Kultur und Weindas beschauliche MagazinNonnsense, Ensemble © Bettina Frenzel NONNSENSE Fetziges Kabarett im schwarzweißen Habit
„Wenn´s vorne sticht und hinten beißt, nimm Klosterfrau Melissengeist!“ wäre ein treffender Slogan für ein Produkt, das angeblich hinter Klostermauern hergestellt wird, versehen mit dem Segen uralten Wissens um die Heilkraft der Kräuter. Doch nicht umsonst heißt es im Beipacktext: Fragen Sie einen Arzt oder Apotheker! Denn auch weisen Jungfrauen im Herrn können fatale Fehler unterlaufen, wie beispielsweise der Küchenschwester Maria Silvia. Nach Genuss der von ihr zubereiteten Bouillabaisse gab es bei den Kleinen Schwestern vom Flötzersteig ein Massensterben. Nachdem zur Bestattung aller zu ihrem Verlobten entschwebten Bräute Jesu das Geld fehlt und diese vorübergehend in einer Kühltruhe aufbewahrt werden, beschließen die Überlebenden mittels einer Show die notwendigen Finanzen aufzutreiben. Mit diesem recht unheiligen Plot errang „Nonnsense“ von Dan Goggin schon 1986 den Preis für das beste Off Broadway Musical. Nun ist es nach Wien übersiedelt, auf die Tschauner Bühne, wo es mit Wienerischem Schmäh garantiert noch einiges an spontaner Witzigkeit gewonnen hat. Sr. Maria Hubert (Sascha Ahrens), Sr. Amnesia (Bettina Bogdany), Sr. Maria Leo (Daniela Lehner) und Sr. Robert Anna (Nina Weiß) stellen sich unter der Führung von Oberin Maria Regina (Susanne Rietz) mutig einem Publikum, das derben Späßen nicht abgeneigt ist, aber sehr wohl großartige Stimmen und gekonnte Tanzeinlagen (Choreographie: Lilly Kugler-König) zu schätzen weiß. Die Pointen schrammen haarscharf an Blasphemie vorbei und sichern sich damit gegen jede Peinlichkeit ab. Die strenge Oberschwester darf ein ausgelassenes Solo hinlegen, nachdem sie an einer Glücksdroge geschnüffelt hat, Schwester Leo mit klassischem Spitzentanz ohne Tutu glänzen und ausgerechnet die von ihrem Gedächtnis verlassene Sr. Amnesia einen Quiz veranstalten. Nachdem die Kostüme (Babsi Langbein) größtenteils aus einem authentisch wirkenden Habit bestehen, könnte man tatsächlich glauben, die fünf Damen hätten ihre Klausur zum Zwecke des Geldaufstellens verlassen. Nicht zuletzt ist es Markus Richter, der mit seiner Regie und musikalischen Leitung dafür verantwortlich ist, dass über abgefallene Lepranasen und Kardinalswitze herzlich unschuldig gelacht werden darf. TSCHAUNER 2023 Rolf Rüdiger ist im Stegreif gelandet
Tanzende Nonnen, Mama Vader und PizzaPastaParadeiser-Schlager, oder anders gesagt, „Komm ein bisschen mit nach Italien“ stehen für drei der hauseigenen Produktionen, die der künstlerische Leiter Markus Richter dem von der Tschauner Bühne erwarteten Publikum besonders ans Herz legt. Es beginnt am Do., 15. Juni 2023, mit der Premiere von NONNSENSE, eine auf Ottakring zugeschnittene Version des besten Off Broadway Musicals von 1986, 2023 gesungen und getanzt von den „Kleinen Schwestern vom Flötzersteig“. Freilich bleiben auch die Klassiker des spontanen Schmähs wie „Das Freudenhaus vom Liebhartsthal“ oder der „Mord in der Wurlitzergasse“ nicht aus. Die zweite Produktion hebt am Mi., 28. Juni in ferne Galaxien ab. „Tschauner Enterprise“ düst mit Captain Jörg, Mr. Speck und Lieutenant Elvira im Auftrag von Wien Energie durch den Weltraum, bis sie von der schrecklichen Energiefresserin Mama Vader gestellt werden und sich nur durch echt wienerische Raunzerei retten können. Dagegen ist die Reise, die am Do., 13. Juli angetreten wird, eine wahre Vergnügungsfahrt, wenn es heißt „Komm ein bisschen mit nach Italien“ und die unbeschwerten Zeiten eines Adria-Urlaubes mit Mitsing-Hits heraufbeschworen werden. Ein Meister des Wiener Schmähs durfte bei der Präsentation seinen Senf dazu geben.
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