Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Weingut Trapl: Helfer zum Traubentreten gesucht!

„Weinmachen ist wie das Kochen, relativ einfach, man braucht nur die richtigen Zutaten...“

Noch sind etliche Renovierungsarbeiten zu erledigen, aber dann wird das Weingut Trapl in Stixneusiedl das Muster einer Kombination aus Alt und Neu sein. Gut 300 Jahre ist der Hof alt, den Hannes Trapl vor zehn Jahren gekauft hat. Seine Mauern und Gewölbe erzählen die Geschichte der Bauern, die in dieser Ortschaft im Bezirk Bruck an der Leitha (einer Katastralgemeinde von Trautmannsdorf) einst Feld-, Vieh- und Weinwirtschaft gemeinsam betrieben haben. Auch die Eltern des jungen Mannes führten noch eine gemischte Landwirtschaft. Hannes Trapl hat sich jedoch für den Wein entschieden; mit dem erklärten Ziel, dabei zu den Besten zu zählen. Hergestellt wird der Wein in der modernen Produktionshalle, für die stimmungsvolle Präsentation ist spätestens 2014 der „historische“ Teil vorgesehen.

Seine Weingärten liegen ausschließlich im Weinbaugebiet Carnuntum, also in einer Gegend, in der bereits die Römer ihre Spuren hinterlassen haben. Das Heidentor, eine mächtige Ruine, stammt aus dieser Zeit. Es wurde zum Wahrzeichen der Rubin Carnuntum Weingüter. Nur die besten Rotweine der Sorte Zweigelt tragen dieses Siegel auf ihren Flaschen. Hannes Trapl ist selbstverständlich mit dabei in diesem erlesenen Kreis, ebenso wie bei den Blaufränkischen vom Spitzerberg, einem Ausläufer der Kleinen Karpaten. Trapl gehört von Anfang an zu dieser Elite, die sich selbst strenge Auflagen verordnet hat, um die Bezeichnung „Spitzerberg“ auf dem Etikett führen zu dürfen. Preise und Anerkennungen waren die Folge seines Könnens. Er selbst vergleicht das Weinmachen in aller Bescheidenheit mit dem Kochen: „Es ist relativ einfach, man braucht nur die richtigen Zutaten.“

In seinem Fall ist es bestes Traubenmaterial. Es reift auf erstklassigen Lagen rund um Stixneusiedl und am Spitzerberg. Dabei darf es sich größtmöglicher Schonung erfreuen. 2010 wurde das Weingut Trapl als organisch-biologisch zertifiziert. Es geht dabei darum, der Pflanze mit natürlichen Mitteln soviel Abwehrkräfte zu verleihen, dass sie selbst entsprechend Widerstandskräfte gegen die verheerende Wirkung von Krankheiten aufbauen kann. „Ich lebe mit vier Wetterprognosen“, sagt Hannes Trapl, „um rechtzeitig Maßnahmen setzen zu können. Man muss vorsichtiger sein als im konventionellen Weinbau, weil es keine Rettungsleine gibt. Wir müssen immer vor dem Schädling da sein.“ Verwendet werden sogenannte Kontaktmittel, zum Beispiel Öle, mit denen die Wirkung von maßvoll verwendetem Schwefel und Kupfer verstärkt wird. Wichtig sind auch die Lebewesen, die für die Lockerung des Bodens zuständig sind, allen voran die Regenwürmer, die mit Kompost angelockt werden.

Von Jungweinen hält der junge Winzer nichts. „Sie kommen nie in dieses Reifestadium, wo sie zeigen können, was in ihnen steckt. In Österreich wird alles noch mit Windeln getrunken“, ist sein anschaulicher Vergleich für eine Unsitte, die er als „grauslich“ bezeichnet. Trapl versucht diesem Trend entgegen zu wirken. Die meisten seiner Weine werden mit Spontanhefe vergoren. Auch im Säureabbau werden keine Bakterien eingesetzt. Nach dem Pressen kommen die Weine ins Fass oder in den Stahltank. „Dann lasse ich sie den Herbst spüren“, beschreibt er den beschaulichen Umgang mit dem werdenden Wein: „Zuerst sind die Stahltanks wie Radiatoren. Wenn es dann kalt wird, geben sie Ruhe. Im Frühjahr fängt ein Fass nach dem anderen wieder an zu gären.“ Das Ergebnis sind, wie er es ausdrückt, „frische, knackige, trinkige“ Weine, die auf ihre Sorte abgestimmt im entsprechenden Gebinde im „Ruheraum“ ausgebaut werden.

Zwischen Lese und Pressen haben seine Trauben allerdings einiges durchzumachen. Sie müssen sich mit Füßen treten lassen. Hannes Trapl ist überzeugt, dass mit dieser archaischen Methode die Maischestandzeit verkürzt wird, „denn schon nach zwei Tagen ist das meiste heraußen“, so seine Erfahrung. Den Trauben werden unter dem sanften Druck unermüdlicher Füße die charakteristischen Aromen entlockt, wie der Schiefer beim Spitzerberg. 20 Tonnen sind jährlich auf diese Weise zu bearbeiten. Dazu braucht er Hilfe, trotz des Einsatzes seiner ganzen Familie und einiger Erntehelfer. Heuer will er erstmals aus dem Traubentreten ein „kleines spaßiges Fest“ machen. Jeder kann kommen und mitmachen und in einer der Boxen etliche Kilometer per pedes zurücklegen. Belohnt wird er dafür mit Jause und Umtrunk, vor allem aber mit dem Bewusstsein, höchstpersönlich am Werden eines besonderen Wein mitgewirkt zu haben.

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