Kultur und Wein

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Reproduktion der Stephanskrone in Porzellan © Dieter Nagl

Erzsébet – Sisi und die Ungarn: eine große Liebe

Sisi mit Kuratorin Olivia Lichtscheidl © Dieter Nagl

Die Kaiserin mit dem ungarischen Herzen

Der Anblick ist berührend. In der Kapuzinergruft liegen vor dem Sarkophag von Kaiserin Elisabeth Blumengestecke und Kränze mit Schleifen in den ungarischen Farben. Bis heute verehren die Ungarn ihre Erzsèbet in einer Weise, die weit über historische Wertschätzung hinausgeht. Die Liebe war gegenseitig. Die in München geborene Kaiserin war im Herzen eine Magyarin. Sie lernte mit großem Fleiß die doch recht schwierige Sprache ihrer ungarischen Untertanen und vertiefte sich darin so sehr, dass sie später Konversation „mit allen, die ihr nahestanden“ nur auf Ungarisch pflegte. Sie war auch nicht unwesentlich an der Entstehung der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie beteiligt. Einer ihrer Lieblingsaufenthalte war Schloss Gödöllö nördlich von Budapest, das Graf Gyula Andrássy zur Bekräftigung des Ausgleichs 1867 dem Herrscherpaar geschenkt hatte. 150 Jahre sind ein schöner Anlass, sich an diesen politischen Schritt, der mit so viel zwischenmenschlichem Einsatz gelungen ist, zu erinnern.

Sisi in Biskuitporzellan im ungarischen Krönungsgewand © Dieter Nagl

Ein durchaus passender Ort ist der Audienzwartesaal der Kaiserappartements in der Wiener Hofburg, wo bis 7. Jänner 2018 die Ausstellung „Erzsébet – Sisi und die Ungarn“ mit einigen bemerkenswerten Artefakten die Leidenschaft von Kaiserin Elisabeth für die Magyaren illustriert.

Die kaierliche Familie vor Schloss Gödöölö © SKB

Kuratorin Olivia Lichtscheidl ist ausgewiesene Sisi-Expertin. Obwohl heuer natürlich auch in Ungarn des Ausgleichs von 1867 gedacht wird, ist es ihr gelungen, sowohl dieses Ereignis als auch die ganz persönliche Einstellung von Sisi zu thematisieren. Unter dem Bild, auf dem die ungarischen Würdenträger dem bereits gekrönten Paar huldigen, liegt neben dem Huf des Lipizzaners „Cerbero“, mit dem der Kaiser zuvor auf den Krönungshügel geritten war, eine kleine Kapsel. Sie enthält Erde, die zum Aufschütten dieses Hügels aus allen Landesteilen heran gebracht worden war.

Am Krönungstag war eine Fotoserie entstanden, die wiederum Vorbild für eine in feinstem Biskuitporzellan gearbeitete Statuette war, die bestimmt in vielen Salons zwischen Györ und Debrecen ihren besonderen Platz innehatte. Fotos zeigen überdies Sisi, die sich bereits sechs Monate vor der Krönung mit dem später getragenen Kleid ablichten ließ. Die Stephanskrone, die Franz Joseph getragen hat, selbst ist zwar nicht zu sehen, dafür aber eine detailgetreue Replik aus Herend Porzellan.

 

Eine Anregung für Sisi-Fans mag das Teeservice, ebenfalls Herend, sein, das man bis heute genau so nachbestellen kann, um wie die kaiserliche Familie im Schlosspark von Gödöllö einen entspannten Nachmittag zu genießen. Von dort schrieb Elisabeth auch den vielsagenden Brief an ihre Mutter nach Bayern, in dem sie schwärmte, dass man hier seine Ruhe hat,

keine Verwandten, niemand sekkiert dich, im Gegensatz zu Wien, wo die ganze kaiserliche Bagage ist!“ Ein ungemein lebendig wirkendes Portrait aus der Hand von Arpád Koppay zeigt (1910) die ungarische Hofdame Ida von Ferenczy, die von Sisi als Vorleserin engagiert worden war. Als Ausstellungsbesucher, der vor sehr persönlichen, teils sogar intimen Andenken an Sisi steht, erhält damit das Bild einer Kaiserin, die Opfer unzähliger Klischees geworden ist, eine äußerst erfreuliche Authentizität.

Kaierin Elisabeth als ungarische Königin © SKB
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