Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Eva Beresin, Thick Air, Ausstellungsansicht

Eva Beresin, Thick Air, Ausstellungsansicht

EVA BERESIN Der Witz von grauslicher Schönheit

Eva Beresin, Thick Air, Ausstellungsansicht

Eva Beresin, Thick Air, Ausstellungsansicht

Dicke Luft zwischen den 13 Frauen beim Letzten Abendmahl

Es tut sich was auf den riesigen Formaten, zum Teil richtigen Wimmelbildern, in denen sich der Blick verlieren könnte, würde er nicht brüsk zurückgestoßen. Was er auffängt, ist unangenehm oder, um es rund herauszusagen, hässlich. Das betrifft sowohl die Inhalte als auch die Maltechnik, die auf jede Delikatesse verzichtet. Aber genau so will es Eva Beresin, die in ihren Werken das Fantastische mit dem Schrecklichen vermählt. Die 1955 in Ungarn geborene Künstlerin lebt und arbeitet in Wien und ist in Galeriekreisen bereits ein Begriff. Sie ist Jüdin, die einen Teil ihrer Familie im Holocaust verloren hat. Diese Erfahrung entdeckte sich ihr aber erst 2007 beim Lesen der Tagebücher ihrer Mutter, die der Shoa entkommen war. Bis dahin hatte niemand in ihrer Umgebung davon gesprochen. Ihr Stil war aber schon geboren, hatte sich scheinbar aus dem Unbewussten heraus entwickelt und treibt das Unerträgliche, das Traumatische und des Existenzielle auf Gemälde und in plastische Formen.

Eva Beresin Under My Skin, 2022, ALBERTINA Wien

Eva Beresin: Under My Skin, 2022, ALBERTINA Wien – Erwerbung aus Mitteln der Galerienförderung des BMKÖS 2022 © Eva Beresin Foto: Peter M. Mayr

Eva Beresin Puppies Are Gonna Be Dogs, 2022, Privatsammlung © Eva Beresin

Eva Beresin: Puppies Are Gonna Be Dogs, 2022, Privatsammlung © Eva Beresin

Ich liebe das Gefühl, mich auf der Leinwand zu verausgaben, zu entleeren und zu entladen“, ist in ihren Worten die Methode, um durch Entblößung die Schamgrenzen zu überwinden. Dabei blitzt in manchen Details eine gute Portion Humor auf. In „The Seven Spiritual Laws of Success“ hat Eva Beresin ihre Sicht auf das Letzte Abendmahl aufgearbeitet. Dreizehn Frauen sitzen in ähnlicher Anordnung wie bei Leonardo da Vinci an einer Tafel und haben offenbar ausgiebig gespeist. Doch es herrscht zwischen den Damen dicke Luft. Mit der Verdauung will es nicht so recht klappen.

Also wird Iberogast gereicht, dessen Tropfen verlässlich bei Magen- und Darmbeschwerden helfen. Derlei gesellschaftliche Spannungen sind auch der tiefere Sinn des Titels „Thick Air“, der mit „Alter Ego“, „Under My Skin“ und „A Handful of Concrete...“ der Ausstellung (bis 15. September 2024 in der Pfeilerhalle) eine grobe Struktur gibt. Man begegnet Mäusen mit Menschengesichtern, umgekehrt auch Menschen, die deutlich animalische Züge tragen. Dieser grotesken Welt entsprungen sind die dreidimensionalen Objekte, die wiederum anregen, ihre Modelle in den Bildern zu suchen. Finden wird man stets die Künstlerin selbst. Ihr Bekenntnis „Ich bin das Bild und das Bild bin ich“ nimmt sich biblisch dogmatisch aus. Beresin identifiziert sich tatsächlich ohne jede Eitelkeit mit den von ihr geschaffenen seltsamen Gestalten weit über das Selbstporträt hinaus, ganz gegen ihre eher bescheidene Natur als nackte Frau mit grellroten Lippen und lackierten Nägeln, dennoch bar aller sinnlichen Erotik, eher als Mülltonne, auf der bereits ein Aasgeier Platz genommen hat.

Eva Beresin: A Look in the Mirror, 2020,  Privatsammlung, Wien © Eva Beresin Foto: Peter M. Mayr

Eva Beresin: A Look in the Mirror, 2020, Privatsammlung, Wien © Eva Beresin Foto: Peter M. Mayr

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