Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


KS Josef Forstner & Chor des Lehár Festivals © www.fotohofer.at

Marie-Luise Schottleitner & Elisabeth Zeiler & Klára Vincze & KS Josef Forstner & Chor des Lehár Festivals © www.fotohofer.at

WIENER FRAUEN Ein rechtes G´riss um den Pianisten

Susanna Hirschler © www.fotohofer.at

Susanna Hirschler © www.fotohofer.at

Lehárs erste Operette in der Originalfassung als unterhaltsames Kurerlebnis

Was würden Feministinnen heute zu einem Stoff wie den der „Wiener Frauen“ sagen? Für den Librettisten Hans Bergler setzte es wohl eine ordentliche Tracht Prügel. Zumindest auf Facebook & Co. wäre die Hölle los. Aber damals, 1902, als das Stück in der Vertonung von Franz Lehár unter Mitwirkung eines Stars wie Alexander Girardi Uraufführung feierte, lachte man noch herzlich über Weiber, die nichts anderes im Kopf haben, als geheiratet zu werden und über Mütter, die den untrüglichen Instinkt für gute Partien haben. So kommt es, dass ein armer Klavierstimmer und Gelegenheitspianist die jugendliche Naivität einer Schülerin ausnutzt, um sie einen Eid auf ihre Liebe ablegen zu lassen. Der gute Mann geht nach Amerika, zerbricht dort am Traum vom großen Geld und kehrt ohne einen Dollar im Sack wieder zurück. Just am Hochzeitstag der ehemaligen Geliebten tritt er in Erscheinung und löst ein furchtbar g´spaßiges Tohuwabohu aus. Bald steht fest: Der Mann muss anderweitig verheiratet werden. Ein g´wester Tambourmajor bietet seine drei Töchter als Ausweg an. Das Rennen um das Dasein an der Seite eines Habenichts macht jedoch das Stubenmädel. Ende gut, alles gut!

Sieglinde Feldhofer  © www.fotohofer.at

Sieglinde Feldhofer © www.fotohofer.at

Thomas Blondelle & Franz-Lehár Orchester © www.fotohofer.at

Thomas Blondelle & Franz-Lehár Orchester © www.fotohofer.at

Von Lehárs Musik ist ein Ohrwurm geblieben: Der Nechledilmarsch. Er wird zelebriert wie nur was, bis zum Mitsingen im Publikum. Die anderen Melodien sind hübsch und man merkt bereits im Ansatz das Genie des Komponisten, der mit seinen Operetten bis heute die Menschen verzaubert. Er hat wohl an das Lied „Schöne Rose“ als Hit gedacht, aber auch diesem fehlt noch einiges, dass man es auf dem Nachhauseweg summt. Angela Schweiger hat eine halbszenische Lösung gewählt, um diese Rarität erfolgreich auf die Bühne des Bad Ischler Kongress & TheaterHauses zu stellen. Sie hat gut daran getan, denn abgesehen davon, dass es billiger ist, bereichert das Franz-Lehár-Orchester unter Marius Burkert nicht nur akustisch, sondern auch optisch das musikalische Erlebnis.

Matthias Schuppli & Gerd Vogel © www.fotohofer.at

Matthias Schuppli & Gerd Vogel © www.fotohofer.at

Sieglinde Feldhofer & Chor des Lehár Festivals © www.fotohofer.at

Sieglinde Feldhofer & Chor des Lehár Festivals © www.fotohofer.at

Davor champagnisieren in gut gewählter Meublage hemmungslos der Festival-Chor und bemerkenswerte Solisten. Namensgeber des berühmten Marsches ist Johann Nepomuk Nechledil, dem KS Josef Forstner sein komisches Talent angedeihen lässt. Schließlich hat er Fini (Marie-Luise Schottleitner), Lini (Elisabeth Zeiler) und Tini (Klára Vincze) noch zuhause sitzen und scheint von der sinnlichen Lust der jungen Damen überfordert zu sein. Ähnlich ergeht es Frau Schwott. Susanna Hirschler ist die sehenswert begeisterte Mama, die alles daran setzt, um Töchterchen Claire (mit wunderschönem Sopran: Sieglinde Feldhofer) an den Richtigen zu bringen. Ihr Erwählter ist der begüterte Philip Rosner (Thomas Blondelle). Dafür lässt sie sogar Willibald Brandl bei einem Schiffsunglück absaufen. Gerd Vogel hat jedoch überlebt. Sein knackiger Bariton trägt dazu bei, dass sich Zofe Jeanette (Magdalena Hallste) auf der Stelle in ihn verliebt, obgleich Willibald in einem Anfall von Verwirrung an alle drei Nechledil-Töchter ein Heiratsversprechen abgeben hat. In geregelte Bahnen wird das Ganze vom betrunkenen Dr. Winterstein (Matthias Schuppli) gelenkt, der sich nicht zu Unrecht wundert, warum gerade ein mitteloser Klavierstimmer einen derartigen Zuspruch seitens der Damenwelt genießt. Als Zuschauer weiß man es natürlich besser und applaudiert gerne. Immerhin wurde man Ohrenzeuge einer Originalfassung als probate Kurbehandlung für die Operette.

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