Kultur und Weindas beschauliche Magazin![]() Auguste und Louis Lumière Armspangen © ALBERTINA, Wien – Dauerleihgabe der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt TRUE COLORS Von Schwarz-Weiß zu den Farben im Foto
Kaum war die Photographie erfunden und es erstmals in der Geschichte der Menschheit möglich, ein Abbild unserer Welt ohne Leinwand und Pinsel zu schaffen, waren deren Erfinder bereits unzufrieden. Eigentlich unbegreiflich ob der Sensation, die sich mit der knapp davor entwickelten Dampfmaschine und der aufkommenden Elektrizität durchaus auf eine Stufe stellen konnte. Doch der Daguerreotypie fehlte ein wesentliches Element, das jedes Gemälde selbstverständlich aufwies. Die aufwändig produzierten Abzüge waren grau, zwar in vielen Abstufungen, aber im Endeffekt doch nur Schwarz-Weiß. Was blieb den Photographen anderes übrig, als mit geübter Hand nachzuhelfen und die vom Licht vorgezeichneten „Skizzen“ zu kolorieren und so zumindest den Eindruck einer natürlichen Farbigkeit zu erzielen. An dieser Stelle, also Mitte des 19. Jahrhunderts, setzt die von Dr. Anna Hanreich & Dr. Astrid Mahler mit einer Fülle an Wissenswertem gestaltete Ausstellung „TRUE COLORS. Farbe in der Fotografie von 1849 bis 1955“ (bis 21. April 2025 in der Albertina Modern) ein. Zur Verfügung standen den beiden Kuratorinnen die reichhaltigen Bestände der Fotosammlung des Hauses, die vor allem im historischen Teil auf einer Dauerleihgabe, der Sammlung der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt, beruhen. Am Anfang trifft man Porträts, die sich seinerzeit großer Beliebtheit erfreuten, waren sie doch wesentlich günstiger und vor allem schneller anzufertigen als die in langen Sitzungen auf der Staffelei des Meisters entstandenen Miniaturgemälde. Im Weitergehen trifft man auf Begriffe wie orthochromatische Negativplatten oder das Interferenzfarbverfahren, die in den Wandtexten ausführlich erklärt werden und so zu einer erquicklichen Erweiterung des Allgemeinwissens führen. Die Ergebnisse sind bereits beeindruckend, vor allem in der Haltbarkeit der kräftigen Farben, wenn man bedenkt dass diese Bilder um 1900 entstanden sind.
Erwin Wurm, Die Retrosepktive zum 70. Geburtstag, Ausstellungsansicht ERWIN WURM und die Logik im Paradoxen & Absurden
Für Interpretationen seiner Werke ist Erwin Wurm nicht verantwortlich. Nicht selten ist natürlich Provokation, die dem Universum seiner schrägen Ideen immanent ist und manches darf einfach mit einem Lächeln quittiert werden; was natürlich nicht heißt, dass seine Kunst nicht ernst zu nehmen ist. Erwin Wurm ist ein Meister der Verunsicherung, der freundlich einlädt, sich mit dem Unverständlichen einzulassen. Dahinter steht gewissenhafte Kunstfertigkeit, beispielsweise bei den One Minute Sculptures, für die das Modell eine Minute lang eine penibel choreographierte Pose im Zusammenspiel mit einem Gegenstand einzunehmen hat. Oder in den bewusst gewählten Details im beengten Narrow House im Gegensatz zum lackglänzenden Fat Car, das sich vordergründig als Symbol von Gier und Angeberei präsentiert. Bevor Wurm aber mit der sozialen Predigt anhebt, reißt er seine eigene Bedeutung vom Sockel, indem er sich als naturalistisch geformtes Gurkerl porträtiert, das in der Vervielfältigung zum Running Gag einer möglichen Sicht auf die Gesellschaft wird. Aber wie gesagt, alles ist offen, jede Ansicht ist erlaubt und Spaß an seinem künstlerischen Output nahezu Pflicht.
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