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Die Macht der Worte, Ausstellungsansicht

Die Macht der Worte, Ausstellungsansicht

DIE MACHT DER WORTE in den Sprachen und Schriften Ägyptens

Griechisch-koptische Litanei © Österreichische Nationalbibliothek

Griechisch-koptische Litanei © Österreichische Nationalbibliothek

Dokumente, Zauberformeln und Bibelzitate, geschrieben mit Hieroglyphen, in Griechisch oder Arabisch

Wenn man bei Ägypten an Schrift denkt, sind es in erster Linie Hieroglyphen, die vor dem geistigen Auge erscheinen. Sie finden sich in den Gräbern, an Wänden der Tempel und den hoch aufragenden Obelisken. Sie waren aber beileibe nicht die einzigen Zeichen, mit denen Texte festgehalten wurden. Allein für das Ägyptische gibt es gleich mehrere Schriften. Neben den „Heiligen Zeichen“ gab es eine kursive Variante, das „Hieratische“. Es war eine Gebrauchsschrift, die erst später zu ihrer eigentlich irreführenden Bezeichnung als „heilig“ bzw. „priesterlich“ gekommen ist. Daraus entwickelte sich ab der Mitte des 7. Jh. v. Chr. im Nildelta „Demotisch“. Sein Zeicheninventar war reduziert und damit ungemein praktisch, was ihm auch die Bezeichnung „Schrift des Volkes“ einbrachte. Geschrieben wurde auf Papyrus, aber auch auf Tonscherben und Kalksteinsplittern.

 Hieratisch beschriebene Mumienbinde © Österreichische Nationalbibliothek

o.: Hieratisch beschriebene Mumienbinde © Österreichische Nationalbibliothek

r.: Entwurf eines Götterdekrets, in Hieroglyphen auf Ton © Österreichische Nationalbibliothek

 Entwurf eines Götterdekrets, in Hieroglyphen auf Ton © Österreichische Nationalbibliothek

Verwendet wurde Demotisch immerhin fast 1.000 Jahre lang und fand sich auch auf dem Stein von Rosette, neben Altgriechisch, was schließlich die Entzifferung der ebenfalls darauf verwendeten Hieroglyphen ermöglichte. Damit ist auch seine Entstehungszeit angedeutet. Mit Alexander dem Großen und den ihm folgenden Ptolemäern war Ägypten unter hellenistischer Herrschaft, der schließlich die Annexion an das Imperium Romanum folgte. Den Übergang von den Pharaonen zum Christentum der Spätantike markiert das Koptische, das sich des griechischen Alphabets, erweitert mit demotischen Zeichen, bediente und erstmals auch die Selbstlaute notierte. Griechisch blieb auch nach der arabischen Eroberung im Bereich der Administration in Verwendung.

Die Macht der Worte, Ausstellungsansicht

Die Macht der Worte, Ausstellungsansicht

Aufgrund dieser vielschichtigen Entwicklung können in der Ausstellung „Die Macht der Worte. Herrschaft und kulturelle Vielfalt im antiken Ägypten“ (bis 3. Mai 2026) etliche mehrsprachige und in verschiedenen Schriften abgefasste Papyrusfragmente, Exponate aus Papier und Pergament gezeigt werden. Der Zeitrahmen reicht von 1500 v. Chr. bis 1000 n. Chr.

Für Kuratorin Dr. Angelika Zdiarsky und dem Leiter der Papyrussammlung, Dr. Bernhard Palme, ist eine Tonscherbe (Ostrakon) aus dem 3. Jh. v. Chr. einer der Höhepunkte. In durch Linien abgegrenzten Schriftzeilen wird für einen Mann namens Wach-ib-Re Schutz und Bewegungsfreiheit im Jenseits erfleht. Ein Papyrus aus späterer Zeit entstammt vermutlich einem hieratischen Schutzbuch. Seltsam ist der darauf verkündete Spruch: „Falle Du doch zur Erde! Gefesselt seist Du, Fliege! ... Bleibe Du fern vom Pharao ... Lasse Dich nicht auf ihm nieder...“ und übertrage dadurch möglicherweise eine tödliche Krankheit auf den Herrscher. Besonders sicher gehen wollte ein Ägypter bezüglich seines Weiterlebens, da er Sprüche aus dem Totenbuch auf seine Mumienbinde schreiben ließ. Eher pragmatisch nehmen sich dazu die griechisch-demotische Verkaufsurkunde über einen Hausanteil oder die in Griechisch gehaltene Beschwerde ägyptischer Priester an einen Beamten in Alexandria aus. Stets ging es dabei um gegenseitiges Verstehen, ob von göttlicher oder weltlicher Hoheit an die Menschen Ägyptens, egal wer die Herrschaft und damit die Macht nicht nur der Worte innehatte.

Ein griechisch-demotisches Darlehen Papyrus, Griechisch © Österreichische Nationalbibliothek

Ein griechisch-demotisches Darlehen, Papyrus, Griechisch © Österreichische Nationalbibliothek

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