Kultur und Weindas beschauliche MagazinHier sind Sie richtig, Ensemble © Ulrich Öhlinger HIER SIND SIE RICHTIG, aber nur bei welcher der drei Damen?
Paris ist eine teure Stadt. Nicht alle haben das Geld, um sich eine entsprechende Wohnung leisten zu können. So leben die Malerin Jacqueline und die Pianistin Janine als Untermieterinnen bei der ehemaligen Primaballerina Georgette. Die drei späten Mädchen gehen sich dabei ordentlich auf die Nerven. Die Ölfarben der einen stinken zu laut und die Tonleiterübungen der anderen werden von den übrigen zweien als lästiges Geklimper wahrgenommen. Der für spritzige Boulevardkomödien bekannte französische Autor Marc Camoletti lässt jede der drei Frauen ein Zeitungsinserat aufgeben. Georgette sucht einen neuen Mieter, um Künstlerin und Musikerin endlich loszuwerden. Jacqueline braucht ein männliches Modell für ihr Gemälde „Festmahl des Spartacus“ und Janine will einen Schüler für den Klavierunterricht. Der Text in den Annoncen muss kurz gehalten sein, am besten mit Abkürzungen wie v.s.f., (z. B. Voraussetzung schöne Füße) die jeder Interessierte, so die Meinung der Inserentinnen, in ihrem Sinn sofort verstehen würde. Tatsächlich erscheinen prompt drei Männer, die allerdings an die jeweils falsche Dame geraten. Camoletti ist ein Meister der Sprache. In den sich daraufhin entspinnenden Dialogen bleibt das Wesentliche gekonnt ungesagt. Im Zuschauerraum weiß man natürlich, dass Spartacus keine Klavierstunden will, Bernard nicht als römischer Held und Jean weder als Untermieter noch als Modell angeläutet hat und trotzdem mit „Hier sind Sie richtig“ begrüßt wird.
Schauspielerin und Regisseurin Monika Schmatzberger hat den Text überarbeitet und die Komödie mit einem wackeren Ensemble für das Theater Center Forum II inszeniert. Sie selbst hat sich die Rolle der Georgette vorbehalten. Mit Johanna Rieger als zielstrebige Jacqueline und Scharmien Zandi, deren Janine vor dem ersten Griff in die Tasten auf eine theoretische Einführung großen Wert legt, geht es den drei Burschen an die Wäsche. Spartacus Sandro Swoboda muss genauso wie Bernard (Andreas Wutte) und Jean (David Stöckl) die Hosen herunterlassen. Geb´n se dem Mann am Klavier noch en Bier, hat schon Paul Kuhn gesungen. Gabor Rivo als Pianist auf der Bühne verkürzt sich damit die Wartezeit zwischen seinen Einlagen, bei denen unter anderem ganz nach Édith Piaf „Nichts bereut“ wird. Es wäre nicht Frankreich ohne laszive Zweideutigkeiten, aber keine Angst vor roten Ohren. Dank allgemeiner Anständigkeit der Beteiligten bleibt das Publikum weitergehend von Unmoral verschont und darf sich ungeniert an Wortwitz und Situationskomik amüsieren. GIN ROMMÉ Ein lausiger Verlierer am Kartentisch Den Rest seiner Lebenszeit gedenkt der rüstige Weller mit Patiencen auszufüllen. Was sollte er auch anderes in dieser Seniorenresidenz anfangen?! Das gebotene Unterhaltungsprogramm ist zwar gut gemeint, aber für ihn ein Gräuel. Als eines Tages die schüchterne Fonsia auftaucht, kann er sie zu einer Partie Gin Rommé überreden. Obgleich sie beteuert, das Spiel noch nicht zu kennen, wird sie zur Seriensiegerin. Damit kann sich Weller freilich nicht abfinden. Er ist ein schlechter Verlierer, der in seinem Jammer völlig übersieht, dass beide ihre Last aus der Vergangenheit zu tragen haben. Sie bekommen keine Besuche, da sich die Nachkommenschaft distanziert hat, und sie wurden von einem unerbittlichen Schicksal in dieses zweitklassige Etablissement verbannt.
An sich klingt dieser Stoff alles andere als lustig, doch der US-Dramatiker Donald E. Coburn hat es geschafft, dazu eine hinreißende und in die Tiefe gehende Komödie zu schreiben. Dass man über die beiden Loser schmunzeln, stellenweise sogar lachen darf, ist letztlich aber das Verdienst von Doris Weiner und Johannes Terne, die diese grundverschiedenen Charaktere spürbar authentisch und mit einem befreienden Ventil ins Komische darstellen. „Krankenschwester“ Doris Happel hat „Gin Rommé“ für das Theater Center Forum inszeniert; auf einfache, aber wirkungsvolle Weise.
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