Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


ROCK UND BLUSE Liebe und die Unwichtigkeit des Alters

Jakob Maximilian, Irene Budischowsky © Thomas Koziol

Jakob Maximilian, Irene Budischowsky © Thomas Koziol

Worüber sich die Leut´ so Sorgen machen, wenn andere glücklich sind.

Was kann den beiden besseres passieren?! Er ist 32 Jahre alt, ein Rockmusiker, den der große Erfolg bisher gemieden hat, und der deswegen in einem Fitness-Studio sein Geld verdient. Dabei hat er sie kennengelernt, eine Frau, die, naja, nicht mehr ganz so jung ist, aber immer noch attraktiv genug, um dem Jüngling die Ohren schlackern zu lassen. Nach kurzer Phase scheuer Annäherung landen sie im Bett. Er darf ihre bestens konservierte Lebenserfahrung genießen und sie Nacht für Nacht unter den Zuwendungen eines unersättlichen Liebhabers erschauern. Um sie herum herrscht darob jedoch immense Aufregung. Da ist einmal Jürgen, der Ex von Bettina, so heißt die reife Dame. Ihn frisst die Eifersucht, die er fast glaubhaft in den Wunsch kleidet, wieder mit seiner Gattin vereint zu werden. Eine Kümmerin ist auch Dagmar, mit der Bettina die Boutique „Bluse“ betreibt.

Für sie sind Männer praktische Gebrauchsartikel, die den Frieden in ihrer vom Sexbedürfnis aufgewühlten Seele herstellen. Die größte Gefahr für das nicht ganz alltägliche Liebesverhältnis geht von Susanne aus. Sie ist die Tochter von Jürgen und Bettina und eine Studienkollegin von Oliver, den sie mit einem Fingerschnippen für sich zu kriegen glaubt. Es wird alles drangesetzt, Exfrau, Freundin und Mutter auf ihr physisches Alter aufmerksam zu machen und die in ihren Augen peinliche Affäre zu beenden.

 

Curth Flatow (1920-2011) hat aus dieser absolut nicht friktionsfreien Konstellation die Komödie „Rock und Bluse“ geformt. Regisseur Thomas Koziol hat sie im Theater Center Forum II als turbulente Begegnung all dieser grundverschiedenen Charaktere inszeniert. Es beginnt damit, dass Alois Frank als Jürgen grantelnd sein Hemdenfaltbrett aus der ehemalig gemeinsamen Wohnung abholen will und dort nicht Bettina, sondern den Jüngling Oliver antrifft.

Jakob Maximilian schwingt dabei virtuos den Wischmopp der Marke Swiffer, während am Bühnenrand seine E-Gitarre vergeblich auf ihren Einsatz wartet. Das Missverständnis nimmt seinen Lauf. Es folgt eine rührende Liebeserklärung und aus dem beflissenen Hausburschen wird umgehend der Lover von Bettina. Wer sonst als Irene Budischowsky könnte diese mit eleganter Weiblichkeit anziehende Frau spielen?! Man nimmt es ihr auf der Stelle ab, dass sich Oliver längst in sie verliebt hat, ohne sich um das jeweilige Geburtsdatum zu kümmern. Dagmar (Anita Kolbert) wäre allzu gern an ihrer Stelle, aber bei ihr stellen sich mehr und mehr Selbstzweifel ein, da ein Mann nach dem anderen sich von ihr verabschiedet. Susanne (Natascha Ties) wiederum muss einsehen, dass auch ein Outfit, das an Zudringlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt, Oliver nicht herumkriegen kann. Wenngleich dieses Stück Theater schon einige Jahre auf dem Buckel hat, es wirkt wie Bettina jung genug, um diese Problematik mit Humor und doch einer Portion Tiefgang über die Rampe zu bringen.

Natascha Ties (Susanne) © Thomas Koziol

Natascha Ties (Susanne) © Thomas Koziol

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