Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Kiki Kogelnik, Now Is the Time, Ausstellungsansicht

Kiki Kogelnik, Now Is the Time, Ausstellungsansicht

KIKI KOGELNIK Die Bomben-Frau in Öl, Acryl und Vinyl

Lover Boy, 1963/2018, Ausstellungsansicht

Lover Boy, 1963/2018, Ausstellungsansicht

Die vielen Facetten der österreichischen Pop-Art-Protagonistin

1997 verstarb erst 62jährig die in Kärnten geborene und später zwischen den USA und Österreich pendelnde Künstlerin. Als späte Verbeugung vor ihr und ihrem international anerkannten Werk zeigt nun das Bank Austria Kunstforum eine Retrospektive mit circa 180 Arbeiten unter dem programmatischen Titel: „Kiki Kogelnik: Now Is the Time“ (bis 25. Juni 2023). In sieben thematischen Kapiteln beleuchtet die Ausstellung verschiedene Aspekte ihres künstlerischen Schaffens. Nach ihrem Studium an der Akademie für angewandte Kunst und der Akademie der bildenden Künste in den 1950er-Jahren in Wien gehört Kogelnik zur jungen St. Stephan Gruppe und erntet bereits mit ihrer ersten Einzelausstellung 1961 erfreutes Erstaunen der Kritik. Ausgedehnte Reisen durch Europa und eine Liebesbeziehung mit dem US-amerikanischen Künstler Sam Francis bewegen die Künstlerin 1962 nach New York, die neue Welthauptstadt der Kunst, zu ziehen, wo sie Bekanntschaft mit der Pop-Art-Szene um Andy Warhol macht und Kontakte und Freundschaften zu Roy Liechtenstein, Claes Oldenburg und Niki de Saint Phalle pflegt. Gewaltige Eindrücke jenseits des Atlantik lassen Kogelnik neue und über die Jahre ins Unverkennbare entwachsene Ausdrucksformen entwickeln. Die alte Heimat hat sie dennoch nicht vergessen. Sie kehrte immer wieder nach Wien und Bleiburg zurück, wenngleich die Anerkennung hierzulande zu wünschen übrig ließ.

Kiki Kogelnik Fallout, ca. 1964 © Kiki Kogelnik Foundation. All rights reserved

Kiki Kogelnik Fallout, ca. 1964 © Kiki Kogelnik Foundation

Kiki Kogelnik Self-Portrait, 1964 © Kiki Kogelnik Foundation. All rights reserved

Kiki Kogelnik Self-Portrait, 1964 © Kiki Kogelnik Foundation

Ihre Bilder sind bunt, humorvoll und stets mit einem kräftigen Schuss Ironie „scharf gemacht“. Zu sehen sind in erster Linie flächig stilisierte Frauen, die in Öl und Vinyl auf Leinwand eindimensional ihre Geschichten von Scheren, Säuren oder anderen Waffen gewaltsamer Penetration erzählen und damit auf vordergründig freundliche Weise einen feministisch kämpferischen Ton anschlagen. Dazu kommt ein plastisches Werk, ebenso knallig und tiefgründig farbenfroh. Die „Hangings“ sind als einfärbige Lappen aus Venyl ausgeschnittene Umrisse von Frauenkörpern, die scheinbar ergeben und schwach an Kleiderhaken hängen. Dagegen ist es schweres Metall, das als explosiv wirkende Bombe oder fantastischer Roboter die Beziehung von Mensch und Maschine thematisiert. Es wird Kiki Kogelnik nachgesagt, darin früh zur Erkenntnis gefunden zu haben, dass die Technik nur einem mündigen Menschen wirklich gute Dienste leistet.

Die Ausstellung beantwortet freilich auch die Frage, was Kiki Kogelnik noch heute relevant macht. Das wohl stärkste Argument hierfür ist die Aktualität und visionäre Vorwegnahme von Themen. „Now Is the Time“: Die Zeit ist reif für die systematische Betrachtung eines Gesamtwerks, das sich mit den Errungenschaften und Auswüchsen der Konsumgesellschaft, dem Nutzen und den Problemen von technischem Fortschritt, Medizin und Diagnostik sowie, immer und immer wieder, mit dem weiblichem Körper als Untersuchungsgegenstand auseinandersetzt – Jahrzehnte vor den heute omnipräsenten Diskursen zu Geschlechtergerechtigkeit und sexueller Identität, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Schon 1966 wurde ihr von der Modefachzeitschrift „WWD – Women´s Wear Daily“ attestiert: „She undoubtedly is the girl of the future“, sie ist zweifellos das Mädchen der Zukunft, das mit seinen Ideen weit über seine Zeit hinaus gewiesen hat.

Kiki Kogelnik Chandelier Hanging, ca. 1970 © Kiki Kogelnik Foundation. All rights reserved

Kiki Kogelnik Chandelier Hanging, ca. 1970 © Kiki Kogelnik Foundation. All rights are reserverd.

Bank Austria Kunstforum Wien Logo 600

Statistik