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Ruhe, wir drehen! Ensemble @ Gloria Theater

Ruhe, wir drehen! Ensemble @ Gloria Theater

RUHE, WIR DREHEN! und lassen dabei die Diva lustig sterben.

Michelle Härle, Gerald Pichowetz © Gloria Theater

Michelle Härle, Gerald Pichowetz © Gloria Theater

Das Theater wird zum Filmset und die Zuschauer sind die Komparsen.

In diesem Streifen geht es um das gewaltsame Ableben einer Diva. In der zentralen Szene soll sie von ihrem eifersüchtigen Ehemnn erschossen werden. Der Regisseur (Gerald Pichowetz als Franz) hat jedoch seine liebe Not mit den Darstellern und den anderen Beteiligten, die sich bei derlei Unternehmungen im Studio herumtreiben. Der Bühnenarbeiter (Markian Kovalko) bedient sich lieber am Büffet als sich um die Ausstattung zu kümmern. Teresa (Chiara Larson) soll für die Maske sorgen, versteht aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse aber kein Wort. Engagiert wurde sie von der reschen Aufnahmeleiterin Gigi (Elisabeth Osterberger), die ihre Intimfreundin immer ganz nahe bei sich haben will. Für Oliver, dem Regieassistenten, ist das Megaphon der natürliche Gegner, da aus dem Schalltrichter nur unverständliches Gequake tönt. Paul Graf hat in dieser Funktion noch die private Rolle als Rivale des Chefs zu erfüllen. Zwischen ihnen steht das impulsive Starlett Lola. Michelle Härle hat´s drauf, die Männer um den Finger zu wickeln und erforderlichenfalls wieder abzustreifen; Hauptsache, sie bekommt die Hauptrolle im nächsten Film.

Angelika Zoidl, Franz Josef Danner © Gloria Theater

Angelika Zoidl, Franz Josef Danner © Gloria Theater

Michelle Härle, Paul Graf © Gloria Theater

Michelle Härle, Paul Graf © Gloria Theater

Gedreht wird im Gloria Theater, wo Leo Maria Bauer als realer Regisseur seine Aufgabe erfüllt hat und im filmgerechten Bühnenbild von Robert Notsch das wirklichkeitsnahe Tohuwabohu eines Drehtages für das Publikum zum Vergnügen und vor allem zum Mitmachen inszeniert hat.

So verwundert es, dass niemand aufsteht und an der Kassa die Gage für den Einsatz als Komparse begehrt. Erdacht wurde „Ruhe, wir drehen!“ von Gérald Sibleyras & Patrick Haudecœur und ins Deutsche übertragen von Dieter Hallervorden. An Pointen und Gelegenheit zum Lachen gibt es also keinen Mangel. Getragen wird die Handlung von Angelika Zoidl, die als Diva Christiane nicht nur die souveräne Schauspielerin gibt, sie hat in dieser Produktion auch Geld und Fäden fest in der Hand. Sie schafft es locker, ihren spielsüchtigen Gemahl André (Franz Mifkovic) loszuwerden und mit großem Ausdruck in die Arme von Arnulf, einem zufällig ausgewählten Herren aus dem Publikum (Christian Rovny) wie tot zu sinken. Auf den männlichen Helden hätte man beinahe vergessen. Franz Josef Danner ist als Philipp ein hinreißend eitler Geck, dessen größtes Problem darin besteht, die anderen zu überstrahlen, obwohl er ständig übersehen wird. Und er ist ehrgeizig, denn für eine einträgliche Rolle wäre sogar ein Mord auf offener Szene für ihn das geringste Problem.

Chiara Larson, Elisabeth Osterberger © Gloria Theater

Chiara Larson, Elisabeth Osterberger © Gloria Theater

Scherz beiseite, Ensemble © Gloria Theater

Scheerz beiseite, Ensemble im Salon © Gloria Theater

SCHERZ BEISEITE Ein seltsamer Fall für Miss Marple

Jazz Gitti, Gerald Pichowetz © Gloria Theater

Jazz Gitti, Gerald Pichowetz © Gloria Theater

Eine Komödie von Krimiautorin Agatha Christie

Gerald Pichowetz, Prinzipal des Gloria Theaters, hat für seine Bühne und im Endeffekt auch für sich ein literarisches Kuriosum ausgegraben. Agatha Christie, die unglaublich produktive Schöpferin wunderbarer Kriminalromane, hat in ihrem Œuvre auch einige Bühnenstücke vorzuweisen. Die Heldin der Komödie „Scherz beiseite“ ist auch darin wie in vielen Krimis die verschrobene alte Dame namens Miss Marple. Wer könnte diese gefinkelte Amateurdetektivin mit altmodischem Kostüm, überzeugter Altjüngferlichkeit und einer Leidenschaft zum Stricken besser darstellen als Gerald Pichowetz himself. Damit ist schon viel gewonnen, denn das Stück selbst zählt nicht zu den Meisterwerken der an sich bezüglich Bluttaten höchst erfindungsreichen Engländerin. Der mehrfach verschobene Mord stellt sich letztendlich als nicht gerade logisch und vom Motiv her alles andere als erzwungen heraus. Die Klärung erfolgt nach dem üblichen Muster, indem das Publikum in letzter Minute mit Fakten konfrontiert wird, die den Täter verlässlich zum Geständnis bringen.

Elisabeth Osterberger, Jazz Gitti, Michelle Härle © Gloria Theater

Elisabeth Osterberger, Jazz Gitti, Michelle Härle © Gloria Theater

Leopold Vodicka , Gerald Pichowetz © Gloria Theater

Leopold Vodicka , Gerald Pichowetz © Gloria Theater

Zum(zur) Hauptdarsteller(in) gesellt sich ein Ensemble, das stets für einen Spaß gut ist. Andreas Steppan ist ein eleganter Mister Stringer, der im noblen Haus seiner Nichte Mildred Redmond (Michelle Härle) ein sorgenfreies Leben genießt, so lang, bis die resolute junge Dame den Parasiten rausschmeißt. Die von ihr wohl zum Angeben eingeladene beste Freundin Liz (Julia Werbick) stellt sich als abgelegte Geliebte von Gatte Oliver Redmond heraus.

Robert Notsch steht damit zwischen zwei Frauen, von denen keine nur eine Spur Achtung vor seinem Talent als Komponist an den Tag legt. Übrigens stammt auch das wirklich großartige Bühnenbild von ihm, aber das nur nebenbei. Für eine neu geschaffene Arie hat Oliver den Sänger William Douglas engagiert. Für das Gloria Theater wurde dafür Eugene Amesmann gewonnen, ein grandioser Tenor, der von einer offenbar unmusikalischen Miss Marple als Tingeltangel-Darsteller heruntergemacht wird. Dazwischen sorgt ein ungemein patscherter Einbrecher für Lacher (artistisch: Ernst Vokurek). Als Inspektor Craddock von Scotland Yard ermittelt Franz Josef Danner, begleitet von Markian Kovalko als Constable, und an der Bushaltestelle erteilt Leopold Vodicka wunderbar verwirrende Auskünfte. Die guten Geister sind Haushälterin Ruby (Elisabeth Osterberger), die den Männern so zugeneigt wäre, wenn sie nur ihre Qualitäten erkennen würden, und die Beutewienerin Mitzi, alias Jazz Gitti, die gschert und trotz geschwollener Wange sangesfreudig Gesellschaft und Zuschauer einkocht.

Gerald Pichowetz, Eugene Amesmann © Gloria Theater

Gerald Pichowetz, Eugene Amesmann © Gloria Theater

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