Kultur und Wein

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Zwei mumifizierte Fische (junge Bajad-Stachelwelse), die als Opfergaben dienten.

Zwei mumifizierte Fische (junge Bajad-Stachelwelse), die als Opfergaben dienten.

GÖTTLICH UND GEGESSEN Beziehungen zu Tieren im Alten Ägypten

Plastik eines Ibis, dem Gott der Weisheit Thot geweiht

Plastik eines Ibis, dem Gott der Weisheit Thot geweiht

Jahrtausende alte Aufzeichnungen belegen die Ambivalenz zur Fauna im Land am Nil.

Ein farbenfroh gemaltes Blatt aus der 18. Dynastie (Zeit von Königin Hatschepsut) zeigt Männer und Frauen bei der Jagd auf Vögel und Fische im Dickicht von Papyrusstauden. Ihre Beute war für den Verzehr gedacht, wobei die eingesalzenen Fische als Armeleuteessen galten. Bei den erlegten Vögeln war das Verhältnis bereits wesentlich differenzierter. Ibis und Falke galten als heilig, da sie in dem einen Fall der Kopf des Gottes Thot, um anderen Fall das Haupt von Horus waren. Im Gewurl unter den Booten treibt sich auch ein Krokodil herum. Diese mächtigen Reptilien waren ebenso gefürchtet wie die gewaltigen Flusspferde und erlangten allein schon deswegen höchste göttliche Verehrung.

Sitzender Hund vor einer Vase © Österreichische Nationalbibliothek

Sitzender Hund vor einer Vase © Österreichische Nationalbibliothek

Der Sonnenkater überwindet das Chaos © Österreichische Nationalbibliothek

Der Sonnenkater überwindet das Chaos in Gestalt einer Schlange (aus dem Totenbuch von Nefer-Sobek) © Österreichische Nationalbibliothek

Dank einer Vielzahl an Zeichnungen und schriftlicher Notizen auf Papyrus weiß man recht gut Bescheid über das Verhältnis der Alten Ägypter zu der sie umgebenden Tierwelt. Es war entsprechend ambivalent, da die Menschen damals keineswegs Vegetarier waren und dennoch enormen Respekt vor der sie umgebenden Natur hatten, zumal der schmale lebensfreundliche Streifen entlang des Nils diese gegenseitige Rücksichtnahme erforderte. Einige der Quellen dokumentieren die Bedeutung von Nutztieren, zu denen ursprünglich Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen zählten. Ihr Fleisch, das Leder und die Wolle waren begehrte Handelsgüter. Pferde und Kamele gab es damals noch nicht. Aber die Esel. Sie waren unentbehrliche Reit- und Lasttiere, die einer schriftlich dokumentierten Verwaltung unterlagen. So gibt es auch in der Sonderausstellung „Göttlich und gegessen“ (bis 4. Mai 2024) im Papyrusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek etliche Darstellungen des Esels wie auf einer Öllampe oder voll bepackt mit Waren. Die Wüstenhasen wiederum konnten nur mithilfe des Hundes erfolgreich bejagd werden, was ein Pergament aus dem 6. Jh. n. Chr. beinahe wie ein modernes Comik belegt.

Streit um Rinder © Österreichische Nationalbibliiothek

o.: Streit um Rinder Papyrus, 8. Jh. n. Chr. © Österreichische Nationalbibliiothek

r.: Bepacktes Lasttier, 12.-13. Jh. n. Chr. © Österreichische Nationalbiliothek

Bepacktes Lasttier, 12.-13. Jh. n. Chr. © Österreichische Nationalbiliothek

Sensationell ist der Ausschnitt aus dem Totenbuch von Nefer Sobek, auf dem der Sonnenkater das Chaos in der Gestalt einer Schlange überwindet (4. bis 1. Jh. v. Chr.). Dreidimensional sind die Mumien von zwei Fischen neben einem Ibis. Sie waren Opfergaben, wie man sie zu Millionen gefunden hat, da sie in eigenen Nekropolen bestattet waren. Genaue Untersuchungen im Naturhistorischen Museum Wien haben ergeben, dass es sich bei den Fischen um junge Bajad-Stachelwelse handelt. Schon antike Autoren wie der Grieche Herodot standen mit gewissem Unverständnis dieser seltsamen Beziehung gegenüber. So beschreibt er im 5. Jh. v. Chr. spöttisch verschiedenste Kulte um das Krokodil, die von heilig über dressiert bis zu deren Verspeisen reichen. Dass wir heute ähnlich staunen dürfen, verdanken wir der akribischen Arbeit von Spezialisten wie Prof. Bernhard Palme, dem Direktor des Papyrusmuseums, und seiner Mitarbeiterin Angelika Zdiarsky, die für diese Ausstellung als Kuratorin verantwortlich zeichnet.

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