Kultur und Weindas beschauliche MagazinDamien Hirst, Two Similar Swimming Forms in Endless Flight/Motion, 1993 DAMIEN HIRST DRAWINGS Gedankenskizzen über das Papier hinaus
Bekannt geworden ist der Brite mit präparierten Tieren. Damien Hirst ließ einen toten Tigerhai in Formaldehyd schwimmen und verpasste dem Werk den tief philosophisch anmutenden Titel „The Physical Impossibility of Death in the Mind of Someone Living“, auf Deutsch in etwa „Die physische Unmöglichkeit des Todes in der Vorstellung eines Lebenden“. Den internationalen Durchbruch brachte das von der Herde getrennte Schaf (Away from the Flock), nicht zuletzt weil es von einem Besucher sabotiert wurde. Mit „For the Love of God“ wurden auch kunstferne Menschen erreicht, denn der mit 8601 Diamanten besetzte Totenschädel aus Platin lässt kaum jemanden unberührt. Kein Wunder, dass es sich dabei, allein schon vom Materialwert her, um eines der teuersten Objekte zeitgenössischer Kunst handelt.
Der Künstler sprüht vor unkonventionellen Ideen, die allesamt in einer „Gedankenskizze“ ihren Ausgang genommen haben. Es sind Zeichnungen, die er selbst als wichtigen Teil seiner künstlerischen Praxis betrachtet, mehr noch: Sie sind der Urgrund seiner Kreativität, da sie ihn schon von Klein auf begleitet haben. Er bedauert, dass Kinder irgendwann die Farbstifte weglegen und Bankmanager, Polizisten oder etwas anderes werden. Mit der von ihm 1994 entwickelten Spin-Machine verleitet Hirst nun die Erwachsenen, ihre eigenen Zeichnungen zu erstellen. Aus Beobachtern der Kunst werden damit selbst Kunstschaffende, die am eigenen Leib die Faszination des kreativen Prozesses erleben. Auch in der Ausstellung „Damien Hirst Drawings“ (bis 12. Oktober 2025) darf man an der Zeichenmaschine Hand anlegen und sein eigenes Werk schaffen. Große Vorbilder hängen an den Wänden. Zum Teil handelt es sich um Zeichnungen, die das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden. Der zeitliche Bogen spannt sich von frühen Arbeiten ab den 1980er-Jahren bis herauf zu aktuellen Werken. In der Weite der Räume finden sich zudem dreidimensionale Ikonen wie das Schaf, zwei Haie, das rote Kaninchen mit Farbpalette als Selbstporträt und ein beeindruckendes Schiffsmodell. Bei entsprechender Nähe sind im offenen Bauch des Seglers allerhand antike Artefakte zu erkennen. Erzählt wird damit die Geschichte des legendären Schiffs Apistos (altgriechisch: unglaublich, ungläubig), das vor rund 2000 Jahren mit den Schätzen seines Besitzers Cif Amotan II. gesunken ist.
REMIX, Ausstellungsansicht REMIX Rheinlands Kunst aus zwei Sammlungen
Hagen hat den grausamen Kampf um den Schatz des Nibelungen erstaunlich pragmatisch beendet. Er hat das Rheingold wieder dorthin zurück gekippt, wo es Alberich einst den Rheintöchtern abgeluchst hat. Der güld´ne Schimmer strahlt bis heute aus traulicher Tiefe, wie in den rheinländischen Kunstzentren Köln und Düsseldorf. Mit Fug und Recht werden sie als Keimzelle einer Avantgarde von internationaler Bedeutung bezeichnet. Eugen Viehof, Gründer von Allkauf, hat nicht nur die wirtschaftlichen Vorteile eines Selbstbedienungs-Großmarktes bereits in den frühen 1960er-Jahren, sondern auch das künstlerische Potential des Rheinlandes erkannt. Es wurde eine stattliche Sammlung angelegt, die mittlerweile 1.400 Arbeiten umfasst. Das Besondere daran: Künstlerinnen und Künstler mussten einen Bezug zum Rheinland haben. Wenn sie nicht dort geboren waren, dort arbeiteten oder studiert hatten, ließen sich bei entsprechender Wichtigkeit mit einiger Fantasie auch andere Beziehungen herstellen. Ein treffendes Beispiel ist Georg Baselitz, der kurzerhand zum Wahl-Rheinländer erklärt wurde. Ihm ist letztlich auch die Verbindung der Sammlung Viehof zur Albertina zu verdanken. Beim Verkauf von Schlüsselwerken (Papierarbeiten, Großgemälde) sprach Baselitz den Wunsch aus, das Geschäft mit einer Dauerleihgabe an die Albertina, dem Museum für Kunst auf Papier schlechthin, zu verbinden. Mit der Ausstellung „REMIX. Von Gerhard Richter bis Katharina Grosse“ (bis 7. September 2025) wurde ganz nach dem Vorbild der Tonstudios Kunst der Sammlung Viehof und der Albertina neu abgemischt und lädt in wahrhaft großzügiger Präsentation zu einer Augeweide in Ideen, Farben und Begegnungen mit dem Who´s Who zeitgenössischer Kunst ein: z. B. Sigmar Polke, Martin Kippenberger, Rosemarie Trockel oder Charline von Heyl. Auffällig sind die vorherrschenden Großformate, in Wien despektierlich „Pletschen“ genannt.
Wandtext zur Ausstellung REMIX mit Werk von Karin Kneffel Statistik |