Kultur und Weindas beschauliche MagazinAusstellungsansicht LOOK, Heidi Horten Collection © Heidi Horten Collection, Foto: Rupert Steiner LOOK Kunst & Mode, vereint zum Bild der Frau
Das auch den meisten Männern bekannte Logo mit den drei Buchstaben YSL zieht sich wie ein roter Faden durch die neue Ausstellung der HEIDIHORTENCOLLECTION, dem neuen Museum zwischen Oper und Albertina. Ganz einfach LOOK (bis 16. April 2023) ist Titel und Thema. In drei einladend hellen Stockwerken ist im Raum selbst Haute Couture an Kleiderpuppen zu sehen und an den Wänden hängen Werke aus der gewaltigen Sammlung einer Frau, die einen guten Teil ihres unermesslichen Vermögens in Kunst angelegt hat. Es wäre ihr zuwider gewesen, mit diesen Kostbarkeiten allein zu sein. So hat sie noch zu Lebzeiten dafür gesorgt, dass auch die Öffentlichkeit zumindest eine Auswahl davon zu Gesicht bekommt. Mit der jüngsten Präsentation wäre Frau Heidi Goëss-Horten wohl überglücklich. Kuratorin Christiane Kuhlmann hat gemeinsam mit dem Modedesigner Arthur Arbesser den Schönheitssinn der Stifterin in zwei ineinander verflochtenen Themenkreisen anschaulich gemacht. Von einer perspektivischen Gegenüberstellung ist die Rede, in der es um Kunst und Mode, Image und Images geht.
Im Parterre werden Stars und Glamour in der Kunst thematisiert. Platzhirsch ist Andy Warhol. Seine Porträts wurden Millionen Mal vervielfältigt und sind scheinbar allbekannt. In diesem Zusammenhang offenbart jedoch das aus schwarzem Hintergrund in poppigen Farben durchleuchtende Gesicht von Marilyn Monroe die tragischen Schattenseiten einer Celebrity Gesellschaft. Die Siebdrucke entstanden nach ihrem Ableben und sind verbunden mit diesem Wissen berührende Dokumente der Zerbrechlichkeit. Als Kontrapunkt dazu dienen die Maßkleider einer hübschen jungen Frau, alles Werke Christian Dior oder Hubert de Givenchy und dominierend Yves Saint Laurent. Sie wurden Heidi Horten auf den Leib geschneidert. In ihrem Design und den Farben spiegeln sich immer wieder Frauengestalten in den Rahmen, wie das Kleid von Egon Schieles Muse Wally oder die transparenten Roben der Damen auf „Comedia“ von Kees van Dongen. Ausstellungsansicht LOOK, Heidi Horten Collection © Heidi Horten Collection, Foto: Rupert Steiner Die an starren Kleiderpuppen drapierten Textilien erhalten neues Leben. Auf dem Weg in den ersten Stock wird der Blick von einem Video angezogen. Gedreht wurde es von Rosa Lisa di Natale mit der Schauspielerin Jasmina Al Zihairi, an der genial gestalteter Stoff eine faszinierende Persönlichkeit entfaltet. Ein paar Schritte weiter gerät man unversehens in die Diskussion zwischen „male gaze“, also den männlichen Blick auf die Frauen, und deren eigene Sicht auf ihr Geschlecht. Aktbildern von Männern (z. B.: Edgar Degas´ Torse de femme oder Ernst Ludwig Kirchners Weiblicher Akt mit Badezuber) stehen Arbeiten von Birgit Jürgenssen, Gudrun Kampl oder Michèle Pagel gegenüber.
Glänzende Kostbarkeiten überraschen im Tea Room, einem Kabinett im zweiten Stock. Sie fordern den nahen Blick, das genaue Hinschauen. Die kleinsten Objekte sind wohl die Necessaires in Walnüssen (um 1850), in denen all das für die Schönheit Unerlässliche in winziger, aber dennoch brauchbarer Ausführung vorhanden ist. Nadelkissen in Form einer Eule, eines Vogels oder eines Schweins zeugen von Phantasie und Humor der einstigen Besitzerin, aber auch von zeitlosem Stilbewusstsein wie die Parfumschatulle mit Wiener Ansichten von Balthasar Wigand (um 1815). Kleinodien wie diese laden wie die beachtliche Reihe prominenter Namen in der Künstlerliste sowohl Frau als auch Mann dazu ein, sich neidlos einem ästhetischen Schaugenuss hinzugeben. Statistik |