Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


House of HAFNER Family Estate, das Ausnahmeweingut am Neusiedlersee

Bio, koscher und kein Wein ohne Auszeichnung

Die Frage, was denn einen koscheren Wein ausmacht, wird oft gestellt und Julius IV. Hafner hat darauf auch eine passende Antwort: „Im Grunde ist koscher nichts anderes als sauber und naturbelassen, eigentlich das älteste Bio-Zertifikat der Welt. Trauben und sonst nichts.“ Freilich, ganz so einfach ist nicht, trotz der Analogien. Für orthodoxe Juden hat der Wein koscher zu sein, also der rituellen Reinheit zu entsprechen. Diese wiederum wird vom Rabbi aufgrund bestehender Vorschriften definiert.

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Panorama: Daniela, Julius IV. und ihre Tochter Denise im Weingarten auf der Suche nach Raubmilben

r.g.o.: Die Weine von Hafner werden regelmäßig international mit Preisen ausgezeichnet (auf dem Bild: Best international wine of Terra Vino - MIWC,

Tel Aviv-Jafa, Israel)

r.: Die Raubmilbe ist entdeckt!

r.u.: Julius V., jüngster Spross der Familie Hafner

r.g.u.: Andenken an Julius III. mit Fotos von der ersten Eisweinlese im Burgenland

l.o.: Maschgiach Israel Lichtenstein

l.u.: Julius IV. Hafner

l.g.u.: Koschere Weine aus dem Hause Hafner


 

Koscher beginnt bei der Einrichtung des Kellers. Es dürfen nur Geräte und Gefäße verwendet werden, die vorher anderweitig noch nicht im Einsatz waren und damit unrein gewesen wären. Im Hause Hafner wurde die gesamte Produktion darauf eingestellt, von der Presse und dem Gärtank bis zur Filter- und Abfüllanlage. Eine Trennung, so Julius Hafner, wäre nicht wirtschaftlich und praktisch wohl auch nicht durchführbar, also wird auf seinem Weingut ausschließlich koscherer Wein erzeugt.

 

Mit der Trennung des Saftes von der Schale übernimmt Israel Lichtenstein die weiteren Arbeitsschritte bis zur Abfüllung, dem „Verflascheln“ und Versiegeln. Lichtenstein ist ein „jüdischer Mann“, das heißt, „er hält den Sabbat nach allen Gesetzen“. Nur ein solcher darf den Wein in dieser Zeit berühren, also damit arbeiten. Er ist in dieser Funktion ein Maschgiach und damit Gehilfe des Rabbiners (Abraham Y. Schwartz). Bei anderen Lebensmitteln wie Fleisch und Milch überwacht der Maschgiach die Produktion, beim Wein muss er höchstpersönlich arbeiten und jeden Handgriff selber ausführen, was während der Lese viele einsame Stunden im Keller bedeutet. Lichtenstein wohnt in Wien und pendelt in dieser Zeit zwischen seiner Wohnung und Mönchhof. Oft wird es zwei, sogar vier Uhr früh, bis die Arbeit getan ist und er die Anlagen versiegeln kann.

 

Die Stilistik der Weine bestimmt trotzdem der Winzer. Er setzt den Lesezeitpunkt fest, die Dauer der Maischegärung beim (übrigens histaminfreien) Rotwein und kann auch zwischendurch sensorisch die Entwicklung des Jungweins prüfen. Dafür muss ihm jedoch der Maschgiach die Kostprobe in einem Glas reichen. Er selber darf sich keine Probe vom Tank ziehen. Die Art der Schönung ist wieder Sache des Maschgiach, auch die Auswahl sonstiger Zusätze, die aber bei Hafner aufgrund der selbst auferlegten biologischen Produktion ohnehin wegfallen.

Bio liegt aber allein in der Kompetenz des Winzers und seiner Frau Daniela. Ihr Betrieb ist von der Bio-Austria zertifiziert, was sich vor allem darin zeigt, so Daniela Hafner, „dass in unseren Weingärten alles wächst und lebt; Kräuter und Blumen zwischen den Stockreihen und vor allem Nützlinge wie die Raubmilben auf den Reben. Sie helfen uns bei der Bekämpfung von Schädlingen.“ Der behutsame Umgang mit der Natur überträgt sich auf die Trauben und schließlich auf die Weine, über die Julius Hafner mit berechtigtem Stolz feststellen kann: „Die meisten meienr Weine wurden ausgezeichnet!“

 

Unkonventionelle Wege zu gehen, liegt dieser Winzerfamilie aus Mönchhof im Blut. 1970, erzählt Julius IV., hat sein Vater Julius III. als erster in Österreich Eiswein gemacht. Er ist damals das Risiko eingegangen, einen halben Hektar hängen zu lassen und bei den ersten Versuchen mit den gefrorenen Trauben die Presse zu beschädigen. Vor gut 30 Jahren wurde auch mit der Produktion von koscherem Wein begonnen. Das Weingut Hafner war dafür ausgewählt worden und hat trotz damit verbundener Erschwernisse bis heute durchgehalten.

Zwischen Julius Hafner und Israel Lichtenstein besteht eine gesunde Vertrauensbasis. Der eine kann darauf vertrauen, am nächsten Tag alles so vorzufinden, wie er es am Tag zuvor versiegelt hat. Der andere wiederum hat im Maschgiach einen erfahrenen Winemaker gewonnen. Im Alter von 18 Jahren wurde Israel Lichtenstein in New York vom Oberrabbiner in diese Tätigkeit eingeschult, zumindest was die Gesetze betrifft. Die Praxis, das Weinmachen, und das Gefühl für Qualität hat er sich im Laufe von mehr als dreieinhalb Jahrzehnten bestens angeeignet.

Verkauft wird der Wein wiederum vom Weingut Hafner. Jeder, ob Jude oder Nichtjude, darf koscheren Wein trinken. Ein orthodoxer Jude allerdings darf nur den koscheren Wein trinken. Lichtenstein: „Koscherer Wein wird meist für rituelle Zwecke verwendet. Mit dem Kiddusch, das ist der Segen über einem Glas Wein, wird der Sabbat eingeleitet oder Feiern wie die Beschneidung und eine Trauung.“ Anlässlich von Pessach, einem der wichtigsten Feste der Juden, werden im Andenken an den Auszug aus Ägypten und der Befreiung aus der Sklaverei im Rahmen des Sederabends rituell vier Becher getrunken und Mazzes (ungesäuertes Brot) und bittere Kräuter gegessen. „Einmal im Jahr, bei Purim, da wird so viel getrunken, dass man gut aufgelegt ist“, ergänzt Lichtenstein, um hinzuzufügen, „grundloses Weintrinken gibt es fast nicht.“

 

Dieses Trinken, einfach aus Genuss am guten Wein, das besorgen im Falle des Family Estate House of Hafner Kunden aus der ganzen Welt. Der weitaus größte Teil der Produktion geht in den Export. Hafner: „43 Länder, alle Kontinente, USA, China, Frankreich in Reihenfolge“, wobei in China und Frankreich die Nachfrage auf dem Süßweinsektor besonders groß ist. Ob sich Chinesen und Franzosen dabei bewusst sind, dass sie Wein trinken, der so nur im Weingut Hafner produziert werden kann?! Julius IV.: „Der erste und einzige Eiswein der Welt, der bio und koscher ist.“

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