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Ein Geschenk des Nils, Ausstellungsansicht

Ein Geschenk des Nils, Ausstellungsansicht

EIN GESCHENK DES NILS Papyri zur Wasserverwaltung Ägyptens

Landwirtschaftliche Arbeiten im Opfergefilde, aus dem Grab des Sennedjem, 19. Dynastie

Landwirtschaftliche Arbeiten, aus dem Grab des Sennedjem.

Dokumente aus 3.000 Jahren berichten von den fruchtbaren Überschwemmungen.

„Im 13. Regierungsjahr des Imperator Caesar Traianus Hadrianus Augustus, 16. (des Monats Choiak). Es hat für die Erdarbeiten des genannten 13. Jahres, vom 8. bis 12. Choiak, in der Epagathiane von Soknopaiu Nesos gearbeitet: Papais, Sohn des Panophrummis, Enkel des Papais, von der Mutter Thatres.“ Unterzeichnet hat diese Bestätigung ein gewisser Didymos. Der kurze Text wurde am 8. Dezember 128 n. Chr. auf einem Stück Papyrus notiert. Der darin Genannte hatte die vorgeschriebene unbezahlte Arbeit an fünf Tagen pro Jahr in den Kanälen, Dämmen und Deichen geleistet. Es war beileibe eine unangenehme Pflicht in Hitze und Schlamm, belästigt von Mücken und bedroht von Krokodilen. Doch die Schufterei war notwendig, um den regelmäßig eintretenden Segen des Hochwassers in die richtigen Bahnen zu lenken und für das Land entlang des Nils optimal fruchtbar zu machen. Es ist nur eines der vielen Beispiele, die seit der Pharaonenzeit über die Griechen und Römer bis zu den Arabern über die Bemühungen berichten, dem Land entlang des längsten Stroms der Erde reiche Ernten und damit verbunden Wohlstand abzutrotzen.

Pyramiden von Gizeh, im Vordergrund der Nil (Fotografie von P. Dittrich, um 1900) © ONB

o.: Pyramiden von Gizeh, im Vordergrund der Nil (Fotografie von P. Dittrich, um 1900) © Österreichische Nationalbibliothek

r.: Totenbuch des Sesostris: Speisetischszene (Papyrus polychrom, Ägyptisch (Theben, 18. Dynastie, ca. 15. Jh. v. Chr.). © Österreichische Nationalbibliothek

Totenbuch des Sesostris: Speisetischszene (Papyrus polychrom © ONB

Im Papyrusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek bedient man sich im Titel einer Sonderausstellung eines Zitates des antiken Geschichtsschreibers Herodot. Er soll Ägypten als „Ein Geschenk des Nils“ bezeichnet haben. Wie genau er damit den Nagel auf den Kopf trifft, beweisen die Aufzeichnungen, die dank der Interpretation des Direktors der Papyrussammlung, Dr. Bernhard Palme, zu erzählen beginnen. Hinter der jährlichen Flut wurden Gottheiten gesehen, die in den Totenbüchern Einzug gefunden haben. Auf einem Papyrus aus dem 2. Jh. v. Chr. spendet die Baumgöttin Wasser. Von ihr empfängt eine Verstorbene Wasser und Nahrung. Auch im Totenbuch des Sesostris, ca. 15. Jh. v. Chr., wird eine Speisetischszene gezeigt. Die üppig gedeckte Tafel ist so nur durch die jährliche Überschwemmung des Nils möglich. Wie penibel das Steigen des Wassers beobachtet wurde, geht aus dem Bericht einer Kirche in Memphis hervor, den exakt am 19. August 575 n. Chr. der Großgrundbesitzer Flavius Strategios verfasst hat.

Er ist bekümmert, da zur selben Zeit im vorigen Jahr der Fluss binnen vier Tagen um 28 Fingerlängen, heuer jedoch nur um acht Fingerlängen gestiegen ist. Ähnlich zu seinen Vorgängern führt er den Segen auf überirdische Kräfte zurück, die in seinem Fall jedoch bereits der „Allmacht Christi“ zugeschrieben werden. Ein andermal fehlen die Arbeitskräfte, die als „ein Haufen Pöbel“ beschimpft werden. Umfangreiche Vertragswerke geben detailliert Aufschluss über die Kosten von Pacht und Geräten wie das Wasserhebewerk. Mit ihren den meisten von uns unlesbaren Schriften mögen die Papyri wenig attraktiv erscheinen, mit den begleitenden Texten und vor allem mit dem zur Ausstellung erschienen Buch geben sie jedoch ihre Geheimnisse preis und lassen die unscheinbaren Reste zu einer aufschlussreichen Flusskreuzfahrt durch das alte Ägypten erwachsen.

Pacht samt Wasserhebewerk (Papyrus, Griechisch, Herakleopolis, 4. Okt. 620. © ONB

Pacht samt Wasserhebewerk (Papyrus, Griechisch, Herakleopolis, 4. Okt. 620, 650 oder 665 n. Chr.). © Österreichische Nationalbibliothek

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