Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Die Auster Ensmeble © Sommerspiele Grein

Eine französische Komödie zu 225 Jahre Stadttheater Grein

Christine Renhardt (Viviane), Michael Gert (Bernard) © Sommerspiele Grein

„Die Auster“ auf der Suche nach ihrer Perle

Äußerlich mag man dem ältesten, in seinem Originalzustand erhaltenen bürgerlichen Theater des deutschen Sprachraumes seine Jahre ansehen. Aber auf der Bühne merkt man nichts davon. Seit 1791, dem Jahr, in dem die Greiner Bürgerschaft dieses Haus der Muse Thalia weihte, wird mit jugendlicher Frische Theater gespielt, bis heute, wenn für die Sommerspiele 2016 in ihrer 53. Saison eine spritzige französische Komödie auf den Spielplan gesetzt wurde. Im Zuschauerraum ist seither alles, besser gesagt fast alles, beim Alten geblieben. Es gibt noch das Klo auf der Seite, wo ein Besucher auch während der Verrichtung größerer oder kleinerer Geschäfte der Handlung folgen konnte, für Ehrengäste gibt es noch die Sperrsitze in den vorderen Reihen und den hölzernen, nobel verzierten Balkon. Einzig das Fenster zum Stadtgefängnis, durch das einst die Insassen der Aufführung beiwohnen mussten, ist zugemauert. Es ist also die ganz große Stimmung, die dieses kleine Haus erfüllt, wenn sich der Vorhang öffnet und die Vorstellung beginnt.

Michael Gert (Bernard), Anna Dangel (Cindy) © Sommerspiele Grein

Michael Gert ist Prinzipal der Sommerspiele. Er hat ein Stück gewählt, das auf ihn perfekt zugeschnitten ist. „Die Auster“ (L´Huitre) des französischen Dramatikers Didier Caron handelt von einem älteren Ehepaar, das die Gewohnheit vieler Ehejahre zu allerhand Dummheiten treibt. Bernard, sehr überzeugend gespielt von Michael Gert, versucht seine Zeit mit Radfahren totzuschlagen, während sich seine Gattin Viviane (charmant in ihrer Bemühung um einen Scheinseitensprung: Christine Renhardt) sozial engagiert. Daran wäre nichts auszusetzen, gäbe es nicht auch in diesem Alter so etwas wie Eifersucht. Ausgerechnet Bernard wird davon erfasst.

Die Auster Ensemble mit Couch © Sommerspiele Grein

Im Terminkalender seiner Frau findet er immer wieder den Namen Olivier (Andreas Roder). Bernard hat nichts besseres zu tun, als darin einen Rivalen zu vermuten. Kurz gesagt, er verschließt sich zuerst wie eine Auster, um dann eine Geliebte zu erfinden. Irgendwann muss er sie auch präsentieren und engagiert in seiner Not eine Schauspielerin. Cindy (Anna Dangel), ein hübsches junges Ding, bringt Leben in die gründlich gestörte Pensionistenidylle von Bernard und Viviane.

Aus dem Französischen übersetzt hat den Text Thomas Stroux. Ihm ist es zu verdanken, dass Wortwitz und eine für Liebesgeschichten nicht alltägliche Handlung – zwei alte Leute bekämpfen sich mit vorgespieltem Ehebruch – sich zu einer humorigen Komödie verdichten und darüber hinaus für Menschen jeden Alters Stoff zum Nachdenken bieten. Dazu kommt eine wahrhaft kleine Bühne, die von Erwin Bail trotzdem geschickt in zwei Räume geteilt wurde, auf der Regisseur Fritz Holy die vier handelnden Personen je nach Bedarf trennt und zusammenführt.

 

Im Stück sind es die jungen Leute, die die Alten zur Vernunft bringen. Olivier, der reinliche Junggeselle, ist auf der Suche nach einer Freundin, aber abgestraft mit dem Prädikat „guter Kerl“

Er macht sogar bereitwillig mit, wenn ihn seine Kollegin Viviane als Futter für die Eifersucht ihres Mannes missbraucht – bis ihm schließlich doch der Kragen platzt. Cindy, die sich ihre Dienste gut bezahlen lässt, glänzt zwar mit einem recht eigenwilligen Umgang mit Fremdwörtern, entdeckt aber auch ihr Herz für die beiden Senioren und hilft mit Olivier tatkräftig dabei mit, dass die verschlossene Auster auf ihrer Suche nach der verlorenen Perle erfolgreich ist.

Das wunderschöne alte Stadttheater von Grein
Stadttheater Grein Logo 300

Statistik