Kultur und Wein

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Textile Transfers, Universitätsgalerie der Angewandten im Heiligenkreuzerhof, Kunstsammlung

Textile Transfers, Universitätsgalerie der Angewandten,  Foto: Manuel Lopez Carreon, kunst-dokumentation.com

TEXTILE TRANSFERS von zwei Pionierinnen der Kunstgewerbes

Drei Schürzen (Bukowina, Siebenbürgen)

Drei Schürzen (Bukowina), Mileva Stoisavljevic-Roller Sammlung

Sie waren anerkannte Künstlerinnen und professionelle Sammlerinnen.

Rosalia Rothansl (1870-1945) und Mileva Stoisavljevic-Roller (1886-1949) sind zwei beredte Beispiele für die damals allmählich einsetzende Aufwertung der Frauen im wissenschaftlichen Bereich, in ihrem Fall in dem als Kunstgewerbeschule genannten Vorläufer der heutigen Universität für angewandte Kunst. Ihr jeweiliges Werk als Künstlerinnen entbehrte nicht der Anerkennung. So war Rothansl eine Textil-, Teppich- und Gobelinexpertin, die ihre Arbeiten u. a. 1908 auf der Kunstschau Wien ausstellte und dafür entsprechende Bewunderung erntete. Offizielle Anerkennung setzte mit der Objektrenovierung und damit verbundenen Aufträgen seitens des Hofes ein. In der jungen Zweiten Republik wurde ihre 20jährige Lehrtätigkeit mit dem ersten Professorentitel für eine Frau bedankt. Mileva Stoisavljevic, verehelicht mit dem Künstler Alfred Roller, war Malerin und Emailkünstlerin, die in regem Kontakt zur Secession mit Gustav Klimt, aber auch mit Hugo von Hofmannsthal und dem Ehepaar Gustav und Alma Mahler stand.

Ärmelbesatz (Lehrmittel), Schule Rosalia Rothansl, Foto: Manuel Lopez Carreon, kunst-dokumentation

Ärmelbesatz (Lehrmittel), Schule Rosalia Rothansl, Foto: Manuel Lopez Carreon, kunst-dokumentation.com

Textile Transfers, Ausstellungsansicht,  Foto: Manuel Lopez Carreon, kunst-dokumentation.com

Textile Transfers, Ausstellungsansicht, Foto: Manuel Lopez Carreon, kunst-dokumentation.com

Beide Frauen waren wesentlicher Teil des modernistischen Aufbruchs der Kunst dieser Tage. Umso erstaunlicher erscheint das Feld, das sie mit ihren Sammlungen beackerten. Es war die „Volkskunst“, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts großen Interesses erfreute und der aufgrund ihres elementaren Erscheinens durchaus Vorbildwirkung zuerkannt wurde.

Bunte Hauben, Westen und Schürzen aus allen Teilen der Monarchie (Böhmen, Mähren, Dalmatien, Lodomerien etc.), gewebt, gewirkt, bestickt oder geklöppelt von unbekannten Händen, hergestellt teils im Verlagswesen einer Hausindustrie, sind nun Teil der Ausstellung „Textile Transfers“ (bis 15. Juli 2025 in der Universitätsgalerie der Angewandten im Heiligenkreuzerhof) neben Arbeiten von Schülerinnen, von denen textile Kleinode wie Püppchen und Kunstblumen gezeigt werden. Mileva Stoisavljevic-Roller hat darüber hinaus fotografische Inszenierungen von Sammlungsobjekten geschaffen, immer mit dem Blick auf nationale Identität im großen Einen des zerfallenden Vielvölkerreiches. In den Ecken der denkmalgeschützten Räume wie dem einstigen Refektorium der Zisterzienser Mönche hängen an Ständern einige Reformkleider, die Emilie Flöge ins Spiel bringen, eine Modeschöpferin mit epochaler Wirkung. Damit erfüllt diese Schau für das kuratorische Team Eva Klimpel und Stefanie Kitzberger (Gesamtleitung: Cosima Rainer) eine weitere Aufgabe, nämlich den Wandel im Verhältnis der Geschlechter im Bereich des Kunstgewerbes um 1900 zu dokumentieren.

Textile Transfers, Ausstellungsansicht

Textile Transfers, Ausstellungsansicht

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