Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Alles in Arbeit, Ausstellungsansicht

Alles in Arbeit, Ausstellungsansicht

ALLES IN ARBEIT Dasein zwischen Mühsal und Erfüllung

Alles in Arbeit, Ausstellungsansicht

Alles in Arbeit, Ausstellungsansicht

Ein Thema, das alle betrifft, in seinen vielen Facetten museal aufbereitet

„Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen“ heißt es in Genesis 3,19. Ausgesprochen wurde diese Forderung ausgerechnet bei der Vertreibung aus dem Paradies. Gemeint ist die Arbeit, die uns seit dem Sündenfall auferlegt ist, um unser Dasein zu bestreiten. Aber war das Leben ohne sie tatsächlich so paradiesisch? Denn ein islamisches Sprichwort sagt deutlich: „Wenn Allah dich liebt, gibt er dir Arbeit.“ Wahrscheinlich kommt es auf die Perspektive an, von der aus Arbeit betrachtet und erlebt wird, um der einen oder der anderen Seite Recht zu geben. Fragen und Antworten darauf gibt es an einer Stelle, die schon von ihrer Ausrichtung her dem Himmel näher steht als andere ähnlich gelagerte Institutionen. Das Dom Museum Wien lädt mit dem Titel „Alles in Arbeit“ (bis 30. August 2026) zu Reflexionen darüber ein, was dieser Begriff für den einzelnen Menschen bedeuten kann. Hilfestellung gibt es dazu von der Kunst, die mit zahlreichen Werken ein gedeihliches Nachdenken anregt und zu neuen Erkenntnissen inspiriert.

Iris Andraschek, Fortsetzung der Arbeiten vom Vortage

Iris Andraschek, Fortsetzung der Arbeiten vom Vortage

Lili Réthi, Hochofenarbeiter, 1924 © ungeklärt, Foto: Kunstsammlung und Archiv

Lili Réthi, Hochofenarbeiter, 1924 © ungeklärt, Foto: Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst, Inv. Nr. 7178

Gestaltet wurde die Schau von Museumsdirektorin Johanna Schwanberg gemeinsam mit Vanessa Müller. Die beiden Frauen haben Wert darauf gelegt, nicht eine chronologische Geschichte zu erzählen. Vielmehr haben sie sich dem Thema über diverse Zugänge genähert; auch über die Politik und soziale Aspekte. Gerade unsere Stadt war mit dem Roten Wien eine Bastion der Arbeiterschaft, die mit der Kirche so ihre Probleme hatte. Diese scheinbar unüberwindliche Frontstellung ist mittlerweile Geschichte. Ein gutes Beispiel ist die raumfüllende Installation der Künstlerin Iris Andraschek. In „Fortsetzung der Arbeiten vom Vortage“ zeigen Tafeln den Beginn des Wiederaufbaus des in den letzten Kriegstagen zerstörten Stephansdoms, der von der gesamten Bevölkerung, egal welcher parteimäßigen Ausrichtung, fleißig mitgetragen wurde.

Der Bogen, der sich beginnend beim Stiegenaufgang und der Otto Mauer Contemporary mit Objekten und Infotafeln bis zu Interventionen in der ständigen Schausammlung spannt, reicht vom Mittealter bis in die Gegenwart. Die Madonna aus Thernberg stammt von 1390, Statistiken über erwerbslose Frauen und Männer von Otto Neurath aus den 1920er-Jahren und die kunstvollen „Hilfslinien“ zum Zuzug von Arbeitskräften nach Wien wurden von Tine Fetz 2025 gezeichnet. Sie ist eine der in deutlicher Überzahl vertretenen Künstlerinnen, die wie Tabita Arnold oder Luzia Margan die weibliche Seite der täglichen Erwerbsbeschäftigung deutlich machen. Dass durchaus auch Männer davon betroffen sind, wird mit der Wahl des geschlechtsneutralen Bildes „Bauarbeiter und Bauarbeiterin“ (1984) von Norbert Wagenbrett für Plakat und Cover des Katalogs zugestanden. Als Vertreter für Adam und Eva scheinen Hacklerin und Hackler gar nicht glücklich über die ihnen zugeteilte Tätigkeit zu sein. Trotzdem verlässt man diese Schau mit dem Gefühl, dass man ohne Arbeit auch nicht froh wäre, egal ob schweißtreibend notwendig oder seligmachend kreativ, hoch bezahlt oder ehrenamtlich erledigt, jedenfalls aber nützlich für einen selbst und die anderen.

Kiluanji Kia Henda, The Merchant of Venice, 2010 © Foto: Courtesy the Artist and Galleria Fonti

Kiluanji Kia Henda, The Merchant of Venice, 2010 © Foto: Courtesy the Artist and Galleria Fonti, Naples

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