichnen, wäre es nicht an der Gunst des Publikums, auf die Verdi wie auch Wagner wahren Wert legten, wirkungslos abgeprallt.

 

Allzu gerne überbetont wird bei Wagner und Verdi deren Nationalismus. Verdi war entgegen gern lancierter Meinungen am Hof zu Wien gern gesehen und wurde vom Kaiser persönlich hofiert. Die Kronprinzen wie insgesamt die Jugend war Richard Wagner zugetan. Beide waren auch in Paris zugange. Verdi feierte Triumphe, Wagner hatte in der Stadt an der Seine weniger Glück, ließ sich dagegen aber im eben sich findenden Italien feiern. Für den Autor Eberhard Straub sind Wagner und Verdi „der Germanicus und ein Italo, die mit verschiedenen Mitteln nach dem gleichen Ziel strebten, nach dem musikalischen Drama und auf ihre Art die deutsch-italienische Kulturgemeinschaft mitten in Europa veranschaulichen.“

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