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Gottfried Helnwein, Ausstellungansicht

Gottfried Helnwein, Ausstellungansicht

GOTTFRIED HELNWEIN Beängstigende Realität des Bösen

Gottfried Helnwein The Disasters of War 49, 2016  © Dauerleihgabe von Gottfried und Renate Helnwein

ottfried Helnwein The Disasters of War 49, 2016, ALBERTINA, Wien © Dauerleihgabe von Gottfried und Renate Helnwein

Wenn sich Mickey Mouse und Hitler über verletzte Kinder amüsieren...

Am 8. Oktober dieses Jahres wurde Gottfried Helnwein 75 Jahre. Über diese ganze Zeit ist dem Künstler jedoch das Kind erhalten geblieben, das seine Fantasien mit leichter Hand in die Wirklichkeit übertragen kann. Er selbst sieht es sogar als eine wesentliche Vorsetzung für das Kunstschaffen. Seine Methode ist der Hyperrealismus, eine Technik, die seine Werke unverkennbar macht. Es ist sein Blick über das Tatsächliche hinaus, den er mit den Betrachtern seiner Gemälde im Verhältnis 50:50 teilen will. Zugegeben, es ist nicht angenehm, in die Gedankenwelt von Helnwein zu folgen. Angst machende Sujets dominieren: Zynisch freundliche Darstellungen grässlicher Menschen wie die Nazis, Kinder mit blutenden Köpfen oder die lodernden Flammen einer Explosion, denen ein Mangamädchen mit schreckgeweiteten Augen zu entkommen versucht.

Gottfried Helnwein, Epiphany © Gottfried Helnwein | Bildrecht Wien, 2023

Gottfried Helnwein, Epiphany 1 (The Adoration of the Magi 3), 2013 ALBERTINA, Wien | Dauerleihgabe von Gottfried und Renate Helnwein © Gottfried Helnwein | Bildrecht Wien, 2023

Gottfried Helnwein Pink Mouse 2, 2016, ALBERTINA, Wien © Gottfried Helnwein | Bildrecht Wien, 2023

Gottfried Helnwein Pink Mouse 2, 2016, ALBERTINA, Wien © Gottfried Helnwein | Bildrecht Wien, 2023

Bis 11. Februar 2024 sind in der Albertina Werke aus den letzten drei Jahrzehnten zu erleben. Die Bilder sind immer nach einer fotografischen Vorlage entstanden, die jedoch nicht nur perfekt in Öl und Acryl auf Leinwand abgemalt wurde, sondern durch die Auswahl der Palette, teils monochrom, andere wieder in glühenden Farben ihre eigene, neue Welt erschaffen. Nicht zuletzt aufgrund des großen Formates sind diese heilsam provozierenden Botschaften nicht zu übersehen. Bis heute schockieren die Darstellungen von Schmerz, Verletzung und Gewalt. Stellvertretend für die Opfer dieser Übel steht das wehrlose Kind. Es scheint wie einem Albtraum entrissen.

Dieser endet allerdings nicht mit dem Aufwachen, sondern ist peinigender Teil von dessen Leben. Comic-Figuren wie Donald Duck oder Mickey Mouse haben ihre Spaßigkeit verloren, wenn sie bedrohlich grinsend mit Verbrechern des Dritten Reiches zu kollaborieren scheinen oder als nächtliche Schreckgestalten am Bett des Kindes erscheinen. Mädchen werden zu schießenden Kindersoldaten, die in „The Disasters of War“ (Die Schrecken des Krieges, wie sie schon Goya angeprangert hat) zu Hauptdarstellern zeitloser Gräuel werden. Er bringt damit zusammen, was nach unserer Erfahrung nicht zusammengehört und so den Schrecken verursacht, der von seinen Bildern ausgeht. Gottfried Helnwein selbst hat dazu klare Worte gefunden: „Ich will mit meiner Arbeit Bereiche ansprechen, über die die Gesellschaft so gerne hinweggeht. Ich will Dinge sichtbar machen, die die Menschen lieber verdrängen und unsichtbar lassen würde. Ich will sie dazu verführen, diese Dinge anzusehen.

Gottfried Helnwein Righteous Man II, 1999, Privatsammlung © Gottfried Helnwein | Bildr. Wien 2023

Gottfried Helnwein Righteous Man II, 1999, Privatsammlung © Gottfried Helnwein | Bildrecht Wien, 2023

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