Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Alexander Jagsch mit Präzisionsgewehr © Andreas Tischler

Alexander Jagsch mit Präzisionsgewehr © Andreas Tischler

DIE NERVENSÄGE Lachen über den verhinderten „Schakal“

Die Nervensäge, Ensemble © Andreas Tischler

Die Nervensäge, Ensemble © Andreas Tischler

Eine Komödie, in der Humour noir vom Slapstick genial entschärft wird.

Zufällig war es das gleiche Jahr, 1973, in dem die beiden Filme „Der Schakal“ und „Die Filzlaus“ in die Kinos gekommen sind. In dem einen Fall verschanzt sich Edward Fox in einer Dachgeschosswohnung und scheitert an einem Attentat an General de Gaulle. Im anderen Streifen bezieht Lino Ventura als Profikiller Ralph Milan mit einem Präzisionsgewehr Stellung in einem Hotel gegenüber dem Justizpalast, um den wichtigsten Zeugen eines Prozesses auszuschalten. Aus diesem Movie Plot mit dem Originaltitel „L´Emmerdeur“ (Der Schmerz im Arsch) wurde aus der im Deutschen eher verfänglichen „Die Filzlaus“ eine Komödie namens „Die Nervensäge“. Dass der geplante Anschlag nicht gelingt, steht von vornherein fest; wäre auch nicht so lustig. Bei Autor Francis Veber wird aus dem Berufsverbrecher ein Lebensretter, der sich bis zuletzt nicht gegen die Dankbarkeit des Geretteten zur Wehr setzen kann. Einen wesentlichen Beitrag trägt das personelle, durchwegs komische Umfeld bei, mit einem ungeniert die Hand aufhaltenden Hotelpagen, einem leicht vertrottelten Polizisten, einem irren Nervenarzt und dessen nunmehriger Freundin, der Ex des verhinderten Selbstmörders.

Michael Duregger, Gregor Seberg © Andreas Tischler

Michael Duregger, Gregor Seberg © Andreas Tischler

Alexander Jagsch, Robert Kolar, Gregor Seberg, Kristina Sprenger © Andreas Tischler

Alexander Jagsch, Robert Kolar, Gregor Seberg, Kristina Sprenger © Andreas Tischler

Für die Festspiele Berndorf ist „Die Nervensäge“ ein Erfolgsgarant. Intendantin Kristina Sprenger hat bewusst auf leichte Kost gesetzt, auf Sommertheater, das unbeschwerte Unterhaltung bietet. Klar, dass sie, die leidenschaftliche Komödiantin, selbst die Rolle der in Liebesdingen eher unzuverlässigen Louise übernimmt. Zwischen den beiden Männern François Pignon, einem erfolglosen Fotografen (Gregor Seberg), und dem smarten Doktor Wolf (Robert Kolar) scheint die Entscheidung gefallen zu sein. Nicht einmal ein Suizidversuch von François kann ihr Herz erweichen. Anders der Zimmernachbar im Hotel (von Luis Graninger richtig schön kitschig tapezierte Räume mit Verbindungstür). Ralph wird auf den Jammer aufmerksam. Alexander Jagsch als cooler Killer kann derlei Störungen überhaupt nicht brauchen, also überredet er den verzweifeelten François, von jeder Form von Selbstmord Abstand zu nehmen. Er hat nicht mit dessen Dankbarkeit gerechnet, die seine mörderischen Pläne ins Wanken bringt.

Eine turbulente Handlung ist garantiert, mit einem stets im unrechten Moment auftauchenden Hotelpagen, dem Michael Duregger sehenswerte Lästigkeit angedeihen lässt, und dem Polizisten (Max Konrad), der sich bereits vor dem Vorhang dem amüsierten Publikum in aller Eitelkeit als Moderator präsentiert. Das Rad ins lustige Rollen bringt Robert Kolar als geschäftiger Dr. Wolf. Er verabreicht dem Falschen eine Beruhigungsspritze und verhilft damit Alexander Jagsch dazu, als sedierter und anschließend wieder erweckter Ralph ein umwerfend komisches Bewegungsrepertoire auszuspielen. Für Spannung in diesem Thriller menschlicher Unzulänglichkeiten sorgt Wolfi Rainer am Schlagzeug, mit dem mehr als nur getrommelt wird. Erstaunlich, was sich auf diesem Instrument alles an interessanten Geräuschen erzeugen lässt. Regisseurin Susi Weber war das vorgeschriebene Happy End offenbar zu wenig. Sie setzte noch ein Puppenspiel drauf und eine etwas zu lange geratene Erklärung zur Zukunft der Protagonisten. Aber was soll´s? Boulevard vom Feinsten war zu erleben, mit einem Ensemble, das wahre Lachstürme garantiert.

Max Konrad, Alexander Jagsch © Andreas Tischler

Max Konrad, Alexander Jagsch © Andreas Tischler

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