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Dramatische Zeitreise im Winterpalais des Prinzen Eugen

Der Zorn der Eleonore Batthyány  Foto: Natascha Unkart, © Belvedere, Wien

Wenn Eleonore Batthyány zornig ist, dann kommt einiges zur Sprache

Prinz Eugen ist kein Unbekannter. Man weiß von seinen militärischen Erfolgen, von seiner Leidenschaft für Kunst und Naturwissenschaften und man kennt seine Schlösser, angefangen vom Belvedere über Schlosshof bis zum Winterpalais in der Himmelpfortgasse im Zentrum von Wien. Über sein Verhältnis zu Frauen schweigt sich die Geschichte jedoch aus. Er war ein Feldherr, dem seine Soldaten näher standen als die feinen Damen der Gesellschaft. Bekannt ist lediglich die Beziehung zu einer einzigen Frau und sogar bei dieser Liaison ist unklar, wie weit dieses Verhältnis gegangen ist. Mit Sicherheit war Eleonore Gräfin Batthyány die Lebensgefährtin von Prinz Eugen und wahrscheinlich seine platonisch Geliebte. Sie spielte Nächte durch mit ihm Karten und war bei solchen Gelegenheiten gleichzeitig treue Ratgeberin.

Ernst Rietschel. Eleonore Gräfin von Batthyány in ung. Tracht  © Fürst L.P. Batthyány-Strattmann

Als böse Zungen behaupteten, eigentlich sei sie die heimliche Herrscherin des Reiches, und das Gerücht in die Welt gesetzt wurde, Prinz Eugen schmiede „dunkle Pläne“ gegen den Kaiser, kam es 1719 zur entscheidenden Aussprache zwischen dem ruhmreichen Feldherrn und Kaiser Karl VI.

Erwin Riess, Foto: Ouriel Morgensztern © Belvedere, Wien

Genau in diesem Moment setzt der Monolog „Der Zorn der Eleonore Batthyány“ ein. Prinz Eugen geht alleine zum Kaiser, ohne seine Beraterin. Was für einen Strategen durchaus nachvollziehbar ist, bringt die kluge Frau an der Seite des Prinzen in Rage. Sie ist zutiefst gekränkt. „Ich kündige, mon cher!“ droht Eleonore Batthyány gleich zu Beginn. Sie ist eine Frau, die mit Selbstständigkeit und Intelligenz ihrer Zeit weit voraus war. Vielleicht genau deswegen hat sie die Nähe zum Größten gesucht.

Weder Karl VI, in ihren Augen ein Kretin, noch der frühreife Joseph I., der mit 15 schon vierfacher Vater war, kommen gut weg. Für den Worst Case, für die drohende Vertreibung des Prinzen, schmiedet sie Pläne, wobei ihr Ungarn als Exil vorschwebt und man ist sich sicher, dass sie mit Prinz Eugen mitgehen würde. Über seine sexuellen Vorlieben kann sie hinwegsehen und nimmt es ihrem Lebensmenschen nicht übel, dass ihm während seiner Feldzüge Generalstabshintern gute Dienste geleistet haben.

Johanna Orsini-Rosenberg, Foto: Natascha Unkart © Belvedere, Wien

Der Autor Erwin Riess hat für sein Stück eine Stunde vorgesehen, eine Stunde, in der sich die Zukunft von Prinz Eugen entscheiden wird. Jedenfalls bleibt Zeit genug, die Überlegungen der Eleonore Batthyány als Geschichtsstunde mit tiefen Blicken auf die Habsburger, auf deren Politik, aber auch auf das Verhältnis der beiden Menschen Eugen und Eleonore zueinander aufzuarbeiten. Riess macht mutig klar, dass es zwischen der schönen Eleonore Batthyány und dem äußerlich wenig anziehenden Prinz Eugen auch Sex gegeben hat.

 

Noch deutlicher wird in diesem Punkt die Schauspielerin Johanna Orsini-Rosenberg. Man glaubt ihr die Jahre, die sie mit dem Prinzen gelebt hat, und man spürt die körperliche Liebe, die diese Frau mit ihm verbindet. Sie fesselt diese Stunde lang das Publikum mit ihrem Ärger. Eine große Hilfe sind das Winterpalais des Prinzen Eugen und die stummen Zeugen auf den Bildern des bedeutenden Barockmalers Martin van Meytens, die derzeit als Sonderausstellung die Wände zieren.

Nicht zuletzt durch die Regie von Karl Baratta und einem traumhaften Kostüm von Clarisse Praun-Maylunas verschmilzt Orsini-Rosenberg als hadernde Gräfin mit dem Ambiente des Raumes, in dem einst Prinz Eugen selbst zumindest seine Aufenthalte in der kalten Jahreszeit verbracht hat – übrigens auch nach der Aussprache mit Kaiser Karl VI., der ihn voll und ganz rehabilitiert und die Intriganten ihrer gerechten Strafe zugeführt hat.

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