Von sanften Glocken, Spaziergängen im Park und 11.000 Saiten...
Bewegung zur Musik ist ja nichts Neues. Wohl seit sich die ersten Töne rhythmisch aneinander gereiht haben, hat es deren Hörer auch in den Beinen gejuckt. Aber davon ist bei der 36. Ausgabe von WIEN MODERN nicht die Rede, wenn unter dem Kürzesttitel „GO“ von „Bewegung im Raum“ gesprochen wird. Damit ist auch der Astronaut auf dem Plakat erklärt, der 1965 quer zum Boden aufgehängt den „Moonwalk“ trainiert hat. Das Publikum des Spaziergangs am 31.10.2023 zur Komposition von Maria Gstättner hat es diesbezüglich einfacher. Ihre „Fanfare“ ertönt kraftvoll in einem Park, ausgeführt u. a. von Blaskapellen, E-Gitarre und Synthesizer. Tags darauf geht es mit 50 im Großen Saal des Wiener Konzerthauses verteilten Klavieren im Hundertsteltonabstand und Kammerorchester weiter; Komponist Georg Friedrich Haas nennt dieses Werk nach penibler Abzählung der aufgespannten Tonerzeuger 11.000 Saiten.
Wien Modern wird in der Stadt nicht zu überhören sein. Nur eingie Beispiele: In der U-Bahn-Passage Karlsplatz (21 Songs von Hannes Seidl), im Tanzquartier (One Song von Miet Warlop), im Kreuzgang und Weinkeller von Stift Klosterneuburg bis zum Goldenen Saal des Musikvereins (Rebecca Saunders mit Yes) und an etlichen anderen Orten im öffentlichen Raum wird voll Bewegung musiziert. Peter Conradin Zumthor wird mit seinem Vater, dem Architekten Peter Zumthor, Musik und Raum in eine neue Erlebnisebene hieven.
Der Junior ist Schlagzeuger und wird das Geläute der Stiftskirche Klosterneuburg und das des Stephansdoms mehrmals „con sordino“ erklingen lassen, also mit umwickelten Schwengeln der Glocken. Einfach ist das alles nicht, aber so lautet das Motto: Wir tun Dinge nicht, weil sie einfach sind, sondern weil sie schwierig sind. Davon sind auch die Mitwirkenden am Ende des Festivals (02.12.2023) überzeugt, wenn „C // 20 Pipers“ (Dudelsäcke, Bombarden, Binioù) im frei begehbaren Klangraum des Semperdepots das Gehör schwer beeindruckend die Abschlussparty einleiten.
MUSIKTHATERTAGE WIEN in Kooperation mit der WIENER HOFBURGKAPELLE
In diesem Musiktheater von Thomas Cornelius Desi geht es um den Heiligen (Thomas Becket) gegen einen König (Heinrich II.). Thematisiert werden Wut und Zorn als Metaphern eines starken Gefühls, an denen sich seit bald 1000 Jahren nichts geändert hat. Es ist die Geschichte eines Kontrollverlustes mit tragischer Konsequenz, die im historischen Ambiente der Wiener Hofburgkapelle wohl besonders eindrucksvoll zu erleben sein wird.
Die Besetzung: Komposition, Regie, Gesamtleitung: Thomas Cornelius Desi, Texte: Thomas Ballhausen, Guernes de Pont-Sainte-Maxence, Jugendchor: Schüler und Schülerinnen des AkG Beethovenplatz, Chorleitung: Isabella Lang Ausführende: Marie Annick Béliveau (Alt), Andrew Golder (Sprecher), Kenji Herbert (E-Gitarre), Alexander Kaimbacher (Tenor), Johannes Zeinler (Orgel), Textprojektionen: Peter Koger, Beschallung, Audioengineering, Recording: Malte Haag, Georg Hühnerfuß, Kostüme: Katharina Kappert, Regieassistenz: Natascha Sulz, Thomas Neulichedl. Tickets und Informationen unter neben stehendem Link.